Fazit: Tumulte, »neue« Postanschrift, ein bankrotter Schmied

Grafing · Jubiläum von Öxing

Interessante Geschichten und der Öxing-Gedenktaler: Grafings Rathauschef Rudolf Heiler (l.) und Museumsleiter Bernd Schäfer freuen sich aufs Jubiläum.	sf

Interessante Geschichten und der Öxing-Gedenktaler: Grafings Rathauschef Rudolf Heiler (l.) und Museumsleiter Bernd Schäfer freuen sich aufs Jubiläum. sf

Grafing · Grafings ältester Stadtteil Öxing wird in diesem Jahr 1200 Jahre alt. Aus diesem Anlass findet nicht nur von Sonntag, 12. Mai, bis Sonntag, 29. September, eine Sonderausstellung im Grafinger Museum statt, sondern Archiv und Museum haben auch in Zusammenarbeit mit der Firma Simm einen Öxing-Gedenktaler entworfen.

Auf der Vorderseite zeigt er eine Ortsansicht aus dem Jahr 1890, auf der Rückseite eine Ansicht der Öxinger Pfarrkirche aus dem Jahr 1902. Erhältlich ist er in einer unlimitierten Prägung aus Kaiserzinn, Messing, Kupfer und Bi-Metall zu 4 Euro sowie als limitiertes Sammlerstück in drei Varianten: 300 Taler wurden in Feinsilber à 29 Euro hergestellt, 30 in Gold à 363 Euro, und 30 in Feingold à 755 Euro. Der Preis der beiden Letzteren beinhaltet Zertifikat, Münzdose und Etui. Der Taler ist ein Andenken an einen Ort, den es nicht mehr gibt. 1933 wurde Öxing nach Grafing eingemeindet.

In der Gründungsurkunde aus dem Jahr 813, die im Archiv des Erzbistums Freising aufbewahrt wird, ist Öxing erstmals schriftlich erwähnt. Von seiner einstigen Existenz zeugt heutzutage nur noch die Öxinger Straße im östlichen Grafing. Die Grenze zwischen den beiden Orten verlief damals ungefähr dort, wo jetzt die Münchner Straße ist. »Deshalb gibt es keine Festwoche, aber ganz unter den Tisch fallen lassen möchten wir das Jubiläum auch nicht«, erklärte Grafings Archiv- und Museumsleiter Bernhard Schäfer bei einem Pressetermin im Grafinger Rathaus. Denn noch heute gebe es Alteingesessene, die sich als »Öxinger« und nicht als »Grafinger« fühlten. »Sogar seine Postanschrift wollte mal jemand in ›85567 Öxing‹ statt ›85567 Grafing‹ geändert haben«, erzählt Bürgermeister Rudolf Heiler.

Da wundert es niemanden, dass der Eingemeindung tumultartige Zustände vorausgegangen waren: Obwohl Grafing – damals noch Marktgemeinde – und Öxing so gut wie miteinander verschmolzen waren, wollte Öxing unbedingt selbstständig bleiben. Zwei Eingemeindungsversuche 1877 und 1926 waren gescheitert, weil die erforderliche Mehrheit von zwei Dritteln aller stimmberechtigten Einwohner nicht erreicht wurde. 1933 schließlich entschied der Gemeinderat über die Köpfe der Bürger hinweg. Der damalige Öxinger Bürgermeister Josef Schlemmer, Befürworter der politischen Entscheidung, büßte dies mit dem Untergang seiner Schmiede. »Es kam keiner mehr in sein Geschäft«, erzählt der Museumsleiter. Der Stolz der Öxinger sei nicht unbegründet. Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts stand auf ihrem Grund die einzige Pfarrkirche, zu der die Grafinger pilgern mussten, und auch die erste Schule wurde in Öxing gebaut. 1925 zählte der Ort 788 Einwohner, der Markt Grafing circa 1300.

Mehr über die Geschichte der ehemaligen Gemeinde erfährt man bei einem Besuch der Sonderausstellung »1200 Jahre Öxing« ab 12. Mai im Museum der Stadt Grafing. Zu den Exponaten gehören neben Fotos und Dokumenten auch Funde der »Vorväter«, also der Bajuwaren aus der Mitte des siebten Jahrhunderts Ausstellungseröffnung ist am Sonntag, 12. Mai, um 11 Uhr, anschließend erwartet die Gäste ein abwechslungsreiches Nachmittagsprogramm. Zum Beispiel demonstriert die Firma Simm um 12 Uhr im Museumshof wie Münzen im Mittelalter geprägt wurden. Dazu wurde ein 500 Kilogramm schwerer Fallhammer benutzt. Die Wirkungsweise der massiven Maschine ist so einfach wie beeindruckend: Ein Gewicht von 42 Kilo fällt nach unten und schlägt auf einer nur münzengroßen Fläche auf, auf die ein passender Metallrohling gelegt wurde. Je nach Fallhöhe entspricht dies einem Aufschlagsdruck von 30 bis 50 Tonnen.

Mit einem lauten Knall entsteht zwischen dem Ober- und Unterstempel bei jedem »Schlag« ein kleines Kunstwerk in Silber oder Zinn. Bis 17 Uhr hat am Eröffnungstag jeder Besucher die Möglichkeit, sich seinen 1200-Jahre-Öxing-Gedenk-Taler ab 4 Euro direkt vor Ort prägen zu lassen. Nach dem 12. Mai kann der im Durchmesser 30 Millimeter große Taler bei der Stadtkasse Grafing, Rathausgasse 1, gekauft werden. Dort werden auch Bestellungen für die wertvolleren Sammlerstücke angenommen. Auch Öxing-Sonderbriefmarken wird es geben, die der Briefmarkensammler-Verein Grafing-Ebersberg hat drucken lassen. Motiv ist die Pfarrkirche Öxing. Sie sind ebenfalls am 12. Mai im Museum erhältlich. Interessenten sollten sich beeilen, denn es gibt nur 500 Stück. Sybille Föll

Artikel vom 07.05.2013
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