Die elfjährige Azra hat Krebs, doch eine Behandlung kann sie sich nicht leisten

Hoffen und Bangen

Schwabing. · Traurig schauen die großen Kinderaugen durch das kleine pinkfarbene Brillengestell, die dünnen Ärmchen umklammern krampfhaft einen Teddy.

Azra versucht tapfer zu lächeln, doch ihre schwere Krankheit hat sie gezeichnet. Die Elfjährige leidet unter dem Ewing-Sarkom, einer Form von Knochenkrebs.

In ihrem Heimatland Bosnien gab es keine Möglichkeit sie zu behandeln. „Es fehlt dort an Behandlungsplätzen, an Medikamenten, einfach an Allem. Azra hätte mindestens ein halbes Jahr auf einen Platz im Krankenhaus von Ljubljana warten müssen. Das hätte ihren Tod bedeutet.“, erklärt Valentina Bojanic. Auf ihre Initiative hin kam Azra nach München. „Ich hatte durch Bekannte von ihrem Schicksal erfahren und sofort gespürt, dass ich ihr helfen muss“, meint die junge Frau, die selbst bosnischer Abstammung ist.

Seit März ist Azra nun mit ihrer Mutter auf der Kinderstation des Schwabinger Krankenhauses. Hier könnte dem kleinen Mädchen geholfen werden, doch die Krankenversicherung der Familie zahlt keine Behandlung im Ausland.

Etwa 200.000 Mark würde die neunmonatige Therapie verschlingen. Stationsärztin Dr. Behrends erklärt, warum die Behandlung so teuer ist: „Um einen Rückfall zu vermeiden, müssen wir bei Azra eine Hochdosistherapie mit Stammzellenrückgabe anwenden. Das heißt, dass das Knochenmark erst durch eine Chemotherapie krebszellenfrei gemacht werden muss. Dann werden daraus gesunde Blutstammzellen entnommen und eingefroren.

Erst nachdem in Azras Körper sämtliche Blutstammzellen durch hochdosierte Medikamente abgetötet wurden, können die eingefrorenen Zellen zurückgegeben werden. Sie sollen sich dann im Knochenmark anlagern und die abgestorbenen Zellen ersetzen. Nur durch diese drastische Maßnahme kann verhindert werden, dass sich der Krebs nach der Behandlung wieder neu bildet.“ Die Chancen auf eine vollständige Heilung schätzen die Ärzte zwar nur auf unter 50 Prozent, doch die bisherige Chemotherapie hat sehr gut angeschlagen.

Neben dem Krebs ist Azras größter Feind die Zeit. In allen Knochen hat sich der Krebs ausgebreitet, überall in ihrem Körper sind Metastasen und nur eine schnelle Behandlung kann das Mädchen retten. Azras Vater, der selbst nur 500 DM im Monat verdient, hat in Bosnien bereits 40 000 DM gesammelt.

Auch die Elterninitiative krebskranker Kinder München und die Aktion Sternstunden haben schon gespendet, doch das Geld reicht noch nicht. Deshalb hat die Elterninitiative krebskranker Kinder e.V. ein Spendenkonto eingerichtet: Kto.-Nr. 80807, BLZ 700 100 80, bei der Postbank München, Kennwort „Azra“.

Azra selbst versucht trotz allem positiv zu denken: „Das Zusammensein mit anderen kranken Kindern macht mir Mut. Die geben schließlich auch nicht auf“, verkündet sie mit tränenerstickter Stimme. ct

Artikel vom 31.05.2001
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