Geschichte im Heft: Wie lagen gemeindliche Höfe anno dazumal

Vaterstetten · Frühzeit Vaterstettens

Der Archäologe Hans Peter Uenze und die Kunsthistorikerin Brigitte Schliewen haben die Frühzeit der Dörfer Vaterstettens erforscht. 	Foto: js

Der Archäologe Hans Peter Uenze und die Kunsthistorikerin Brigitte Schliewen haben die Frühzeit der Dörfer Vaterstettens erforscht. Foto: js

Vaterstetten · Vor Kurzem ist die vierte Ausgabe der »Vaterstettener Hefte« erschienen. Das Thema: die Frühzeit der Dörfer Vaterstettens. Anhand von Katasterblättern aus dem Jahre 1809 hat der Archäologe Hans Peter Uenze, Mitglied der Kulturhistorischen Sammlung Vaterstettens, die Lage der Höfe aus der Gemeinde und ihrer Umgebung erforscht. Überraschend sei gewesen, dass die »mittelalterlichen Verhältnisse« bis ins 19. Jahrhundert noch erhalten gewesen seien, so Uenze.

Untersucht hat der Archäologe, der inzwischen in Rente ist und bei der Archäologischen Staatssammlung in München tätig war, unter anderem Archivmaterial über alte Feuerstellen, wie sie etwa im Stadtarchiv und im Bayerischen Hauptstaatsarchiv zu finden sind. Eine wichtige Quelle war jedoch eine Karte von 1809, die im Bauamt der Gemeinde vorliegt. »Ich war jeden Donnerstag dort und gehörte fast zum Inventar«, sagt Uenze und lacht.

Seine Recherchen, die er zwar ehrenamtlich, aber dank seines Berufs auf wissenschaftlich fundiertem Hintergrund vorgenommen hat, haben interessante Ergebnisse hervorgebracht. Das Gebiet um Vaterstetten sei in zwei »Zeithorizonten« besiedelt worden, berichtet er. Die erste Periode habe um 700 n. Chr. unter den Karolingern in Purfing und Neufarn begonnen, die zweite etwa 200 Jahre später in Baldham. Vaterstetten selbst wird indes erstmals im 12. Jahrhundert urkundlich erwähnt. Die Bajuwaren seien in der Region wegen des tiefen Grundwassers nicht ansässig gewesen, erklärt Uenze. In der Gegend um Vaterstetten liege der Wasserspiegel rund 20 Meter unter der Erde. So tiefe Brunnen zu graben sei damals technisch noch nicht möglich gewesen.

Nachzulesen ist in dem Heft, in dem zahlreiche historische Karten abgedruckt sind, außerdem die Lage der verschiedenen Höfe. Für alteingesessene Vaterstettener sei die sehr interessant, sagt Brigitte Schliewen, Kunsthistorikerin und ebenfalls bei der Kulturhistorischen Sammlung aktiv. Entstanden ist die Kulturhistorische Sammlung übrigens 2004 bei einer Ausstellung der Gemeinde über die Brauereien Vaterstettens. Die Initiatoren seien alle »vom Fach«, so Schliewen. Jedoch arbeiten sie ehrenamtlich, die Gemeinde stellt lediglich ein kleines Budget für Unkosten zur Verfügung. Zwar stammt keiner der Forscher aus Vaterstetten, Uenze kommt ursprünglich aus Marburg an der Lahn und lebt seit 1972 im Ort, Schliewen ist Berlinerin und 1971 zugezogen. Dennoch setzen sich die Wissenschaftler mit viel Engagement für ihre Wahlheimat ein. »Wir wollen nicht, dass die Geschichte dieser Randzone Münchens verloren geht«, sagt Schliewen. Erhältlich ist die aktuelle Ausgabe der Vaterstettener Hefte für 9,90 Euro im Rathaus und den Buchhandlungen im Ort. Julia Stark

Artikel vom 14.05.2013
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