Soziale Werte für die lokale Wirtschaft: Infoveranstaltung am 21. Januar

Gemeinwohl-Ökonomie: Unternehmen im Kreis Ebersberg sollen für neues Projekt gewonnen werden

 Das Team der Grafinger Sparda-Bank-Filiale (von links) um Leiter Stefan Bögl arbeitet für ein gemeinwohlorientiertes Unternehmen. 	Foto: Sparda-Bank eG

Das Team der Grafinger Sparda-Bank-Filiale (von links) um Leiter Stefan Bögl arbeitet für ein gemeinwohlorientiertes Unternehmen. Foto: Sparda-Bank eG

Ebersberg · Bayerische Unternehmer wünschen sich eine Wirtschaft mit Werten wie Menschlichkeit, Ehrlichkeit, Nachhaltigkeit. Der »ehrbare Kaufmann« aus alten Zeiten ist auch heutzutage Idealbild für viele.

Das ergab eine Umfrage des Bund Deutscher Selbstständiger (BdS) Bayern Anfang letzten Jahres. Mit dem Thema »Neue Werte für die Wirtschaft – Gemeinwohl-Ökonomie« startet die Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB) aus Freising ins neue Jahr. Am Dienstag, 21. Januar, lädt sie um 20 Uhr bei freiem Eintritt zu einem Vortrag mit Christian Felber, Mitbegründer der Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ), in den Haager Bürgersaal ein. Das alternative Wirtschaftssystem basiert auf Werten wie Vertrauensbildung, Wertschätzung, Kooperation, Solidarität und Teilen. Es sieht sich jedoch nicht als endgültiges Modell, sondern vielmehr als wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Veränderungsprozess, weg von Gewinnstreben und Konkurrenz, hin zum Agieren für das Gemeinwohl und Kooperation.

Auch für Diözesansekretär Rainer Forster von der KAB, ein glühender Verfechter der Gemeinwohl-Ökonomie, ist Wirtschaft ein Werkzeug im Dienste der Gesellschaft, das auf menschlichen und demokratischen Werten fußen und gleichzeitig die Ökosysteme der Welt im Blick behalten sollte. »Deshalb möchte die KAB diese Werte in alle Unternehmen der Landkreise Erding und Ebersberg tragen«, erklärt er. Geplant sind weitere Informationsveranstaltungen, bei denen jeweils ein vorbildliches Unternehmen vorgestellt werden soll.

Ein Beispiel ist die Sparda-Bank München eG, eines von 15 teilnehmenden Unternehmen der GWÖ Regionalgruppe Bayern. 2013 legte sie zum zweiten Mal ihre GWÖ-Bilanz vor, das Herzstück des Wirtschaftsmodells. In dieser sogenannten Matrix sind auf einer waagrechten und einer senkrechten Achse die Kriterien aufgelistet, nach denen sich ein Unternehmen selbst bewerten kann. Unter den Gesichtspunkten Menschenwürde, Solidarität, ökologische Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und demokratische Mitbestimmung werden die Berührungsgruppen, also Kunden, Mitarbeiter und das gesellschaftliche Umfeld unter die Lupe genommen: Sind zum Beispiel die Arbeitsbedingungen human? Werden die Gelder im ethischen Sinn angelegt? Die Ergebnisse der Bilanz sind Punktzahlen, die verraten, ob und wo noch etwas optimiert werden kann.

Die Sparda Bank zog Konsequenzen: Zum 1. Januar 2012 schaffte sie die Provisionen für ihre Kundenberater für die Vermittlung von Investmentfonds oder Versicherungen ab, ein Ausgleich erfolgt laut einer Pressesprecherin nun über das Gehalt. Außerdem wird Transparenz groß geschrieben: Auf der Internetseite können Kunden der Bank nachlesen, wie ihre Gelder angelegt werden. »Großer Wert wird auch auf die Förderung der Mitarbeiter gelegt«, sagt Stefan Bögl, Leiter der Geschäftsstelle in Grafing. Jederzeit könnten sie fachliche oder persönliche Weiterbildungen besuchen, die sie selbst aussuchen dürfen. Die Stärken jedes einzelnen würden ebenso berücksichtigt und so ergäben sich manchmal Aufgabenverschiebungen innerhalb des Unternehmens.

»Wir möchten solche Unternehmen sichtbar machen und politisch fördern«, so Forster. Im Hinblick auf die Kommunalwahl im März seien daher auch explizit politische Mandatsträger zu dem Vortrag in Haag eingeladen. Denn eine GWÖ sehe vor, sozial und nachhaltig handelnde Unternehmen zu belohnen, beispielsweise durch niedrigere Steuersätze und günstigere Kredite, findet Forster. Weitere Informationen und Beteiligungsmöglichkeiten an der GWÖ-Bewegung gibt es über die GWÖ-Regionalgruppe Bayern (www.gwoe-bayern.org) oder die KAB (www.kab.de).

Von Sybille Föll

Artikel vom 16.01.2014
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