Neue Einrichtung eröffnet im Juli in Grafing

Grafing · Tagespflege statt Heim

Noch herrscht in den Räumen der künftigen Tagespflege Baustelle, aber am 1. Juli ist alles fertig, freut sich Josef Koller, Vorsitzender „Förderwerk Senioren“. 	Foto: Sybille Föll

Noch herrscht in den Räumen der künftigen Tagespflege Baustelle, aber am 1. Juli ist alles fertig, freut sich Josef Koller, Vorsitzender „Förderwerk Senioren“. Foto: Sybille Föll

Grafing · Am 1. Juli eröffnet in Grafing eine Tagespflegeeinrichtung an der Glonner Straße 6. Bis zu 20 Gäste können dann hier täglich von 8 bis 16 oder 17 Uhr – je nach Bedarf – betreut werden.

Damit schließt der Betreiber, das gemeinnützige Unternehmen PflegeStern Seniorenservice, eine große Lücke im Landkreis Ebersberg. Tagespflegeeinrichtungen sind spärlich gesät, obwohl der Bedarf da sei, so Geschäftsführer Christian Kerschner-Gehrling: „Es gibt viele Angehörige, die mit der häuslichen Betreuung völlig überfordert sind, die dringend mal eine Auszeit bräuchten.“ In letzter Instanz würden sie sich dann für eine Unterbringung der Verwandten in einem Heim entscheiden. „Was eigentlich gar nicht nötig gewesen wäre, hätte es schon eine Tagespflege gegeben“, sagt Kerschner-Gehrling. Er rechnet damit, dass nicht nur Grafinger kommen werden, sondern auch Leute aus Ebersberg, Steinhöring, Aßling, Glonn, Moosach und vielleicht sogar Kirchseeon.

Bis 2001 gab es in Grafing überhaupt keine Seniorenpflege- oder -betreuungseinrichtung. 1991 gründeten engagierte Frauen das „Förderwerk Senioren“, um diesen Missstand zu beheben. Nach vielen Gesprächen mit der Stadt folgte 1996 die Gründung der Stiftung „SeniorenHaus Grafing“, aus der eine entsprechende Einrichtung finanziert werden sollte. Stiftungsratsvorsitzender ist Grafings Bürgermeister Rudolf Heiler. 1999 schließlich war Baubeginn des SeniorenHaus, 2001 wurde es eröffnet, „im Frühjahr 2002 waren bereits alle Plätze belegt“, erzählt Josef Koller, Vorsitzender des Förderwerk-Vereins. Die 40 Pflegeplätze des Hauses betreibt PflegeStern, das betreute Wohnen die Stiftung. Nun freut sich das Förderwerk, dass PflegeStern auch die Tagespflege übernehmen wird. Gute Erfahrungen macht es derzeit in Kirchheim, wo das Unternehmen seit November vergangenen Jahres eine Tagesstätte führt, die sehr gut angelaufen ist. Die Räume in Grafing hat es zunächst für zehn Jahre angemietet. Mittelpunkt wird ein circa 150 Quadratmeter großer Aufenthaltsraum mit einer großen Fensterfront zur Straße hin sein. Er wird mit einer offenen Küchenzeile ausgestattet, wo das Frühstück und Zwischenmahlzeiten zubereitet werden können.

Das Mittagessen wird voraussichtlich, wie auch im SeniorenHaus, von der Kreisklinik Ebersberg geliefert. Es wird eine Arbeitsplatte in normaler Höhe und eine abgesenkte angebracht, damit Gäste im Rollstuhl helfen können, wenn sie möchten.

Gemütlich wie im Wohnzimmer

Durch eine Schiebetür kann der hintere Bereich des Raumes abgetrennt werden. „Das wird wie ein Wohnzimmer, wo man gemütlich sitzen und sich in Ruhe unterhalten kann“, so Koller. Weitere Rückzugsmöglichkeiten befinden sich an der Längsseite des Raumes, wo zwei Ruheräume eingerichtet werden, ausgestattet mit Bett, Sessel und Fernseher. Daneben ist der Lagerraum für medizinische Utensilien und Bastelmaterial. An der Kopfseite des Aufenthaltsraumes führt ein Durchgang zu den Toiletten, einem großzügigen Bad mit Dusche und dem Personalraum. Hinter dem Gebäude wird die Anfahrtszone sein und ein kleiner Garten, den man auch über einen der Ruheräume erreichen kann. Zwei hauptamtliche Betreuer sind für die Anfangszeit vorgesehen, bei voller Auslastung soll auf drei Mitarbeiter aufgestockt werden. Eine halbe Stelle finanziert das Förderwerk. „Wir haben 1.000 Mitglieder und sind finanziell gut aufgestellt“, erklärt der Vorsitzende. Außerdem hofft der Verein auf ehrenamtliche Helfer. Etwa 30 Interessierte nahmen im Herbst 2012 sowie Anfang 2013 an Schulungen zur Qualifizierung von Demenzhelfern teil. „Die meisten, weil sie zu Hause demente Angehörige haben, aber ich könnte mir vorstellen, dass der ein oder andere auch in der Tagespflege aktiv werden möchte“, spekuliert Koller.

Doch zunächst muss noch kräftig die Werbetrommel gerührt werden. Drei bis vier Anmeldungen liegen bis jetzt vor, 40 bis 50 müssten es langfristig gesehen sein, damit sich die Einrichtung trägt. „Das Problem ist, dass viele Menschen Angst vor vermeintlich hohen Kosten haben“, sagt Kerschner-Gehrling.

Kosten: circa 25 Euro pro Tag

Dabei lägen diese seinen Schätzungen zufolge nur zwischen 20 und 25 Euro pro Tag, dank Zuschuss der Pflegekassen. Auch der Transport der Gäste sollte kein Problem sein: Für diejenigen, die ihre Verwandten nicht selbst bringen können, wird ein Fahrdienst angeboten. Unter der Telefonnummer 0 81 21 / 9 86 62 24 können sich Interessierte anmelden oder einen Beratungstermin vereinbaren. Ansprechpartner ist Sonja Albers vom PflegeStern. Bei der offiziellen Einweihung der Tagespflege bietet sich die Gelegenheit, die Räume zu besichtigen. Sie findet am 28. Juni oder 5. Juli statt, der genaue Termin steht noch nicht fest.

Von Sybille Föll

Artikel vom 08.05.2013
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