Ni hao, Herr Schwarz!

Chinesische Grundschulkinder zu Besuch in Unterföhring

Bitte recht freundlich! Die Schüler mit Lehrerin  A Miao He, Unterföhrings Rektorin Angelika Hillen und Bürgermeister Franz Schwarz.	Fotos: hgb

Bitte recht freundlich! Die Schüler mit Lehrerin A Miao He, Unterföhrings Rektorin Angelika Hillen und Bürgermeister Franz Schwarz. Fotos: hgb

Unterföhring · Eine chinesische Delegation besuchte Ende Juli Unterföhring. Sie wurde begleitet von Dolmetschern, Fotografen und Presseleuten.

Aber es waren keine Unternehmer, Ingenieure oder Politiker, die unter anderem mit Bürgermeister Franz Schwarz ins Gespräch kommen wollten, sondern Grundschüler aus Wenzhou. Vom 23. bis 25. Juli nahmen die 29 Kinder im Alter zwischen neun und zwölf Jahren drei Tage am Unterricht der Grundschule teil, um einen Einblick in das deutsche Schulsystem zu gewinnen. Angeregt, initiiert und organisiert hat diesen Besuch die Dolmetscherin Yi Zhang, die seit mehr als zehn Jahren in Poing lebt. »Die Ausstattung hier ist toll«, schwärmt eine kleine Chinesin und blickt sich in dem Rathaussaal um. »Mir gefallen überhaupt die Häuser hier sehr gut«, ergänzt ein Mitschüler. Sie und ihre Klassenkameraden erleben in der 10.500 Einwohner zählenden Gemeinde Unterföhring ein ziemliches Kontrastprogramm zu ihrem sonstigen Lebensumfeld. Sie gehen in der Stadt Rui’an zur Schule, einem Teil der Metropole Wenzhou. Allein Rui’an hat mit 1,2 Millionnen fast so viele Einwohner wie München, in ganz Wenzhou leben 7,5 Millionen Menschen. Die Stadt liegt in der Provinz Zhejiang, knapp 200 Kilometer von Shanghai entfernt. Alle 29 besuchen in ihrer Heimatstadt eines von drei Internaten mit rund 5.000 Kindern und Jugendlichen. Dies und die Kosten für so eine Reise verdeutlichen, wie es Yi Zhang formulierte: »Die Eltern sind sehr aufgeschlossen und relativ reich.«

Die Kinder nahmen nicht nur am Unterricht der zweiten, dritten und vierten Klasse teil, sie lernten auch die Arbeit der Beamten der Polizeiinspektion Ismaning kennen und besuchten eine Imkerin. Im Rathaus stellte ihnen Bürgermeister Franz Schwarz die Facetten der »Fernsehkommune« vor. »Das ist eine Premiere in Unterföhring, wir hatten noch nie eine Delegation aus China im Rathaus zu Gast«, meinte Schwarz beim Empfang. »Hier ist wohl alles viel kleiner als bei euch zu Hause?« Die Kinder grinsten, einige klatschten, viele zückten ihre Smartphones oder hoben ihre Tablets in die Höhe, fotografierten und filmten den Gemeindechef.

Yi Zhang hat Erfahrung mit solchen Besuchen. Schon einmal war auf ihre Initiative hin eine Abordnung in Bayern, in ihrem Wohnort Poing. Dieses Mal wurde die Gruppe aufgeteilt. Die Grundschüler besuchten Unterföhring, eine zweite Gruppe mit Jugendlichen lernte derweil das Gymnasium Kirchheim kennen. Neben der Organisatorin waren Lehrerinnen und Lehrer aus China sowie vier Übersetzer, die in München studieren oder arbeiten, stets bei der Stippvisite dabei.

Schulleiterin Angelika Hillen beschreibt das Erlebte so: »Die Kinder haben zusammen gesungen, gespielt und viel gelacht. Es war eindrucksvoll, wie sie aufeinander zugegangen sind, wie sie trotz der Sprachhürden schnell Kontakt zueinander fanden. Jedes Kind hatte ein kleines Mitbringsel aus China dabei, und es war faszinierend, dass jedes am Ende der drei Tage genau wusste, welcher neu gewonnenen Freundin oder welchem Freund es dieses Präsent geben wollte.« Es gab natürlich auf beiden Seiten unzählige Fragen, die Dolmetscher hatten kaum eine längere Pause. Kontakt im Spiel fanden die Kinder aber auch ohne viel Worte, nicht zuletzt dank ihrer Smartphones und Tablets. Beeindruckt zeigte sich ein elfjähriger Chinese von den kleinen Klassen, denn »bei uns sind wir 40 bis 50 Kinder in einer Klasse«. Ein Mitschüler meinte: »Deutsch ist zwar kompliziert, man kann aber viele Wörter vom Englischen ableiten.« Er kann das beurteilen, lernt er doch Englisch schon seit vier Jahren. H. G. Blessing / Gabriele Heigl

Artikel vom 06.08.2013
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