Viele Nutzer – nur ein Fahrzeug: Anzahl der »Auto-Teiler« steigt

Zorneding · Eines für alle

Mithilfe einer Code-Karte kann Anneke Rein-Blaufuß den Caravan der Zornedinger Auto-Teiler nutzen, Vorstand Alfred Heiß schaut, ob alles funktioniert. sf

Mithilfe einer Code-Karte kann Anneke Rein-Blaufuß den Caravan der Zornedinger Auto-Teiler nutzen, Vorstand Alfred Heiß schaut, ob alles funktioniert. sf

Zorneding · Die Car-Sharing-Vereine, die es fast flächendeckend im gesamten Landkreis Ebersberg gibt, freuen sich über steigende Mitgliederzahlen. Die Zornedinger Auto-Teiler (ZAT) beispielsweise sind im zehnten Jahr ihres Bestehens nun bei 30 Mitgliedern und 60 Nutzern angekommen und haben gerade das dritte Auto bestellt – einen Renault Kangoo ZE mit Elektro-Antrieb.

»Wir haben festgestellt, dass mit unserem Opel Corsa bisher nur drei Fahrten über 100 Kilometer zurückgelegt wurden. Das bedeutet, dass ein Elektroauto, mit dem man etwa 80 Kilometer weit kommt, den Ansprüchen genügt«, erklärt Vorstandsmitglied Alfred Heiß, der für die Finanzen zuständig ist. Der Grund, wieso sich der Verein für dieses Modell entschieden hat: Es ist wesentlich kostengünstiger als ein Benziner oder Diesel. »Beim Opel Corsa, unser erstes Fahrzeug, kostet jeder gefahrene Kilometer zehn Cent, mit dem E-Auto nur zwei Cent. Außerdem sind die Wartungskosten niedriger und 150 Euro im Jahr für den Ölwechsel fallen weg.« Der Standort für den neuen Wagen wird laut Heiß voraussichtlich am Dachsenberg oder im Neubaugebiet sein. »Dort sind viele Nutzer«, so der Vorsitzende.

Der Corsa steht am Rathaus, wo die Gemeinde einen kostenlosen Parkplatz zur Verfügung gestellt hat, der Standort für den Opel Astra Caravan, den der Verein im Dezember 2010 gekauft hat, ist in der Oberen Bahnhofstraße 15 – direkt vor der Haustür von Familie Rein-Blaufuß, die seit ihrem Umzug von München nach Zorneding vor zwei Jahren Mitglied bei den Auto-Teilern ist. »Wir hatten noch nie ein eigenes Auto«, sagt Anneke Rein-Blaufuß. Sie arbeitet von zu Hause aus, ihr Mann pendelt jeden Tag mit der S-Bahn nach Gräfelfing, die beiden Kinder fahren mit dem Bus zur Schule in Niederseeon. Ein Auto wird höchstens für Fahrten zum Elternabend oder Einkaufen gebraucht. In den Sommerferien haben sie jedoch den Caravan gleich für drei Wochen gebucht – für den Urlaub in Schweden. »Als Studenten hatten wir kein Geld für ein Auto und jetzt haben wir gemerkt, dass wir eigentlich auch kein eigenes brauchen.« Wenn in Zorneding alle Wagen besetzt sind, was selten vorkommt, weicht die Familie zu Statt-Auto in München oder zu den Vaterstettener Auto-Teilern (VAT) aus. »Man lernt, das Auto bewusster einzusetzen, sich jede Fahrt gut zu überlegen.«

Familie Rein-Blaufuß ist jedoch eher die Ausnahme. »Die meisten unserer Nutzer haben ein eigenes Auto und sparen sich durch uns nur den Zweitwagen«, so Heiß. Denn wenn das Auto nur selten gebraucht wird, fallen trotzdem laufende Kosten wie Versicherung und Steuer an. Ein eigenes Auto lohnt sich laut Heiß erst dann, wenn man mehr als 12.000 Kilometer im Jahr fährt. Bei ZAT zahlt man 36 Cent pro gefahrenen Kilometer – sonst nichts. Mitglied werden können Familien, Vereine und Institutionen. Daher gibt es mehr Nutzer als Mitglieder. Allerdings ist die Nutzung pro Mitglied auf fünf Leute beschränkt. Gewartet werden die Fahrzeuge ehrenamtlich von einem »Car-Chef«. Das geht laut Heiß aber nur, weil die Zornedinger Auto-Teiler so wenige Fahrzeuge haben. »Der Verein in Vaterstetten, der 17 Autos unterhält, hat inzwischen dafür jemanden angestellt.« Da die meisten Auto-Teiler auch gute Kunden des Münchner Verkehrsverbundes (MVV) sind, findet hier mittlerweile eine Kooperation statt.

Viele Auto-Teiler-Vereine bieten ermäßigte Mitgliedergebühren an, wenn der Nutzer ein MVV-Abonnement hat, im Gegenzug unterstützt der MVV das Car-Sharing. »Wir legen beispielsweise Flyer in unseren Kundencentern mit dem Hinweis auf diesen Service aus«, so MVV-Pressesprecherin Beate Brennauer. Außerdem finanzierte der MVV eine Umfrage zur Wechselwirkung von Carsharing und öffentlichem Nahverkehr im Münchner Umland, die Ende vergangenen Jahres auf Initiative der Vaterstettener Auto-Teiler stattfand. Beteiligt waren unter anderem neben VAT die CarSharing-Union Markt Schwaben, Ebersberger Auto-Teiler und Grafinger Auto-Teiler.

»Eine ähnliche Umfrage in München bei Statt-Auto hatte ergeben, dass die Mitglieder immer weniger den MVV nutzen. Wir wollten wissen, ob das im Umland genauso ist«, erklärt David Göhler, Vorstandsmitglied der VAT. Die Ergebnisse wurden vor Kurzem vorgestellt, das Ergebnis: Wer Mitglied bei einer Car-Sharing-Organisation wird, fährt trotzdem weiterhin mit öffentlichen Verkehrsmitteln – teilweise sogar öfters, weil in vielen Fällen das eigene Auto abgeschafft wurde. »Was uns besonders freut: Im Vergleich zum eigenen Auto reduziert sich nach Eintritt in einen Auto-Teiler-Verein die jährliche Fahrleistung um 50 bis 70 Prozent. Das schont die Umwelt«, so Göhler. Weitere Infos unter www.carsharing-zorneding.de und www.carsharing-vaterstetten.de. Sybille Föll

Artikel vom 10.07.2012
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