Wer tritt in die Fußstapfen von Gottlieb Fauth?

Landkreis · Landkreiskind(er)

Von links: Robert Niedergesäß, Ernst Böhm, Reinhard Oellerer, Anton Ried. 	Fotos: privat

Von links: Robert Niedergesäß, Ernst Böhm, Reinhard Oellerer, Anton Ried. Fotos: privat

Ebersberg-Anzing-Grafing-Vaterstetten · Mit 133 von 194 Stimmen haben die Delegierten der CSU-Ortsverbände am vergangenen Samstag Vaterstettens Bürgermeister Robert Niedergesäß zu ihrem Landratskandidaten gewählt.

Sein Kontrahent, der Ebersberger Stadtrat Florian Brilmayer, erhielt 61 Stimmen. Auch wenn Brilmayer als Sohn des Ebersberger Bürgermeisters Walter Brilmayer Politik quasi schon in die Wiege gelegt wurde, ist Niedergesäß wohl an praktischer Erfahrung reicher, schließlich ist der 41-Jährige seit knapp zwölf Jahren Oberhaupt der größten Landkreis-Gemeinde, zuvor war er JU-Kreisvorsitzender. Die Familie väterlicherseits stammt aus Oberschlesien, sich selbst bezeichnet der diplomierte Volkswirt als »Kind des Landkreises« – aufgewachsen in Zorneding, Baldham und Vaterstetten. Seine Themen im Wahlkampf: Finanzen, die Energiewende und die Entwicklung des Landkreises. Für Vaterstetten wurde ein entsprechendes Programm erarbeitet, das ein »maßvolles« Wachstum vorsieht, die »Explosion« in Parsdorf erklärt er damit, dass Vaterstetten in Sachen Gewerbegebiet Nachholbedarf hatte. Bei der Wahl gehe es um eine »weitreichende Personalentscheidung«, denn im Gegensatz zu den Kandidaten der anderen Parteien, die alle zwischen 55 und 60 Jahre alt sind, könne mit ihm »ein echter Generationswechsel« in der Kreisbehörde erfolgen. Sein Amt in Vaterstetten könne er guten Gewissens abtreten: Viele wichtige Projekte seien »auf sicheres Gleis gebracht, die können von meinem Nachfolger gut in den Bahnhof eingefahren werden«, sagt Niedergesäß.

Einen Tag zuvor hatten die Freien Wähler ihren Kandidaten offiziell vorgestellt: Anton Ried (59), seit 2008 Zweiter Bürgermeister von Ebersberg, davor Dritter Bürgermeister. Seit 20 Jahren ist er selbstständiger Kaufmann, zuvor war er in einer großen Münchner Firma für Arbeitssteuerung und Controlling zuständig, aber die politische Arbeit sei ihm wichtiger, »weil ein Ideal dahinter steckt«. Dennoch hat sein Beruf ihm geholfen, selbstständig und unternehmerisch zu denken, »über den Tellerrand« zu schauen. Das sei vor allem bei den Themen Wachstum und Verkehr wichtig. »Erst alle Faktoren miteinbeziehen, Konsequenzen bedenken und dann erst handeln«, ist seine Devise, nicht machtbewusst und mit Ellbogen alles durchsetzen. Als Landrat würde er ´zunächst den intensiven Kontakt mit den Bürgermeistern aller Städte und Gemeinden und Gespräche mit den Führungskräften im Landratsamt suchen. Aber auch Bürgernähe ist für ihn selbstverständlich.

Am Donnerstag nominierten die Grünen ihren Kandidaten, den Anzinger Gymnasiallehrer Reinhard Oellerer. Der 60-Jährige ist seit vielen Jahren politisch aktiv, seit 1996 als Gemeinderat in Anzing, seit 2008 als Kreisrat im Ausschuss für Familie, Soziales, Schulsachaufwand, Sport und Kultur. Er weiß, wo es hakt: »Es bedarf einer nachhaltigen Politik, in vielen Bereichen wird zu kurzfristig gedacht.« Beispielsweise sei die Finanzlage des Landkreises kritisch. Ein hoher Investitionsbedarf habe dazu geführt, dass die Schulden auf über 70 Millionen Euro zu steigen drohen. »Hier müssen wir gegensteuern.«
Der Kreistag hat dazu laut Oellerer bereits eine von den Grünen entworfene Finanzleitlinie verabschiedet, die bis zum Jahr 2035 Maßnahmen zum Schuldenabbau vorsieht. Bei den Themen Landschaftsverbrauch und Verkehr wünscht sich der Pädagoge Lösungen, die umwelt- und sozialverträglich sind, wie es das Mobilitätskonzept der Grünen aufzeige. Ein weiterer Schwerpunkt, dem er sich als Landrat widmen würde, ist der Ausbau von Ganztagsschulen und der Schulsozialarbeit. Der Aufgabe als Kreis-Chef sieht er sich gewachsen. »Ich habe in der Kreispolitik bewiesen, dass ich für wichtige Probleme richtige Lösungen anbieten kann.«

Für die SPD geht der Grafinger Unternehmer Ernst Böhm ins Rennen. Der 55-Jährige ist auf der Parteienbühne noch ein Neuling und hatte bisher kein Mandat inne, gilt jedoch als Mann der Tat. Sollte Böhm die Wahl gewinnen, ist eines seiner Ziele, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Hier verfügt er über 20-jährige Erfahrung: Nach zweijähriger Tätigkeit als Anwalt arbeitete er fünf Jahre bei einer Eglhartinger Firma, bevor er angestellter Geschäftsführer bei einer großen Münchner Dachdeckerei wurde. Auch die Umwandlung des Kasernengeländes in Bad Aibling in ein Vorbildquartier für die Wohnungswirtschaft zählt, zu Böhms Erfolgen. Seine Erfahrungen bei diesem Projekt will er beim Thema Energiewende einsetzen. Die individuelle Förderung von Kindern und Jugendlichen ist ihm aber mindestens ebenso wichtig. »Meine Familie väterlicherseits wurde 1946 aus dem Sudetenland vertrieben, ich bin mit dem Spruch ›Nur was Du im Kopf hast, kann Dir keiner nehmen‹ aufgewachsen.« Die Wahl des neuen Landrats findet am 14. April statt. Sybille Föll

Artikel vom 05.02.2013
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