Manche nannten es »Hetzjagd«: VaB-Vorstand zurückgetreten

Vaterstetten · Neustart fürs MGH?

Tom Wolf, Gregor Flüge, Helga Heichele, Dagmar Mayr-Kolwe, Reinhart Frankl, Gustav Lorenz, Heinz Bastian (v.l.) bilden den neuen VaB-Vorstand.	Foto: privat

Tom Wolf, Gregor Flüge, Helga Heichele, Dagmar Mayr-Kolwe, Reinhart Frankl, Gustav Lorenz, Heinz Bastian (v.l.) bilden den neuen VaB-Vorstand. Foto: privat

Vaterstetten · Die Karten sind neu gemischt: In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am vergangenen Donnerstag hat der Verein aktiver Bürger (VaB), Trägerverein des Mehrgenerationenhauses (MGH) in Vaterstetten, einen neuen Vorstand gewählt, nachdem sechs der sieben bisherigen Vorstandsmitglieder ihre Ämter niedergelegt hatten.

»Wir sind menschlich enttäuscht über die Entwicklung der letzten Wochen und sind nicht bereit, die persönlichen Angriffe gegen uns länger zu akzeptieren«, hieß es Ende August in der öffentlichen Begründung. Konkret hatten Vereinsmitglieder dem Vorstand vorgeworfen, nicht transparent zu arbeiten, Informationen über Beschlüsse nicht weiterzugeben und die MGH- Leitung zu mobben.

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Wochenlang brodelte es beim VaB, bis sich die Vorsitzende Christiane Warnke, ihr Stellvertreter Horst Brendel, Kassier Helmut Schlund, Schriftführerin Lisa Neunaber sowie die Beisitzerinnen Magdalena Fischbach und Elke Hantinger entschlossen, zurückzutreten. Einer der Kritiker war Gustav Lorenz, seit 2006 Mitglied im Verein, erst kürzlich als dritter Beisitzer in den Vorstand nachgerückt, und der einzige, der weitermachen will. Am vergangenen Donnerstag wurde er zum neuen Vorsitzenden gewählt, Tom Wolf zu seinem Stellvertreter. Kassier ist nun Reinhart Frankl, Schriftführerin Helga Heichele, als Beisitzer gehören Dagmar Mayr-Kolwe, Heinz Bastian und Gregor Flüge dem neuen Team an. Dass Lorenz dem geschiedenen Vorstand für »sehr viel und sehr gut für das Ehrenamt in Vaterstetten geleistete Arbeit« dankte, musste nach einer »Hetzjagd«, wie es einige nannten, für den zurückgetretenen Vorstand wie Hohn klingen.

Doch Lorenz betont: »An der Arbeit hatte niemand etwas auszusetzen, sie haben viele wertvolle Projekte auf den Weg gebracht und einige haben teilweise bis zur Selbstaufgabe geschuftet.« Dieses Engagement wolle er unbedingt würdigen. Die Probleme hätten eher im Umgang mit anderen Menschen gelegen. »Es ist tragisch, wie sich alles entwickelt hat und die ungeheure Überforderung des Vorstands hätte vermieden werden können, wenn man sich mehr um interne Strukturen gekümmert hätte. Wir hatten keine Konfliktklärungssysteme«, so Lorenz. Das Wichtigste sei nun, aus dem Geschehenen zu lernen. Mithilfe von Mediatoren will der neue Vorstand nun den Verein wieder harmonieren. Die ehemalige Vorsitzende Christiane Warnke hofft, »dass der Verein seine Arbeit so weiterführt wie bisher. Es wäre schön, wenn der neue Vorstand beweisen würde, was er unter Wertschätzung ehrenamtlicher Tätigkeit versteht«. Wie es jedoch mit dem MGH weitergehen soll, steht bis dato in den Sternen. Aufgrund der Querelen hatte Bürgermeister Robert ­Niedergesäß mit der Faust auf den Tisch geschlagen und angekündigt, das MGH aufzulösen. Er sei nicht mehr bereit, soviel Geld in eine Institution zu investieren, deren »Außenwirkung desas­trös ist«, gab er in einer Pressemitteilung Anfang September bekannt.

Förderung mit 90.000 Euro jährlich

Das MGH wird vom Bundesfamilienministerium jährlich mit rund 30.000 Euro vom Bund unterstützt, die Gemeinde schießt weitere 60.000 Euro dazu. Ein weiteres Problem: Der VaB war mit den bürokratischen Hürden für die Förderung überfordert und hatte beschlossen, die Trägerschaft abzugeben. Bisher konnte jedoch kein neuer Träger gefunden werden, Verhandlungen mit der Nachbarschaftshilfe und der Volkshochschule scheiterten. Doch mittlerweile gibt es neue Vorschläge zur Rettung und er vertagte vergangene Woche diesen Tagesordnungspunkt auf die November-Sitzung des Gemeinderates.

Ein Vorschlag kam von der Leiterin der Serviceagentur Aktionsprogramm Mehrgenerationenhäuser, Annemarie Gerzer-Sass: Die Gemeinde solle selbst die Trägerschaft für das MGH übernehmen und als Koordinator zwischen allen beteiligten Institutionen fungieren. »Wir werden prüfen, was damit alles zusammenhängt. Es gab ja auch noch kein Gespräch mit dem neuen Vorstand. Aber eines ist für mich klar: In dieser Form kann es nicht weitergehen«, betonte Niedergesäß gegenüber dem Kurier Ebersberg. Nach wie vor bleibt er bei seinem Plan, das ohnehin sanierungsbedürftige Gebäude in der Zugspitzstraße zum August 2013 zu kündigen und dem Gemeinderat einen radikalen Schnitt und Neuanfang im Jugendzentrum (JUZ) vorzuschlagen. Der Moment sei günstig, denn es würden mit dem Träger des JUZ, der Arbeiterwohlfahrt (AWO), Gespräche über eine Neukonzeption für die Jugendarbeit geführt. »Das gemeindeeigene Gebäude wird nicht voll ausgenutzt, da ließen sich räumliche Ressourcen effizienter zusammenführen«, erklärt der Rathauschef. Doch darüber müsse letztendlich der Gemeinderat entscheiden.

Arbeit an neuem Konzept

Indes arbeitet der neue Vorstand auf Hochtouren an einem neuen Konzept für das MGH. »Wir hoffen, damit die Entscheidung der Gemeinde positiv beeinflussen zu können«, so Lorenz. Weitere Hintergründe zum Vorstandswechsel gibt es im Interview auf Seite 3 mit Lisa Neunaber, eine »Frau der ersten Stunde« im Verein und Schriftführerin im Vorstand des VaB. Sybille Föll

Artikel vom 25.09.2012
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