Anton Kawelke bringt Spiel der Könige an Schulen

Vaterstetten · FSJ im Schachclub

Freiwilliges Soziales Jahr im Schachclub? Das geht tatsächlich: Anton Kawelke (3. v. l.) bringt das königliche Spiel Schülern rund um Ebersberg bei.	Foto: sf

Freiwilliges Soziales Jahr im Schachclub? Das geht tatsächlich: Anton Kawelke (3. v. l.) bringt das königliche Spiel Schülern rund um Ebersberg bei. Foto: sf

Vaterstetten · Ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in einem Schachclub? Und das im Bereich Sport des Bayerischen Landessportverbands? Schwer vorstellbar, aber das gibt es. Zum Beispiel beim Schachclub Vaterstetten (SCV).

Und die Aufgaben sind dort weitaus anspruchsvoller und interessanter, als sich so mancher vorstellen mag. Denn der Vorsitzende, Walter Rädler, ist so sehr von den in jeder Hinsicht förderlichen Aspekten des königlichen Spiels überzeugt, dass er sich schon seit Jahren für die Einführung von Schachunterricht an Schulen einsetzt. Und hier ist Anton Kawelke im Einsatz: Seit Oktober dieses Jahres betreut der 18-Jährige jeden Vormittag Schachgruppen in den Grundschulen Neukeferloh, Zorneding, Baldham und Vaterstetten, nachmittags gibt er vielversprechenden Nachwuchsspielern des SC Vaterstetten Einzelunterricht.

Wie es dazu kam? Er ist schon seit einigen Jahren Schach-Trainer und hat vergangenes Jahr den C-Trainerschein gemacht. Der Kurs hierfür fand in Vaterstetten statt und so hat er Walter Rädler kennengelernt. Rädlers Angebot eines FSJ im Club nahm der damalige Abiturient gerne an. Denn obwohl er seit der neunten Klasse weiß, dass er Molekularbiologie studieren möchte und auch schon einen Studienplatz an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München hat, wollte er nach dem Abitur erst einmal etwas anderes machen: »Schach ist mein größtes Hobby.«

Mit 14 Jahren hat Kawelke angefangen, seitdem spielt er im Schachclub Gräfelfing, wo er derzeit Erster Jugendleiter ist. Daher war es für ihn naheliegend, sein Hobby auch beruflich zu nutzen. Wichtig ist für den 18-Jährigen, dass die Kinder, die er beim Schach betreut, am Anfang einfach Spaß haben. Deshalb spielt er mit ihnen – nicht Schach, sondern alles, was die grauen Zellen fördert, um dann erfolgreich Schach spielen zu können. So schauen sich Trainer und Schüler zum Beispiel lustige Videos an und die Kinder müssen anschließend sagen, was die Figuren anhatten, welche Gegenstände auf dem Tisch lagen und ähnliches. »Das schult die Merkfähigkeit«, so der FSJler. Komplizierte Schachzüge zu erklären, würde eher abschreckend wirken. Das komme später. Dann seien die Kleinen auch sehr eifrig bei der Sache. »Die Kinder wissen, dass es am Ende des Schuljahres ein Schachturnier gibt und entwickeln von selbst Ehrgeiz.«

Wo der sportliche Aspekt bei dem Ganzen ist? Bewegung gehört laut Kawelke zum Schach. So stellt er zum Beispiel den Zeitmesser nicht auf den Tisch, sondern weiter weg, und die Kinder müssen nach jedem Zug hinlaufen. Oder es gibt Bewegungsspiele. »Ohne körperliche Fitness kann man kein guter Schachspieler werden, denn so lange konzentriert dazusitzen ist anstrengend.«

Immerhin ist Schach vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) als Sportart anerkannt. Er selbst spielt nebenbei Eishockey und hat im Zuge seines C-Schachtrainer-Scheins auch gleich noch den Übungsleiterschein für Breitensport in der Sportschule Unterhaching mitgemacht. Das ist jedoch noch längst nicht alles, was Anton Kawelke bei seinen Schachaktivitäten erlebt. Als Landesjugendsprecher der Bayerischen Schachjugend reist er zu Kongressen, um sich fortzubilden, lernt beispielsweise, wie man auch Mädchen für den Denksport begeistern kann. Beim großen Schachevent »10 gegen Lüneburg« im September lernte er die Schachlegende Garry Kasparow kennen.

Bei der Deutschen Meisterschaft in Oberhof, dem Highlight im Jugendschach, darf er das Rahmenprogramm entwickeln. Und als Abschlussprojekt seines FSJ wird er voraussichtlich im Mai kommenden Jahres den Oberbayerischen Grundschulcup für den SCV organisieren. Das ist eine große Schachparty für Kinder, Eltern und Geschwister. Etwas, worüber er sich besonders freut: Die Kasparow Foundation hat bei ihm angefragt, ob er bereit sei, ein Schachbuch vom Russischen ins Deutsche zu übersetzen. Das Know-How besitzt er, denn Kawelkes Mutter ist Russin, sein deutscher Vater Russisch-Dolmetscher und er wuchs zweisprachig auf. »Wenn das klappen würde, wäre super!« Walter Rädler ist begeistert von seinem Mitarbeiter und der Tatsache, dass der SCV einen FSJler beschäftigen kann: »Es ist eine Win-win-Situation: Wir haben einen tollen Trainer, Anton erlebt ein großartiges Jahr mit vielen Schachhighlights.« 2013 möchte Rädler unbedingt wieder einen FSJler für den Nachwuchs.

Interessenten erreichen den SCV-Vorsitzenden per E-Mail unter wraedler@aol.com oder unter Tel. 0 81 06/71 64. Sybille Föll

Artikel vom 13.11.2012
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...