Die Vorstufe zum Paradies

Ministerpräsident Horst Seehofer in Gut Nederling

Ministerpräsident Horst Seehofer (dritter von rechts) war bei seinem Besuch im Moosacher Gut Nederling umringt von CSU-Politikern aus dem Münchner Norden.	Foto: ws

Ministerpräsident Horst Seehofer (dritter von rechts) war bei seinem Besuch im Moosacher Gut Nederling umringt von CSU-Politikern aus dem Münchner Norden. Foto: ws

Moosach · Alles schwitzt. Die weiß-blauen Fächer der CSU sind der Renner in Gut Nederling. Es herrschen fast tropische Temperaturen, als Ministerpräsident Horst Seehofer am Montagabend den Münchner Norden besucht.

Aber nicht wegen des schönen Sommerabends spricht der Regierungschef von einem »vorparadiesischen Zustand«, sondern weil »es uns in Bayern gut geht«. Blendend. »Bayern ist die Vorstufe zum Paradies«. Und in diesem Paradies isst man natürlich heimische Produkte wie Radi und Radieschen, Karotten und Kohlrabi. Seehofer bekommt von den Politikern im Münchner Norden einen großen Korb mit Salat und Gemüse geschenkt. Der Bundestagsabgeordnete Johannes Singhammer fordert die Bürger auf: »Kaufen Sie Produkte aus dem Münchner Norden.«

Der Ministerpräsident spricht in Moosach viele Themen an: den Länderfinanzausgleich, die Trinkwasserversorgung, den Pkw-Maut, Ganztagesangebote für Schüler und und und. Eines seiner Hauptziele sei die Bekämpfung der Bürokratie, sagt Seehofer. »Das hat schon der Stoiber gesagt«, raunt eine ältere Dame in der vierten Reihe ihrer Nachbarin leise zu. Der Regierungschef hört nichts von dieser Kritik. Er redet inzwischen von der Mütterrente. Und noch einmal vom Länderfinanzausgleich, gegen den der Freistaat Bayern ja bekanntermaßen klagt. Vom Fall Mollath sagt Seehofer nichts. Das ärgert eine Bürgerin. Lautstark macht sie mit einem Zwischenruf ihrem Ärger Luft. Er habe sich des Falles angenommen, entgegnet der Regierungschef. »Aber ein Urteil kann bei uns nicht durch einen Ministerpräsidenten aufgehoben werden, sondern durch Gerichte.« Dann nimmt er ausführlich zu dem Fall Stellung.

Am Ende, nach einer Stunde Rede, schwitzt auch der Regierungschef. Er schließt mit einem Zitat von Franz Josef Strauß: »Die Konservativen stehen an der Spitze des Fortschritts.« Ein Mann ruft dazwischen. Er will wissen, was denn mit dem Atommüll in Deutschland sei. Seehofer beantwortet die Frage des Bürgers zu dem schwierigen Thema mit einer Gegenfrage: »Und sagen Sie mir noch, wie wir den Atommüll künftig lagern.« Dann spielt die Blaskapelle Feldmoching die Nationalhymne und das Lied der Bayern. Voller Inbrunst. Hat der bayerische Ministerpräsident doch den Musikern zuvor ein Riesenkompliment gemacht: »Die Feldmochinger Blaskapelle gehört zu unserer Kultur wie Richard Wagner zu Bayreuth.« ws

Artikel vom 06.08.2013
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