Wasser verunreinigt

Zu viel Blei: Grundschule muss Wasserspender aufstellen

Bürgermeister Albert Hingerl testet zusammen mit einer Schülerin den neuen Wasserspender in der Schule an der Gruber Straße.	Foto: Sybille Föll

Bürgermeister Albert Hingerl testet zusammen mit einer Schülerin den neuen Wasserspender in der Schule an der Gruber Straße. Foto: Sybille Föll

Poing · Wasserspender scheinen in der Gemeinde Poing zurzeit Hochkonjunktur zu haben. Am vergangenen Freitag startete der kommunale Wasserversorger VE München Ost an der Grund- und Mittelschule in der Gruber Straße ein Pilotprojekt:

In der Aula steht nun für alle Kinder und Mitarbeiter ein Gerät bereit, an dem frisches Trinkwasser aus der Leitung gezapft und nach Wunsch mit Kohlensäure angereichert werden kann. Bürgermeister Albert Hingerl (SPD) übernahm als Schirmherr die feierliche Einweihung zusammen mit Rektorin Simone Fleischmann.

Auch die Grundschule in der Karl-Sitter-Straße soll noch in dieser Woche einen Wasserspender bekommen – allerdings gezwungenermaßen und ohne feierliche Einweihung. Das erfrischende Nass stammt auch nicht aus der Wasserleitung, sondern aus dem Tank des Gerätes. Denn laut Gesundheitsamt enthält das Trinkwasser in der Schule zu hohe Mengen an Eisen, Mangan und Blei. Bei einer Routineuntersuchung, die die Gemeinde jedes Jahr durchführen lässt, war die Verunreinigung festgestellt worden. Während Eisen und Mangan vor allem technische Probleme verursachen kann, weil es Ablagerungen und Verkrustungen bildet und somit die Rohre verengt, ist zu viel Blei im Körper auf Dauer gesundheitsschädlich. Bisher liegt der Grenzwert in Deutschland für den Bleigehalt in Trinkwasser bei 25 Mikrogramm pro Liter, ab 1. Dezember 2013 wird dieser Wert sogar auf zehn Mikrogramm gesenkt. An der Karl-Sitter-Straße lag er deutlich darüber. »Es gab aber keine gesundheitlichen Beschwerden«, betont Bürgermeister Hingerl. »Es besteht keine Gefahr, weder für eine akute noch eine chronische Bleivergiftung«, bestätigt Dr. Hermann Büchner vom Gesundheitsamt Ebersberg. Dazu müsse man schon über Jahrzehnte hinweg täglich zwei Liter davon trinken. Woher die erhöhten Metall-Konzentrationen stammen, ist bisher unklar.

Die Vermutung ist jedoch, dass defekte, alte Leitungen die Ursache sind. »Die dreistufige Beprobung, die wir durchgeführt haben, spricht dafür«, so Büchner. Es gebe keinen Anhaltspunkt dafür, dass es am Wasserversorger liegen könnte. Die Schule war in den 60er- Jahren in mehreren Abschnitten über einen Zeitraum von zehn Jahren gebaut worden. In etwa drei Jahren, wenn die derzeit geplante, neue Schule fertig ist, sollte sie generalsaniert werden. »In solchen alten Gebäuden findet man öfters noch Wasserrohre aus Blei«, erklärt VE-Vorstand Jens-Folkard Schmidt. Die Gemeinde hat eine Fachfirma beauftragt, die die Untersuchungen vornimmt. »Das kann einige Wochen dauern. Erst wenn wir die Ursache kennen, werden wir zusammen mit der Schulleitung und dem Gesundheitsamt weitere Maßnahmen einleiten«, erklärt Hingerl.

Währenddessen freut sich Simone Fleischmann über den Wasserspender an ihrer Schule: »Er ist ein Beitrag zu unserer Gesundheitserziehung. Wir möchten den Kindern zeigen, dass auch Wasser gut schmeckt, nicht nur zuckerhaltige Getränke«. Hingerl findet die Initiative der VE eine »super Sache«. »So einen Wasserspender könnte ich mir auch fürs Rathaus vorstellen«, sagt er begeistert. Dass das Poinger Trinkwasser, das aus den Tiefen der Münchner Schotterebene stammt und über einen Brunnen südlich von Zorneding ins Netz gespeist wird, eine hohe Qualität hat und reich an lebenswichtigen Spurenelementen ist, zeigt eine Analyse vom 18. Juni 2013. Danach enthält es zum Beispiel viel Kalzium (82,9 Milligramm pro Liter) und wenig Natrium (2,2 Milligramm). Damit erzielt das Leitungswasser bessere Werte als so manches Mineralwasser aus dem Supermarkt. Einzige Sorge der Lehrerschaft ist, dass die Kinder das kostbare Nass zum Planschen missbrauchen könnten. »Dann müsst ihr halt einen ›Pritscheldienst‹ einrichten, der aufpasst«, schlug der Bürgermeister vor. sf

Artikel vom 22.10.2013
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