Vaterstetten und Ebersberg überwachen Müllsünder

Vaterstetten-Ebersberg-Kirchseeon · Schmutzfinken stellen

Mit verschiedenen Arten der Überwachung kämpfen Kommunen und ihre Mitarbeiter wie  Wolfgang Kuhn gegen Müllsünder auf den Wertstoffinseln. 	Fotos: Gemeinde Vaterstetten

Mit verschiedenen Arten der Überwachung kämpfen Kommunen und ihre Mitarbeiter wie Wolfgang Kuhn gegen Müllsünder auf den Wertstoffinseln. Fotos: Gemeinde Vaterstetten

Vaterstetten-Ebersberg-Kirchseeon · Man stelle sich vor, jemand wirft auf einer Wertstoffinsel eine Konservendose in den Container für Weißglas und plötzlich ertönt eine Stimme über den Platz: „Hey, Sie da, das war der falsche Behälter! Bitte trennen Sie Ihren Müll sorgfältiger!“

Was in England so bereits praktiziert wird, hätte fast auch in Vaterstetten Wirklichkeit werden können. Doch nun will sich die Gemeinde auf die Überwachung ihrer Wertstoffsammelstellen per Kamera beschränken. In Kürze soll das Pilotprojekt, das die Firma Bosch im Oktober vergangenen Jahres im Vaterstettener Umweltausschuss vorstellte, starten. Zunächst an vier Standorten, „bis wir Erfahrungswerte haben“, sagt Wolfgang Kuhn, Leiter des Vaterstettener Umwelt- und Abfallwirtschaftsamtes. Welche das sein werden, verrät er noch nicht, denn in den nächsten Wochen wird laut Kuhn das Ganze in einem dafür eingerichteten Arbeitskreis endgültig festgelegt. Wie teuer eine dauerhafte Kameraüberwachung wäre, steht noch nicht fest – und ist nach Aussage von Kuhn abhängig von den Ergebnissen des Pilotprojekts. Die werden nach Beendigung des Versuchs dem Gemeinderat vorgestellt, der dann über das weitere Vorgehen entscheiden muss.

Bis dato gab es noch keine Überwachung der Wertstoffinseln in Vaterstetten, aber jede Menge Ärger und Kosten. Die Leute laden einfach auch ihren Sperrmüll daneben ab. Die Entsorgung kostet die Gemeinde laut Kuhn jährlich bis zu 80.000 Euro. 40.000 gehen an die Firma „Ramadama“, ein Zweckbetrieb des Vereins für berufliche Integration zur Schaffung von Arbeitsplätzen psychisch kranker Menschen. Sie kommen drei Mal pro Woche, räumen auf und bringen den Müll zum Wertstoffhof. Von dort muss er weiter entsorgt werden, das meiste landet in der Verbrennungsanlage. Das koste noch mal rund 40.000 Euro, sagt Kuhn.

Was alles falsch in den Containern landet, erfährt die Gemeinde nur, wenn es Klagen von der Betreiberfirma Remondis gibt. „Aber das war in den letzten Jahren glücklicherweise nicht der Fall“, sagt Kuhn. Offenbar sind die Vaterstettener kompetente Mülltrenner. Möchte ihnen die Gemeinde deshalb die Lautsprecher ersparen? „Der Arbeitskreis, der sich in den vergangenen Monaten mit dem Thema beschäftigt hat, glaubt, dass es dafür keine Akzeptanz in der Bevölkerung gibt“, so Kuhn. So bleibt es bei den Kameras, die demnächst ein Auge auf Müllsünder haben werden.

Weniger offensichtlich handhabt es die Stadt Ebersberg. Nur wer einmal erwischt wurde und Strafe zahlen musste, weiß, dass wohl irgendwo eine Überwachung stattfinden muss. Diese erfolgt jedoch unregelmäßig und unsichtbar. Seit fast drei Jahren arbeitet die Gemeinde mit einem Detektivbüro zusammen, das den Schmutzfinken auf der Spur ist. Seitdem wird auf den Wertstoffinseln kein Sperrmüll mehr deponiert. „Die Entsorgung hat uns früher rund 50.000 Euro pro Jahr gekostet“, sagt Bürgermeister Walter Brilmayer.

Detektive sehen in Kirchseeon nach dem Rechten

Doch noch immer wird falsch getrennt und auch das kommt die Kommune teuer zu stehen, denn sie kann vom Entsorgungsunternehmen dafür belangt werden. Das holt sich Ebersberg wieder zurück: Wirft jemand eine Bananenschale in den Papiercontainer, gibt es ein Verwarnungsgeld, sind es hingegen 20 Liter Altöl, zieht das ein höheres Bußgeld nach sich. „In diesen drei Jahren sind vier Leute vor Gericht gezogen, weil sie sich keiner Schuld bewusst waren“, erzählt Geschäftsführer Erik Ipsen. Vier Mal musste der Richter den Klägern Nachhilfe in korrekter Mülltrennung geben, vier Mal gewann die Gemeinde.

Auch in Kirchseeon wird „undercover“ ermittelt. Bislang ging allerdings noch kein „großer Fisch“ ins Netz. „Durch die Zusammenarbeit mit einem Detektivbüro konnten nur kleinere Delikte festgehalten werden“, so Bürgermeister Udo Ockel. Demnächst will die Gemeinde die Ergebnisse des Versuches auswerten, den Kosten-Nutzen-Faktor abwägen und dann entscheiden, ob die Überwachung fortgesetzt wird.

Schließlich bedeuten die unmäßig vermüllten Wertstoffinseln einen höheren Personalaufwand für die Reinigung. Zusammen mit der normalen Entleerung und Säuberung zwei Mal pro Woche kommt da laut Ockel leicht ein fünfstelliger Betrag im Jahr zusammen. Aufklärung hilft da wenig, ist sich Erik Ipsen sicher. „Denn diejenigen, die ihren Müll daneben stellen oder Essensreste in den Papiercontainer werfen, tun das wissentlich“. Da helfe nur eines: Zur Kasse bitten. Von Sybille Föll

Artikel vom 07.02.2013
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