Es gibt Nachholbedarf

Senioren wünschen sich mehr Kultur und mehr Ärzte

Zornedings Bürgermeister Piet Mayr sowie die Seniorenbeauftragten Ursula Roth (links) und Bianka Poschenrieder (rechts) stellen die Ergebnisse der Seniorenbefragung vor. 	Foto: sf

Zornedings Bürgermeister Piet Mayr sowie die Seniorenbeauftragten Ursula Roth (links) und Bianka Poschenrieder (rechts) stellen die Ergebnisse der Seniorenbefragung vor. Foto: sf

Zorneding · Mehr kulturelle Angebote, eine bessere ärztliche Versorgung, eine zentrale Beratungsstelle, Barrierefreiheit und in den eigenen vier Wänden alt werden: Das sind nur einige der Anliegen der Zornedinger Senioren, wie eine repräsentative Umfrage der Gemeinde ergeben hat.

Im Februar und März vergangenen Jahres hatten die Seniorenbeauftragten der Gemeinde, Ursula Roth und Bianka Poschenrieder, einen Fragebogen entwickelt, den sie Anfang April 2012 an 2047 Zornedinger ab 65 Jahre verschickten. 1074 Bögen kamen bis Ende Mai 2012 zurück – macht eine Rücklaufquote von über 53 Prozent. »Mit einer so hohen Resonanz hatten wir nicht gerechnet«, sagte Roth bei der Vorstellung der Ergebnisse am vergangenen Dienstag im Zornedinger Rathaus.

Aufgrund der Flut an Daten habe die Auswertung in Zusammenarbeit mit der Verwaltung dann auch fast anderthalb Jahre gedauert. Die Antworten der 541 Frauen und 466 Männer sollen dem Seniorenbeirat, der im Dezember gegründet und ab Januar aktiv sein wird, als Grundlage für seine Arbeit dienen (der Kurier Ebersberg berichtete).
Unzufriedenheit sind die Befragten offensichtlich mit dem kulturellen Angebot der Gemeinde. Zwar sei die Bücherei schon sehr aktiv und die Lesungen dort gut besucht – aber die Senioren wünschen sich unter anderem organisierte Ausflüge, ein Tanzcafé und mehr Konzerte, »nicht nur klassische, auch moderne«, sagte Bianka Poschenrieder.

Eine wichtige Erkenntnis: Je jünger die Befragten, desto weniger kulturelle Angebote der Gemeinde nehmen sie wahr, »weil sie wahrscheinlich von sich aus aktiver und mobiler sind«, vermutet Poschenrieder. So besucht von den 65- bis 79-Jährigen über die Hälfte keine Veranstaltungen, bei den 80- bis 84-Jährigen sind es hingegen nur rund zehn Prozent.

Ein anderer Aspekt der Befragung: Die ältere Generation vermisst vor Ort Einkaufsmöglichkeiten sowie Ärzte – allerdings variieren die Angaben je nach Ortsteil. In Daxenberg scheint die Versorgungslage besonders schlecht zu sein, denn 270 der Befragten möchten mehr Geschäfte. Im Hauptort Zorneding sind es 103, in den kleinen Dörfern Pöring, Ingelsberg und Wolfesing insgesamt 51. Mehr Ärzte wünschen sich in Zorneding 97 der Befragten, in Daxenberg 74 und in den übrigen drei Orten sind es 44. 61 Prozent davon sind Frauen.

»Wir können nicht erwarten, dass sich mehr Ärzte in einem so kleinen Ort wie Zorneding niederlassen«, sagte Bürgermeister Piet Mayr. Das Problem könnte aber durch einen Fahrdienst zu Praxen in den umliegenden Gemeinden behoben werden, meinte Roth.
Auch Treffpunkte für Senioren standen auf der Wunschliste der Befragten weit oben. »Zum Zeitpunkt der Befragung hatte das Café Hasi in der Birkenstraße noch nicht eröffnet, da ist mittlerweile nachmittags immer viel los«, warf Poschenrieder ein.

Kritik an der Verkehrssicherheit

Zwei weitere Themenbereiche waren Verkehr und Wohnen. Die Senioren kritisierten die mangelnde Verkehrssicherheit: Überstehende Hecken auf Gehwegen und hohe Bordsteinkanten nannten einige als Problem, ebenso die Überquerung der Fahrbahn am Birkenhof an der Oberen Bahnhofstraße oder in Pöring die Einmündung der Baldhamer Straße auf die Staatsstraße 2081. Auch eine Lärmschutzwand nördlich der Bahngleise auf Pöringer Seite wünschen sich viele Befragte, »die hat die Deutsche Bahn aber bereits abgelehnt«, so der Bürgermeister. Die Wand müsste die Gemeinde Zorneding aus eigener Tasche finanzieren.

Kritik hagelte es auch für den örtlichen S-Bahnhof: Sowohl die optische Gestaltung als auch das Fehlen öffentlicher Toiletten bemängeln die Senioren hier – außerdem möchten sie gerne einen Kiosk.
Eindeutig waren die Zahlen beim Thema Wohnen: 98 Prozent der Befragten möchten im Alter zuhause bleiben und im Falle einer Krankheit lieber auf die Versorgung durch die eigenen Kinder oder einen mobilen Pflegedienst zurückgreifen, als in ein Alten- oder Pflegeheim zu gehen. Voraussetzung dafür ist eine barrierefreie Wohnung. Welche Möglichkeiten es für einen Umbau gibt, dafür hätten die Senioren gerne eine zentrale Beratungsstelle in der Gemeinde, die dann auch Fragen rund um Pflege und Rente beantwortet.

Künftig mehr Informationen

Bereits im Workshop zur Gründung des Seniorenbeirates vor vier Wochen hatte sich herauskristallisiert, dass für die ältere Generation ein Informationsdefizit besteht. Daher hat die Gemeinde beschlossen, den Senioren künftig eine ganze Seite im Gemeindeblatt »Info« einzuräumen.
Eine Befragung in solchem Umfang hatte es im Landkreis Ebersberg übrigens bisher noch nicht gegeben. Es gebe schon Nachfragen aus anderen Gemeinden über das Prozedere, verriet Ursula Roth.

Von Sybille Föll

Artikel vom 14.11.2013
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