Ein Hammersport!

Jubiläum am 31. August: 40 Jahre »Moosacher Werfer«

Klaus Volkheimer (l.) und Albert Fichtner sind zwei der Gründungsväter der Moosacher Werfer, hier mit Volkheimers Frau, Margarethe Tomanek. 	Foto: sf

Klaus Volkheimer (l.) und Albert Fichtner sind zwei der Gründungsväter der Moosacher Werfer, hier mit Volkheimers Frau, Margarethe Tomanek. Foto: sf

Moosach (Glonn) · Am Rand der Wiese steht ein ausrangierter Eisenbahnwaggon, der der Moosacher Jugend als Treffpunkt dient, das alte Bahnhofshäuschen daneben ist verwaist, nur die Toilette ist noch in Betrieb.

Doch das Gras der Wiese ist frisch gemäht, die Hecken rund um das Auffangnetz an der linken Stirnseite gestutzt. Alles ist bereit für die Gäste, die am 31. August erwartet werden – zu einer der kultigsten sportlichen Veranstaltungen im Landkreis Ebersberg, ja vielleicht sogar in ganz Bayern: den Moosacher Werfertagen. Auf den Tag genau vor 40 Jahren fand auf der Wiese in der Bahnhofstraße der erste Wettkampf statt. Seitdem war der Ort Schauplatz von 272 »Werfer-Veranstaltungen« und das Event ist damit zum »Top-Treffpunkt« des Bayerischen Leichtathletik-Verbandes geworden.

Ausrichter war bis 1980 der TSV Moosach, dann übernahm Klaus Volkheimer für den TSV Grafing die Gastgeberrolle. Werfer aus ganz Deutschland, Österreich, Südtirol und der Schweiz waren hier schon dabei, um sich im Kugelstoß, Diskus- und Hammerwurf zu messen.

Letztere Disziplin steht in Moosach im Vordergrund. Es war und ist die Lieblingssportart von Albert Fichtner und Klaus Volkheimer, die die »Moosacher Werfer« zusammen mit acht weiteren Hammerwurf-Begeisterten gründeten. Sie gingen beide aufs Gymnasium in Wasserburg, wo Hammerwerfen angeboten wurde. Nach der Schule suchten sie sich einen Verein, bei dem sie das fortführen konnten. »Aber keiner wollte uns«, erzählt Volkheimer. Der Grund: Zwar sausen heutzutage keine Schmiedehämmer mehr durch die Luft, wie es bei den irischen und schottischen Vätern dieser Sportart Mitte des 19. Jahrhunderts üblich war. Doch die an Ketten geschleuderten Eisenkugeln, deren Gewicht je nach Alter des Sportlers zwischen drei und siebendreiviertel Kilogramm liegen, hinterlassen ebenfalls beachtliche Krater im Boden – nicht sehr vorteilhaft für gepflegte Rasenflächen in Sportstadien.

Fichtner klagte sein Leid seinem Jugendfreund Sepp Stimpfle, damals Vorsitzender des TSV Moosach, und dieser fragte bei seinem Schwager Anton Eisenschmid nach, ob die Hammerwerfer nicht auf seinem Grundstück am Alten Bahnhof trainieren könnten. Prompt kam die Zusage und vom Kieswerk-Besitzer Siegfried Eisenschmid noch dazu das nötige Material, um eine Wurfanlage samt Wurfringen und Schutzgitter bauen zu können. Nicht immer erfüllte das Netz seinen Zweck, zum Beispiel, als ein Hammer seinen Weg in die Bahnhofstoilette fand. So mancher Diskus oder Hammer landete auch schon in der Moosach, dem Bach, der direkt neben der Wiese entlang fließt und im Sommer für ungebetene Gäste wie Bremsen und Stechmücken sorgt. »Um die Sportgeräte wieder raus zu angeln, haben wir ein Spezialgerät gebaut«, sagt Volkheimer – und präsentiert grinsend eine Gartenharke mit verlängertem Stiel.

Dass von den zehn Teilnehmern des ersten Wettkampfes nach nunmehr 40 Jahren immer noch vier aktiv sind, bedeutet laut den Sportlern nicht nur, dass dieser Sport fit hält, sondern zeuge auch von einer Verbundenheit, wie sie allen Teilnehmern im Laufe der Jahre zu eigen wurde. »Moosach ist einfach Kult – trotz Maulwurfshügeln und Stechmücken«, sagt Fichtner. Zwischen zehn und 80 Jahre sind die Wettkämpfer, das Alter der etwa zehn Leute, die in Moosach trainieren, liegt durchschnittlich zwischen 60 und 75 Jahre. Der Jüngste, der aus Dachau kommt, ist 25, der Älteste 82. »Es mutiert also langsam zur Seniorenveranstaltung«, sagt Volkheimer bedauernd. Das Interesse beim Nachwuchs sei gering. Abgesehen von den wenigen Trainingsmöglichkeiten seien auch die Schuhe, die man zum Werfen braucht, schwer zu bekommen. Sie haben eine glatte Sohle und sind trotzdem rutschfest. »Mit normalen Turnschuhen kann man das nicht machen«, erklärt er.

Die 40. Moosacher Werfertage sind eine Gelegenheit, den Sport kennenzulernen. Beginn ist um 11 Uhr, für das gesellige Beisammensein im Anschluss an den Wettkampf ist kein Zeitlimit vorgesehen. Die Teilnehmer und Zuschauer werden an diesem Tag mit Getränken und Gegrilltem versorgt. Mehr Informationen zu den Moosacher Werfern sowie einen genauen Lageplan der Wurfstätte gibt es im Internet unter www.moosach-werfer.de. Sybille Föll

Artikel vom 27.08.2013
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