SPD informiert über NSU-Untersuchungsausschuss

München Ost · »Neonazi-Terror näher als man denkt«

MdL Franz Schindler, OV-Vorsitzender Dr. Mark Salzmann, Micky Wenngatz von »München ist bunt e.V.«, Ausländerbeiratsvorsitzende Nükhet Kivran und MdL Markus Rinderspacher	Foto: privat

MdL Franz Schindler, OV-Vorsitzender Dr. Mark Salzmann, Micky Wenngatz von »München ist bunt e.V.«, Ausländerbeiratsvorsitzende Nükhet Kivran und MdL Markus Rinderspacher Foto: privat

München-Trudering-Ramersdorf · In einer trotz Frühlingstemperaturen gut besuchten Veranstaltung informierte die örtliche SPD mit ihrem Landtagsabgeordneten Markus Rinderspacher über die Mordserie der rechtsextremistischen Terrorzelle NSU.

Als Referent ins Truderinger Kulturzentrum eingeladen war der Vorsitzende des NSU-Untersuchungsausschusses im Bayerischen Landtag, Franz Schindler. Unter den Gästen waren neben zahlreichen Vertretern von Migrantenverbänden auch die Vorsitzende des Münchner Ausländerbeirats, Nükhet Kivran aus Waldperlach sowie die Vereinsvorsitzende von »München ist bunt e.V.«, Micky Wenngatz.

Rinderspacher rief in seinen einführenden Worten den Ramersdorfer Nazi-Mordanschlag auf Habil Kilic in Erinnerung. Der damals 38-jährige war unweit des SPD-Bürgerbüros am 29. August 2001 in seinem Obst- und Gemüseladen an der Bad-Schachener-Straße 14 in Ramersdorf mit zwei Kopfschüssen hingerichtet worden. Eine Kundin hatte den türkischen Einzelhändler gegen 11 Uhr vormittags blutüberströmt am Boden aufgefunden. Der mittlerweile herbeigeeilte Postbote konnte dem damals 38-jährigen nicht mehr helfen. Der Notarzt konnte nur noch den Tod feststellen. Die Ehefrau und die damals 14-jährige Tochter von Habil Kilic waren nach dem Mord von Ramersdorf fortgezogen. Habil Kilic war das bis dahin vierte von zehn Opfern der so genannten Terrorzelle NSU (Nationalsozialistischer Untergrund). Fünf der zehn Morde fanden in Bayern statt. Erst 10 Jahre später konnten die mutmaßlichen Täter ermittelt werden. »Der Neonazi-Terror ist nicht fern, sondern nah, nicht abstrakt, sondern konkret«, so Rinderspacher.

MdL Franz Schindler spann detailreich und pointiert den Berichtsbogen vom Jahr 1994, als die mutmaßlichen Täter ihre ersten Kontakte in Bayern hatten, über die Zeugenbefragungen im Untersuchungsausschuss bis hin zu dem am 6. Mai beginnenden NSU-Mordprozess am Oberlandesgericht München. Im Anschluss beantwortete er viele Fragen, auch zu den vielen Ungereimtheiten und Pannen bei der Ermittlung der Täter, insbesondere mit Blick auf das desaströse Zusammenwirken von Polizei und Verfassungsschutz und anderen Ebenen. Ortsvereinsvorsitzender Dr. Mark Salzmann dankte den Gästen für die rege Diskussion und gab für die örtliche SPD ein Bekenntnis zu einer diskriminierungs- und gewaltfreien, weltoffenen Gesellschaft ohne Rassismus ab.

Artikel vom 01.05.2013
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