Bürgerversammlung: Heiße Debatte zur Grundschule

Vaterstetten/Baldham · Null Kosten: Unsinn?

Nach wie vor ein wichtiges Thema: Die Diskussion um Vaterstettens Grundschule. Bei der Bürgerversammlung gingen die Meinungen hierzu auseinander. Melanie Kirchlechner (kl. Foto) etwa macht sich Sorgen um das „finanzielle Gebaren“ der Gemeinde. F.: sf

Nach wie vor ein wichtiges Thema: Die Diskussion um Vaterstettens Grundschule. Bei der Bürgerversammlung gingen die Meinungen hierzu auseinander. Melanie Kirchlechner (kl. Foto) etwa macht sich Sorgen um das „finanzielle Gebaren“ der Gemeinde. F.: sf

Vaterstetten/Baldham · Für Aufruhr sowohl bei den Bürgern als auch bei Vaterstettens Rathauschef Robert Niedergesäß hat die ehemalige Grünen-Gemeinderätin Melanie Kirchlechner bei der jüngsten Bürgerversammlung zum Thema Grundschule gesorgt:

„Mir machen weniger die Finanzen der Gemeinde Sorge, als vielmehr das finanzielle Gebaren. Große Projekte werden oft nicht zu Ende gedacht und überhaupt: Wieso muss in Vaterstetten immer alles so groß sein – das Gewerbegebiet Parsdorf, die neue Grundschule?“ Die Gemeinde versuche alles, was sie hat, schnell zu Geld zu machen, lasse aber die Folgen außer Acht. Bezüglich Gewerbegebiet sei nicht einmal bekannt, wie viel Gewerbesteuer tatsächlich mehr in das Gemeindesäckel fließen würde. Und für die Umgehungsstraße sei Geld da, aber das Thema Schule müsse ein Nullsummenspiel sein. Vonseiten der Zuhörer erntete Kirchlechner großen Applaus, der Bürgermeister nannte ihre Worte „sachlichen Unsinn“. Er könne sich an keine großen Projekte in der Vergangenheit erinnern. Und statt mehr in den Straßenbau zu investieren habe man über zehn Millionen Euro in die Kinderbetreuung gesteckt. Eine Prognose über künftige ­Gewerbesteuereinnahmen sei reine „Kaffeesatzleserei“ und unseriös. „Es gibt Kennwerte, aber ich werde mich hüten, genaue Zahlen zu nennen, was mir später wieder vorgehalten wird, wenn sie nicht stimmen“, so Niedergesäß.

Das Thema Grundschule stand bei der Bürgerversammlung für Baldham und Vaterstetten am vergangenen Mittwoch im Mittelpunkt, obwohl es bereits seit drei Jahren in der Gemeinde diskutiert wird. Aktueller Anlass ist der bevorstehende Beschluss des Gemeinderates am 25. Juli über die drei Varianten: Erhalt der bestehenden drei Einrichtungen in Vaterstetten, Bau einer neuen Grund- und Mittelschule neben dem Jugendzentrum und Erhalt der Wendelsteinschule sowie Bau einer einzigen fünfzügigen Grundschule plus einzügiger Mittelschule.

Die Entscheidung sei eine Kostenfrage, so Bürgermeister Robert Niedergesäß. Die dritte Lösung sei für die Gemeinde nahezu eine Nulllösung, wenn man Folgekosten wie Energie und Betrieb berücksichtige sowie Interimskosten und den Erlös der Grundstücke, auf denen die jetzigen Schulen stehen. Die zweite Variante käme noch auf rund neun Millionen Euro, ein Erhalt der derzeitigen Grundschulen koste die Gemeinde 21,5 Millionen Euro – angesichts der zwölf Millionen Euro Schulden, die die Gemeinde hat und einer Deckelung bei 17 Millionen schlicht nicht zu finanzieren.

Gustav Lorenz, Vorsitzender der Initiative „Erhalt der Wendelsteinschule“ bat bei der Bürgerversammlung darum, die Entscheidung auf Ende November zu vertagen. Zu viele Fragen seien noch ungeklärt, zum Beispiel die Berechnung der einzelnen Kosten. Lorenz befürchtet außerdem, dass bei einem Abriss der Wendelsteinschule gewachsene Synergien mit umliegenden Einrichtungen wie Mittagsbetreuung, Hort oder Kirche verloren gehen. „Es sind noch viele Entscheidungen zu treffen, wir haben auch um eine Stellungnahme der Schulen bis 30. Juni gebeten, aber der Gemeinderat hat die Tragweite des Projektes erfasst“, betonte Niedergesäß. Lorenz hat die Möglichkeit, einen Antrag auf Vertagung in der nächsten Sitzung des Gremiums am 5. Juli zu stellen, dort werde man darüber entscheiden. „Sie müssen aber bedenken, dass zu dieser Versammlung heute nur Leute gekommen sind, die etwas gegen die Planung haben. Ich habe mit vielen anderen Bürgern und Lehrern gesprochen und auch Zuschriften erhalten, die das Ganze befürworten“, so der Bürgermeister.

Nur am Rande tauchte beim Treffen der Bürger das Thema Windkraft auf. Hier echauffierte sich ein Bürger darüber, dass die Windmessung im Ebersberger Forst nicht kostengünstig per Fesselballon durchgeführt wird, wie es in Frauenneuharting der Fall ist, sondern mittels eines Gerüstturmes, weil dies offenbar die Vorgabe der mitfinanzierenden Bank sei. „Es wird auch weiterhin per Gerüstturm gemessen“, konstatierte der Bürgermeister.

Wie es in Vaterstetten mit der Windkraft weitergeht, können Interessierte am Freitag, 13. ­Juli, im Martinsstadl in Zorneding erfahren. Ab 18 Uhr informiert das beauftragte Büro Brugger über den derzeitigen Planungsstand zur Ausweisung von Konzentrationsflächen im Landkreis Ebersberg.

Von Sybille Föll

Artikel vom 21.06.2012
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