Auszeichnung »Gesundheitsregion« für Landkreis Ebersberg

Ebersberg · »Hin zur Prävention«

INVADE-Geschäftsführerin Astrid Biermeier, Vorstandsvorsitzender Othmar Gotzler, Staatssekretärin Melanie Huml, Robert Schurer (AOK Bayern) und Bürgermeister Walter Brilmayer (v. l.).	Foto: Sybille Föll

INVADE-Geschäftsführerin Astrid Biermeier, Vorstandsvorsitzender Othmar Gotzler, Staatssekretärin Melanie Huml, Robert Schurer (AOK Bayern) und Bürgermeister Walter Brilmayer (v. l.). Foto: Sybille Föll

Ebersberg · Zehn Prozent weniger pflegebedürftige Menschen im Landkreis Ebersberg innerhalb von vier Jahren: Das ist das Ergebnis des »Interventionsprojekts zerebrovaskuläre Erkrankungen und Demenz im Landkreis Ebersberg« (INVADE).

Für diesen Erfolg wurde das Programm zur Vorbeugung von Schlaganfällen und Demenz vergangene Woche mit dem Qualitätssiegel »Gesundheitsregion Bayern« ausgezeichnet. Eine Auswertung von Daten der AOK zeigte, dass zwischen 2004 und 2008 die Pflegebedürftigkeit von Patienten über 55 Jahre im Landkreis Ebersberg im Vergleich zum Kontrolllandkreis Dachau, wo die AOK-Versicherten wie üblich versorgt worden waren, um zehn Prozent abgenommen hat. Schlaganfälle und Demenz werden durch INVADE besser kontrolliert, Bluthochdruck und Diabetes frühzeitig erkannt und behandelt.

Das Siegel dokumentiere die hohe Qualität der medizinischen Versorgung und das große Engagement in der Region, sagte Staatsministerin Melanie Huml bei der Verleihung in den Geschäftsräumen der AOK Ebersberg. »Nicht nur das Innovative des Projekts, sondern auch die Tatsache, dass es schon so lange existiert, lässt INVADE in die ›Champions League‹ der bayerischen Gesundheitsregionen aufsteigen.« Gemeinsam mit Professoren und weiteren Vertretern der Neurologischen und der Psychiatrischen Klinik der Technischen Universität München – Klinikum rechts der Isar und der AOK Bayern als Kostenträger initiierten 1996 einige Ärzte aus dem Landkreis Ebersberg eine bessere Gesundheitsversorgung nach der Devise: »Weg von der Reparaturmedizin, hin zur Prävention.« Im Jahr 2000 wurde daraus INVADE. Zur Zeit beteiligen sich 61 Hausärzte, 20 Fachärzte für Innere Medizin beziehungsweise Neurologie, fünf Neurologen und 72 Präventionsassistentinnen in den Arztpraxen sowie das Hochdruckkompetenzzentrum der Kreisklinik Ebersberg daran. Betreut werden über 4.000 Patienten.

»Das Innovative an INVADE ist unter anderem, dass sich so viele Hausärzte flächendeckend beteiligen«, erklärte Robert Schurer, Direktor der AOK München. Othmar Gotzler, Vorstandsvorsitzender von INVADE, sagte, man habe den Beruf Präventionsassistentin und die entsprechende Ausbildung geschaffen, um eine sorgfältige und nachhaltige medizinische Versorgung von Risikopatienten zu gewährleisten. Dies sei jedoch nur ein Baustein von vielen. »Wir haben zum Beispiel auch eine ganz einfache und kostengünstige Messmethode eingeführt, den so genannten Knöchel-Arm-Index. Hiermit lassen sich frühzeitig Arterienverkalkungen erkennen.« Ebersbergs Bürgermeister Walter Brilmayer, der in ­seiner Funktion als stellvertretender Landrat ebenfalls ein Emailleschild und eine Urkunde entgegennehmen durfte, sagte: »Als wir einmal als schönste Freizeitregion ausgezeichnet wurden, wussten wir gar nicht genau warum.« Aber bei der Gesundheitsregion wisse man den Grund: INVADE habe Großartiges geleistet. »Und wir sind sehr stolz darauf.«

Das Projekt hat insbesondere im Hinblick auf die demografische Entwicklung eine große Bedeutung. Laut Huml droht immer mehr Menschen in der immer älter werdenden Gesellschaft die Pflegebedürftigkeit, wobei die Folgen eines Schlaganfalls und Demenz die häufigsten Ursachen seien. Prognosen zufolge würden im Jahr 2050 doppelt so viele Menschen wie heute dement sein. Um so wichtiger sei es, dem vorzubeugen. Genau das sei INVADE gelungen, sagte Huml. Beim Wettbewerb »Gesundheitsregion Bayern«, den das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit im August 2011 ausschrieb, werden insgesamt 14 Gesundheitsregionen in Bayern ausgezeichnet, der Landkreis Ebersberg steht mit drei weiteren an der Spitze. Bereits 2011 zeichnete die Bayerische Landesbank das Ebersberger Vorsorgeprogramm mit dem »Deutschen Innovationspreis im Gesundheitswesen« aus. Sybille Föll

Artikel vom 14.08.2012
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