Zwei neue Krautgarten-Standorte an die Anwohner übergeben

Johanneskirchen/Daglfing · Aus eigenem Anbau

Erst verloste Gärtnermeisterin Ruth Kleinöder die Parzellen (oben), und dann konnten die Hobbygärtner auch schon loslegen (rechts).	Fotos: hgb

Erst verloste Gärtnermeisterin Ruth Kleinöder die Parzellen (oben), und dann konnten die Hobbygärtner auch schon loslegen (rechts). Fotos: hgb

Johanneskirchen/Daglfing · »Die Erde ist noch hart und trocken, pflanzen Sie heute also besser noch nichts an, warten Sie, bis es mal geregnet hat.« Mit diesem Rat stößt Gärtnermeisterin Ruth Kleinöder allerdings auf taube Ohren.

Die Freude bei den Hobbygärtnern nach dem langen Winter ist so groß, dass sie nicht mehr warten wollen. Am Freitag wurden von den Stadtgütern München knapp 50 Parzellen in der neuen Krautgartenanlage an der Stegmühlstraße in Daglfing an die neuen Kleingärtner übergeben. Geduldig haben alle auf den Moment der Übernahme gewartet. Aber jetzt wollen sie endlich loslegen. Nachdem sie ein Grundstück erlost haben, gehen sie an die Arbeit, greifen in ihre mitgebrachten, mit Pflänzchen und Gartenwerkzeug gefüllten Kisten und Körbe oder kaufen am eigens eingerichteten Stand der Stadtgüter Setzlinge. Sie packen Rechen und Spaten und pflanzen dann behutsam die ersten Setzlinge. Angegossen wird mit »naturtrübem« Wasser aus dem Ziehbrunnen, der inmitten des Areals installiert ist. »Eine Runde Milchkaffee für die Lauchzwiebel«, scherzt eine Frau angesichts der braunen Brühe in der Gießkanne.

Krautgärten sind eine Maßnahme zum Schutz des Münchner Grüngürtels, einem Leitprojekt des Stadtentwicklungskonzepts Perspektive München. »Die Gemeinschaftsaktion von Grüngürtel-Bauern, die Flächen verpachten, der Stadtverwaltung sowie den Bürgern soll eine nachhaltige und damit zukunftsfähige Landwirtschaft bewahren und fördern«, erläutert Hans Ernstberger, Abteilung Grünplanung im Planungsreferat. »Krautgärten bieten den Münchnern die Möglichkeit, sich selbst mit erntefrischem Gemüse und Salat aus Eigenanbau zu versorgen. So erfüllt sich der Traum vieler Städter nach einem eigenen kleinen Gemüsegarten. Und die Chancen auf ein eigenes Beet steigen«, versichert Ernstberger. Zwar wurde der bisherige Krautgarten in Johanneskirchen aufgelöst. Er wurde aber unweit davon ersetzt durch den Standort an der Glücksburger Straße sowie die Anlage in Dagl- fing.

Bis dato gibt es stadtweit 19 Krautgärten mit nahezu 1.200 Parzellen. Bewerben kann sich jeder. Doch wer jetzt noch eine Fläche haben will, muss bis nächstes Jahr warten: Alle Parzellen sind seit Ende Januar vergeben. Vormerkungen für 2014 werden angenommen per E-Mail an ruth.kleinoeder@stadtgueter-muenchen.de oder übers Krautgarten-Telefon (0 89 / 32 46 86 18) montags von 13 bis 17 Uhr. Auf der Internet-Seite www.krautgarten-forum.de gibt es weitere Informationen, Tipps und Hinweise. Kleingarten-Atmosphäre sollte man allerdings nicht erwarten. Wer auf einer Krautgartenparzelle ackert, muss ohne Lauben, Bänke und sanitäre Anlagen auskommen.

Immerhin ist die grobe Arbeit schon Anfang April mit landwirtschaftlichen Maschinen getan worden. Auch ein Großteil der Erstbepflanzung und -ansaat ist bereits erfolgt: Kartoffeln, Rot- und Weißzwiebeln, Rote Beete, Karotten, Spinat, Zuckerrüben, Radi und Radieschen stecken im Boden. »Jede Parzelle hat aber neben dem angelegten einen offenen Bereich für eigene Ideen«, erklärt Kleinöder. Außerdem betont sie: »Unser Gemüse aus ökologischem Anbau ist absolut frei von Chemie- und Gentechnik. Deshalb sind mineralische Dünge- und chemische Pflanzenschutzmittel tabu.«

»Stellen Sie sich bitte im Halbkreis auf«, bittet Kleinöder. Unter den 120 Frauen und Männern, die teils mit ihren Kindern gekommen sind, steigt die Vorfreude. Die Namen der Bewerber, die schon vor Monaten den Vertrag unterzeichnet und die Gebühr entrichtet haben, werden von der Gärtnermeisterin aufgerufen: »Ingeborg Weber, bitte«. Die Frau, die seit 15 Jahren einen Krautgarten betreut, tritt vor, zieht ein Los mit Nummer und geht zusammen mit Tochter Regina direkt zur ihrer bestellten 60-Quadratmeter-Parzelle. Dort wird sie im Laufe der nächsten Monate bis zu 200 Kilogramm Gemüse ziehen und ernten können. Von dieser Parzellengröße gibt es in Daglfing elf, die jeweils 125 Euro kosten. Mehr als 30 Parzellen sind 30 (70 Euro), jeweils eine 90, 120 und 180 Quadratmeter groß.

Die 90-Quadratmeter-Parzelle ganz am Rand erhält Christine Götschel, die mit Sohn Benedikt gekommen ist. »Krautgarteln, das mache ich schon seit einigen Jahren«, meint sie. Sie hat sich mit ihren Schwestern Brigitte und Maria zusammengetan. So verteilt sich die Arbeit, denn mindestens drei, meist zehn und mehr Stunden Pflege in der Woche fallen an. Als erstes greift Götschel genau wie ihre Mitgärtner in ihren Korb, holt ein Bündel Nylon heraus, bindet das Ende am Pflock in der Ecke der Parzelle fest, spannt die Schnur um die drei weiteren Pflöcke – und schon ist ihr Feld abgesteckt. Abgesteckt bis Mitte November, wenn der Krautgarten wieder geräumt werden muss. H. G. Blessing

Artikel vom 30.04.2013
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