In Baldham findet der neue alte Trend schnell Fans

Baldham · Stricken ist wieder in

Beate Pracht, Corinna Schlögl, Katharina D. und Gaby Schlögl (v.l.) hoffen, dass sich bald noch mehr Strickbegeisterte zu ihren Treffen einfinden. Foto: Sybille Föll

Beate Pracht, Corinna Schlögl, Katharina D. und Gaby Schlögl (v.l.) hoffen, dass sich bald noch mehr Strickbegeisterte zu ihren Treffen einfinden. Foto: Sybille Föll

Baldham · Stricken ist nur was für Omas? Weit gefehlt! Corinna Schlögl ist 28 Jahre alt und seit Kurzem begeisterte Strickerin. Vor zwei Monaten zog sie von München nach Baldham und rief gleich den „Stricktreff Baldham“ ins Leben. Eine moderne Community, die sich nicht nur etwa alle sechs Wochen trifft, sondern auch über Facebook kommuniziert.

„Stricken ist keineswegs out. Es gibt mittlerweile viele moderne Zeitschriften von Wollherstellern, in denen Anleitungen für Designer-Kleider zu finden sind oder wie man einen Lampenschirm bestrickt. Amerikanische Communitys im Internet laden Strickanleitungen in Form von Videos hoch. So lernt man heute stricken“, sagt sie. Persönliche Treffen ersetzt das dennoch nicht. „Ich finde es schön, wenn man sich in einer Gruppe austauschen und sich gegenseitig helfen kann“, so die junge Frau. Zum Treff im Bistro-Café „bbc“ am Baldhamer Marktplatz sind Corinnas Freundin Katharina D., ebenfalls 28 Jahre, ihre Mutter Gaby Schlögl und Beate Pracht (43) gekommen. Zu Cappuccino und Saftschorle klappern die Nadeln, bei der einen aus Holz, bei der anderen aus Metall, lang, kurz, rund, dick, dünn.

Von Beates Nadelspiel hängt eine fast fertige, rot-weiße Socke. „Die Socken bekommt ein Freund meiner Tochter, der ist acht Jahre und FC Bayern-Fan“, sagt sie lächelnd. Sie hat schon als Kind gestrickt, seit 15 Jahren vor allem viele Socken für ihren Mann, der ausschließlich handgearbeitete trägt. „Das wäre nichts für mich. Ich habe Angst vor den Fersen“, gesteht Corinna. Aber bei so einem Treffen würde sie sich vielleicht mal trauen, wenn Beate ihr zur Seite steht. Derzeit produziert Corinna aber lieber Mützen und Armstulpen – und das wie am Fließband. „Ich bin inzwischen so schnell, dass ich gar nicht mehr alles tragen kann, was ich stricke. Aber es macht so viel Spaß, dass ich nicht aufhören will“. Daher kam sie auf die Idee, die Sachen zu verkaufen, allein schon, um die Unkosten für die Wolle zu decken. „Ich habe ein Kleingewerbe angemeldet, ein eigenes Label gegründet ‚Corinna and You‘, und versuche jetzt über Facebook meine Kreationen an den Mann oder die Frau zu bringen“, erzählt sie. „Ja, meine Tochter war schon immer kreativ. Das bin ich nicht. Ich muss mal sehen, ob mir das Stricken Freude machen würde“, sagt Gaby Schlögl und schaut skeptisch auf ihre achter Holznadeln mit der dicken, braunen Wolle.

Solche Ambitionen hat Katharina nicht. Ihre Spezialität sind Schals mit hochkomplexen Mustern. „Ich stricke in die Länge – eher so meditativ“, erklärt sie. An einem Abend verstrickt sie zwei Knäuel Wolle. Daneben schaut sie fern oder telefoniert. „Das geht gut – trotz Muster“. Auf ihrem Schoß liegt schon eine rund einen Meter lange Bahn in Pastelltönen mit Wellen im Missoni-Style. „Das ist ein italienischer Designer“, erklärt sie. „Welche Wolle nimmst du meistens?“, fragt Beate. „Keine bestimmte, ich kaufe immer nach Farbe und ob sie waschbar ist“, sagt Katharina. Zusammen mit Corinna war sie schon in München in einem Strickclub. „Wir waren ungefähr 20 Leute. Das ist super, denn je mehr Leute, desto mehr Projekte kann man anschauen“, sagt Corinna. „Und wenn was schiefgeht, ist sofort jemand da, der die Nadeln rauszieht und sagt ‚das kriegen wir schon wieder hin‘“. Sie hofft, dass sich im Laufe der Zeit auch in Baldham mehr Strickwütige einfinden werden. Männer sind ebenfalls willkommen. Wer dazustoßen möchte, schickt eine E-Mail an stricktreffbaldham@gmail.com.

Von Sybille Föll

Artikel vom 05.07.2012
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