Diskussionen über Lärmschutz in Brunnthal

Brunnthal · Teuer und nutzlos?

Während an der A99 (Abschnitt Autobahnkreuz München Süd und der Anschlussstelle Ottobrunn) in Sachen Lärmschutz schon fleißig gebaut wird, stehen an der A8 die Bagger noch still.	Foto: RedB

Während an der A99 (Abschnitt Autobahnkreuz München Süd und der Anschlussstelle Ottobrunn) in Sachen Lärmschutz schon fleißig gebaut wird, stehen an der A8 die Bagger noch still. Foto: RedB

Brunnthal · Klar ist beim Brunnthaler Lärmschutz an der Autobahn A8 derzeit nur, dass gar nichts klar ist.

Die Arbeiten im Südbereich des einmal auf rund 1,5 Kilometer Länge und 6,30 Meter Höhe konzipierten Konstrukts aus Wall und Wand stocken, nachdem die ausführende Firma Leserer teilkontaminierte Materialien verwendet und baulich teilweise den Wall zu wenig verdichtet hatte. Dort, südlich der Otterloher Straße, muss erst großflächig Erdreich abgetragen werden, ehe die Maßnahme fortgesetzt werden kann. Im Norden des Planungsareals (nördlich der Otterloher Straße) sind die Probleme noch offenkundiger. Hier haben die Arbeiten wegen nicht ausreichenden kommunalen Grunderwerbs und weiter ungeklärter Wasserschutz- und Naturschutzfragen noch gar nicht begonnen. Wegen der baulichen Mängel, der ungeklärten Grundstücks- und Naturschutzfragen gestaltet sich zudem der Dialog mit der zuständigen Autobahndirektion Südbayern zäh. Doch deren Placet ist unerlässlich.

Im Gemeinderat wurden die Problemstrukturen zuletzt gar noch vertieft: Weil immer noch nicht völlig klar ist, ob die Gemeinde beim eigenen Lärmschutz auch allein finanziell in die Bresche springt oder die Kosten am Ende doch auf die Anwohner umgelegt werden, gärte es mal wieder im Gremium. Zudem werden derzeit verschiedenste neue Varianten diskutiert. Von preiswert und nur begrenztem Lärmschutz der Variante eins (auf 1,5 Kilometern und besagter Höhe von 6,3 Metern) bis zu anderen Modellrechnungen auf zwei Kilometern Länge und Wand-/Wall-Konstruktionen über zehn Metern Höhe. Doch nach dem aktuellen Votum des Gemeinderates wird nun erst einmal gar nichts passieren auf der Dauerbaustelle: Mit 7:6 Stimmen und gegen das Votum der CSU will die Brunnthaler Ratsmehrheit erst einmal zweierlei: Im Herbst sollen die Bürger rund um Zugspitz- und Blumenstraße sowie »Am Osterholz« bei einer eigens anberaumten Versammlung nicht nur über die Kostenfragen detailliert informiert werden, sondern auch selbst zu Wort kommen. Erst auf Basis dessen soll über den Weiterbau und die künftige Variante entschieden werden.

»So kann man das Thema Lärmschutz auch beerdigen«, fasste Bürgermeister Stefan Kern (CSU) das Ergebnis im Rat enttäuscht zusammen. Schließlich warten die Menschen seit fast zwei Jahrzehnten auf den Lärmschutz, den bereits Kerns Amtsvorgänger den Zuzüglern Anfang der 1990er-Jahre versprochen hatten.

Doch die Unsicherheit besonders in finanzieller Hinsicht geht um. Sylvester Schuster (UBW) will zunächst die »Zahlen auf dem Tisch« haben. »Die Leute müssen doch wissen, was sie zahlen müssen für ihren Lärm-schutz – 40.000 Euro oder mehr hat nicht jeder so rumliegen.« Dem Rathauschef unterstellte er, bei den Kosten Nebelkerzen zu zünden. »Wenn der Wall fertig ist, müssen die Kosten umgelegt werden – das verschweigt der Bürgermeister«, schlug Ernst Portenlänger (SPD) in die selbe Kerbe. Kern dagegen blieb bei seiner Ausrichtung. Sollte etwa die mit rund 2,5 Milllionen Euro vergleichsweise kostengünstige Ausgangs-Variante gewählt werden, bleibe die Gemeinde bei ihrem Versprechen, die Kosten nicht auf die betreffenden Bürger umzulegen. »Das können wir schultern«, bestätigte der Rathauschef auf Nachfrage. Zudem sei eine umlegungsfähige Fertigstellung ohnehin nicht in Sicht. Doch Zweifel bleiben gerade auch beim Nutzen. Man brauche schon ein »geschultes Musikerohr«, räumte selbst Kern nach »Klangproben« ein, um bei Variante eins den Unterschied zur Lärmbelastung ohne Wall festzustellen. Zudem würden hier nur die Tages-Grenzlärmwerte eingehalten – nachts müsse man eben die Fenster schließen.

Überschaubarer Lärmschutz bei hohen Kosten? Warum nehme die Gemeinde nicht richtig Geld in die Hand, um vernünftigen Lärmschutz zu schaffen, wollte Helmut Vorleitner (UBW) wissen. Im September sollen auch die Bürger ihre Fragen stellen können, beschied aufgrund der ungeklärten Sachlage die Ratsmehrheit. Es dürften viele Fragen werden. Bis dahin rauscht nur der Autobahnverkehr entlang der A8 – das Unternehmen Lärmschutz dagegen ruht einmal mehr. Bleibt nur eine trügerische Hoffnung: Sollte dereinst der achtspurige Ausbau der Autobahn im Streckenabschnitt rund ums Brunnthal-Dreieck, wie von vielen prognostiziert, kommen, muss der Lärmschutz gesetzlich auf Kosten des Bundes angepasst werden. RedB

Artikel vom 30.07.2013
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