Private »Christkinder«

Ebersberger können ihre Krippen beim Weihnachtsmarkt zeigen

Dank Franz Kisters (r.), hier mit einer Wurzelkrippe, kann Sepp Schromm erstmals seine peruanische Krippensammlung präsentieren.	Foto: Sybille Föll

Dank Franz Kisters (r.), hier mit einer Wurzelkrippe, kann Sepp Schromm erstmals seine peruanische Krippensammlung präsentieren. Foto: Sybille Föll

Ebersberg · Seit Jahren ist die Krippenausstellung des Ebersberger Krippenbauers Franz Kisters fester Bestandteil des Christkindlmarktes am Marienplatz. In diesem Jahr wird die Ausstellung erstmals um Sammlerstücke aus privaten Haushalten erweitert.

Adventsmärkte – Weihnachtsmärkte – Christkindlmärkte

Außerdem können Besucher dem Ammerseer Holzschnitzer Adolf Albrecht bei der Arbeit zuschauen. Eine Diaschau zeigt den sukzessiven Aufbau der Osterrieder Weihnachtskrippe in der Ebersberger Stadtpfarrkirche St. Sebastian, der den Augen der Kirchgänger sonst meistens verborgen bleibt. Die Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg hat in ihrem Gebäude in der Altstadtpassage 4 das erste Stockwerk für die Ausstellung zur Verfügung gestellt. Sieben von den neun Räumen sind momentan dafür eingeplant. »Sollten wir mehr private Krippen bekommen als erwartet, werden wir noch einen Raum hinzunehmen«, erklärt Kisters.

Seine Hoffnung ist, dass hier dauerhaft eine Art »zentrales Krippenzentrum« etabliert werden kann. Seit drei Wochen ist er mit den Vorbereitungen zur Ausstellung beschäftigt, zusammen mit Christkindlmarkt-Organisator Willi Bockler. Bisher haben die beiden zehn Zusagen von Bürgern, die ihre Krippen präsentieren möchten. Eine davon kommt von Sepp Schromm, dessen Sammlung eine Rarität ist: Unzählige, vorwiegend peruanische Krippen und Figuren hat der Ebersberger in den vergangenen 15 Jahren zusammengetragen. Darunter ein »tanzendes Jesuskind« der Künstlerfamilie Mendivil aus Cusco. In einem ehemaligen Büroschrank stehen weitere Figuren aus verschiedenen Epochen, Stilrichtungen und Materialien. Auf einem der Regale ist ein regelrecht himmlisches Orchester aus Ton vereint mit Trommeln, Panflöten und anderen typisch peruanischen Instrumenten.

Daneben steht ein Binsenboot mit der göttlichen Familie darin. Ein ganzer Raum ist für die Sammlung reserviert. Für Schromm ein wunderbares Erlebnis: Er wird die Unikate selbst zum ersten Mal nebeneinander sehen. »Zuhause habe ich keinen Platz, sie aufzustellen, sie lagern in Kisten«, erzählt er. Eine weitere Besonderheit der Ausstellung wird eine permanente Diaschau über die Osterrieder Krippe sein. Sie wurde von dem ehemaligen Ebersberger Pfarrer Martin Guggetzer in Auftrag gegeben, kurz nachdem er 1913 seinen Dienst als Seelsorger angetreten hatte. Er wies den Künstler Sebastian Osterrieder an, sie »nach dem Modell der Krippe, die seinerzeit für Seine Majestät Kaiser Wilhelm II. gefertigt worden ist«, zu bauen. Mehr als sechs Jahre brauchte der »Krippenwastl«, wie Osterrieders Spitzname lautete, dazu, wobei er jedes Jahr um Weihnachten herum per Post einen fertigen Teil schickte, angefangen vom Stall mit Jesus und Maria kurz vor Weihnachten 1914, bis hin zur Szene Mariä Verkündigung im Jahr 1920. »In der Reihenfolge seiner Lieferungen wird auch heute noch die Krippe in St. Sebastian peu á peu aufgebaut, vom ersten Advent bis zu Heilig Drei Könige«, erzählt Bockler. In der Diaschau sieht man den Vorgang quasi im Zeitraffer.

Kisters hat seine Exponate schon aufgestellt: Altbayerische Krippenställe, wie sie Anfang des 19. Jahrhunderts verbreitet waren. Damals war im Zuge der Säkularisierung das Aufstellen von Krippen verboten. Also bauten die Bauern realitätsgetreu ihre Wohnhäuser und angrenzenden Ställe nach, stellten Maria mit dem Jesuskind hinein und sagten: »Das ist unsere Magd, die hat gerade ein Kind bekommen.« 25 Krippen baut er jedes Jahr, allesamt Unikate. Sein imposantestes Werk ist die etwa zehn Quadratmeter große Ebersberger Stadtkrippe, die Jahrzehnte lang bei ihm im Keller stand, bis er sie vor fünf Jahren der Stadt schenkte. Unter der Bedingung, dass sie jedes Jahr ausgestellt wird und Spenden für soziale Zwecke gesammelt werden. Dieses Jahr geht das Geld an die Stiftung der Kreissparkasse, die damit verschiedene Projekte und Einrichtungen unterstützt.

In einem Raum gegenüber steht einsam auf der Fensterbank eine Egglburger Krippe aus Wachs, entstanden um das Jahr 1980. Mehr ist von den anderen neun Zusagen bisher noch nicht eingetroffen. Die Organisatoren hoffen, dass sich noch viele Leute beteiligen. »Ich weiß, dass es hier in Ebersberg wunderschöne Exemplare gibt«, sagt Kisters.

Wer Interesse hat, wendet sich an Willi Bockler, Tel. 01 70/­7 87 45 15. Geöffnet ist die Krippenausstellung am Samstag, 30. November, von 14 bis 20 Uhr, und am Sonntag, 1. Dezember, von 11 bis 19 Uhr.

Darüber hinaus bietet Kisters bis zu Lichtmess am 2. Februar Führungen für Schulklassen und Kindergärten, Vereine und kleine Gruppen an. Termine für die Führungen können unter Tel. 01 70/5 83 58 85 vereinbart werden. Sybille Föll

Artikel vom 19.11.2013
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...