Künftig »naturnahe« Verkehrsflächen in Ebersberg

Ebersberg · Augenweide Stadt

Franz Braun (l.) und Anton Pretzer von der Stadtgärtnerei bereiten die Grün- flächen an der Eberhardtstraße zur Ansaat von heimischen Pflanzen vor. 	Foto: sf

Franz Braun (l.) und Anton Pretzer von der Stadtgärtnerei bereiten die Grün- flächen an der Eberhardtstraße zur Ansaat von heimischen Pflanzen vor. Foto: sf

Ebersberg · Die Stadt Ebersberg setzt auf heimische Pflanzenvielfalt: Nach dem Vorbild der Gemeinde Haar wurden Anfang März drei öffentliche Grünflächen in Ebersberg in Magerwiesen aus Kies und einer dünnen Humusschicht darauf umgewandelt, am heutigen Mittwoch werden dort heimische Stauden und Wildblumen angepflanzt und gesät. Die

Gemeinde Haar macht dies seit 1997 und hat seitdem 37.000 Quadratmeter ehemalige Rasenflächen umgestaltet, um die Artenvielfalt heimischer Pflanzen zu vergrößern und damit den Lebensraum für Insekten zu verbessern. Die Aktion in Ebersberg ist ein Beitrag zur UN-Dekade für Biologische Vielfalt, die die Vereinten Nationen aufgrund des Artensterbens auf der ganzen Welt für 2011 bis 2020 ausgerufen haben. »Eigentlich wurde die erste Fläche schon vor zwei Jahren gestaltet«, sagt Erik Ipsen, Geschäftsleiter der Stadt Ebersberg. Damals hatten die Agenda-21-Mitglieder Rosemarie Will und Käthe Moder angeregt, an der Ebrachstraße Kräuter und Blumen für Wildbienen zu säen. »Die Stadtgärtnerei hat alles vorbereitet und die beiden Damen haben die Anpflanzung vorgenommen«, so Ipsen. Für die diesjährige Aktion war Gärtnermeister Klaus Littmann von der Ebersberger Stadtgärtnerei die treibende Kraft. »Ich fand das gut, was die Haarer machen und habe es in der Verwaltung vorgeschlagen.« Bürgermeister Walter Brilmayer war begeistert: »Kein Gießen, wenig Mähen, kein Unkraut und dazu ist es eine Augenweide.«

»Viele öffentliche Grünflächen werden als nicht mehr zeitgemäß, zu pflegeintensiv und kostenträchtig oder schlichtweg als unschön betrachtet«, erklärt Gärtnermeister Klaus Littmann von der Stadtgärtnerei. Nun soll an den drei Standorten getestet werden, ob eine naturnahe Bepflanzung die Lösung ist. Ausgewählt wurden der Grünstreifen entlang der Eberhardtstraße am Klostersee, der Grünstreifen zwischen Fußweg und Straße an der Münchner Straße sowie zwei Grünstreifen an der Kreuzung Ring-/Zugspitzstraße. »Hier werden schon bald die ersten Blüten zu sehen sein«, so Littmann. Gepflanzt werden Bergsteinkraut, Ackerglockenblume, Traubenhyazinthe, Küchenschelle und Pechnelke – Arten, die man sonst selten mitten in einer Stadt zu sehen bekommt. Insgesamt werden 711 Wildstauden und 3.685 Wildblumenzwiebeln gesetzt.

»Wir verwenden bewusst viele verschiedene Saatgutmischungen, um die vielen Möglichkeiten zu zeigen und auch zum Test, welche Mischungen sich am besten eignen«, erklärt Littmann. Beraten und begleitet wird das Gärtnerteam von Reinhard Witt, Grünplaner, Biologe und Autor zahlreicher Fachbücher aus Ottenhofen, der auch schon die Gemeinde Haar begleitete. »Das Gärtnerteam wird von ihm geschult, damit es in Zukunft die Flächen alleine gestalten kann«, so Ipsen – sofern das Projekt weiter geführt wird. »Wir schauen uns jetzt erst mal das Kosten-Nutzen-Verhältnis an, dann sehen wir weiter.« Immerhin hat die Gemeinde für die drei Flächen 4.500 Euro investiert, die sich nach der Einschätzung von Ipsen jedoch in vier bis fünf Jahren amortisiert haben, weil durch den geringen Pflegeaufwand Arbeitszeit eingespart werden kann. Die ganze Blütenpracht wird sich jedoch erst kommendes Jahr zeigen, wenn die Blumenzwiebeln den ersten Winter überstanden haben. Sybille Föll

Artikel vom 20.03.2012
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