Der Retter ist da!

Maria Gleißl vom Pfarrverband Aßling mit Gedanken zum Fest

Krippe in der Pfarrkirche St. Georg in Aßling. 	privat

Krippe in der Pfarrkirche St. Georg in Aßling. privat

Aßling · Haben Sie schon einen Blick in Ihre Fernsehzeitung geworfen? Bestimmt findet sich für den Heiligen Abend, den ersten und den zweiten Weihnachtstag bei irgendeinem Sender die Sissi-Trilogie. So sicher wie Weihnachten kommt, kommt Sissi.

Das war letztes Jahr so, das ist heuer so, das wird auch nächstes Jahr so sein. Die Programmmacher scheinen die Sehnsucht der Menschen gut zu kennen, die sie, nicht nur, aber gerade um Weihnachten herum erfüllt: die Sehnsucht nach einer heilen Welt, nach Frieden, nach Rettung aus allem Unbill der Welt.

Wie schön kann man sich wegträumen in eine bessere, gerechtere Welt, in der die Kleinen zu ihrem Recht und zu Ansehen kommen, die weniger Privilegierten nicht länger benachteiligt werden – von »Robin Hood« bis »Pretty Woman«. Aber kaum schauen wir uns danach die Nachrichten an, holt uns eine andere Wirklichkeit ein: Syrien, Bangkok, Philippinen… Wir werden konfrontiert mit einer Wirklichkeit, auf die uns auch unser engeres Lebensumfeld immer wieder stößt: ein Todesfall in der Familie, eine unheilbare Erkrankung, verletzende Bemerkungen, soziale Ungerechtigkeit. Letztlich machen wir in dieser Wirklichkeit immer wieder die Erfahrung, hineingestellt zu sein in Situationen, ja, in eine Welt, die uns fragen lässt: Wie kann ich Mensch sein, Mensch werden angesichts von Grenzerfahrungen, Verletzungen und Ungerechtigkeiten? Und spätestens bei der Frage nach dem Menschwerden sind wir bei Weihnachten.

Im Grunde genommen stehen alle bewunderten Filmhelden stellvertretend für unsere Sehnsucht, für die Sehnsucht aller Völker zu allen Zeiten: Es muss einen geben, der uns herausholt aus allen Ungerechtigkeiten, aus allem Elend. Das Volk Israel gibt dieser Hoffnung Ausdruck in den messianischen Weissagungen, die beim Propheten Jesaja zu lesen sind: »Über denen, die im Land der Finsternis wohnen, strahlt ein Licht auf. Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns geschenkt. Die Herrschaft liegt auf seiner Schulter.«

An Weihnachten wird die Sehnsucht aller Völker aller Zeiten erfüllt – ein für alle Mal. In der Heiligen Nacht kommt der Retter vom Himmel auf die Erde. Die Engel verkünden es und jubeln: »Christ, der Retter ist da!« Auch wir werden es singen mit den Worten unseres bekanntesten Weihnachtsliedes: »Christ, der Retter ist da!« Wir alle dürfen die Erfüllung all unserer Sehnsucht von diesem Kind erhoffen, unsere Hoffnung auf dieses Kind setzen. Das ist die gute Nachricht von Weihnachten für uns. Um mit den Worten von Karl Rahner zu sprechen: »Gott hat sein letztes, sein tiefstes, sein schönstes Wort im fleischgewordenen Wort in die Welt hineingesagt, ein Wort, das nicht mehr rückgängig gemacht werden kann, weil es Gottes endgültige Tat, weil es Gott selbst in der Welt ist. Und dieses Wort heißt: Ich liebe dich, du Welt und du Mensch. Deshalb haben wir allen Grund zu feiern.«

Weihnachten feiern heißt aber noch mehr. Der ehemalige Limburger Bischof Franz Kamphaus hat es einmal so auf den Punkt gebracht: »Mach‘s wie Gott, werde Mensch.« Trage diese Botschaft weiter von Christ, dem Retter. Den Hirten wurde die Botschaft anvertraut. Denen, die nicht das Sagen in der Welt hatten, wurde die Botschaft von der Rettung anvertraut, ihnen wurde zugetraut, dass sie sie weitertragen. Denn es braucht dazu keine übermenschlichen Fähigkeiten. Jesus Christus sucht die »normalen« Menschen, die im Alltag den christlichen Glauben leben, an dem Platz, den Gott ihnen zugedacht hat. Christ, der Retter ist da. Das ist keine Aussage, die es erlaubt, sich gemütlich zurückzulehnen. Christ, der Retter ist da. Das ist die unverbrüchliche Zusage Gottes, dass die Sehnsucht der Menschen nach Rettung und Befreiung eine Antwort erhält.

Christ, der Retter ist da. Das ist die Aufforderung an die Menschen, an uns, diese Zusage weiter zu tragen, sie spürbar und (be)greifbar werden zu lassen, das Licht der Weihnacht leuchten zu lassen, damit es hell werden kann für alle, die im Finstern leben.
So möchte ich Ihnen »Frohe Weihnachten« wünschen und ich möchte es tun mit den Worten, die Max von Schenkendorf gedichtet hat:

Brich an, du schönes Morgenlicht!
Das ist der alte Morgen nicht,
der täglich wiederkehret.
Es ist ein Leuchten in der Fern‘.
Es ist ein Schimmer, ist ein Stern,
von dem ich längst gehöret.

Der Himmel ist jetzt nimmer weit.
Es naht die sel’ge Gotteszeit
der Freiheit und der Liebe.
Wohlauf, du frohe Christenheit,
dass jeder sich nach langem Streit
in Friedenswerken übe!

Wer ist noch, welcher sorgt und sinnt?
Hier in der Krippe liegt ein Kind
mit lächelnder Gebärde.
Wir grüßen dich, du Sternenheld:
Willkommen, Heiland aller Welt,
willkommen auf der Erde.

Ihre Pastoralreferentin Maria Gleißl

Artikel vom 24.12.2013
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