Elian (11) und Theresa (11) tanzen leidenschaftlich Boogie

Oberpframmern · Hast Du den »Drive«?

Auftritt im Rockabilly-Outfit: Theresa Sommerkamp und Elian Preuhs aus Oberpframmern tanzen leidenschaftlich gerne Boogie. 	Foto: Privat

Auftritt im Rockabilly-Outfit: Theresa Sommerkamp und Elian Preuhs aus Oberpframmern tanzen leidenschaftlich gerne Boogie. Foto: Privat

Oberpframmern · Elian Preuhs (11) lässt sich gerade eine Haartolle wachsen. »Ich versuche es wenigstens«, meint er skeptisch, schielt nach oben und zieht mit den Fingern seine krausen, blonden Haare am Pony lang.

Die wäre das i-Tüpfelchen für sein Rockabilly-Outfit, mit dem der Elfjährige seine Boogie-Woogie-Auftritte bestreitet. Seine gleichaltrige Partnerin, Theresa Sommerkamp, hat da weniger Probleme: Sie bindet sich einfach ihre langen, blonden Haare zu einem Pferdeschwanz und sieht dann in ihrem rot-weißen Petticoat aus wie eine Inkarnation aus den 1950ern. Doch das sind nur Äußerlichkeiten. Beim Boogie-Woogie kommt es auf den »Drive« an – und den haben die beiden Nachwuchstänzer aus Oberpframmern. Als jüngstes Paar bei den Junioren (bis 17 Jahre) gingen sie 2011 bei insgesamt fünf Turnieren für die Boogie Magic‘s des Tanzzentrums Hohenbrunn an den Start – mit Erfolg: Anfang November landeten sie in der Endrunde der Deutschen Meisterschaft auf dem sechsten Platz.

Am Samstag, 10. März, beginnt nun die neue Turnier-Saison. Ihr Ziel: »Erster werden!«, sagt Elian mit leuchtenden Augen und Mutter Doris Preuhs, die auch Elians Trainerin ist, lacht. »Naja, wenigstens mal auf dem Treppchen stehen«, dämpft Theresa seinen Ehrgeiz. Ja, Erfolg kann einem schnell zu Kopf steigen. Dabei waren sie anfangs gar nicht darauf aus. »Beim ersten Turnier wollten wir einfach nur tanzen – und haben es gleich in die Endrunde geschafft«, erzählt Theresa. »Ja, sie hat nicht mal mitbekommen, dass wir gewonnen haben und hat gefragt: Wieso umarmst du mich denn?« erzählt Elian und schlägt sich, vor Lachen wiehernd, auf den Schenkel. Auch Theresas Mutter, Anna Maria Sommerkamp, fängt an zu feixen. »Wir mussten den beiden erst beibringen, wie man sich bei einer Preisverleihung verhält. Theresa wusste nicht einmal, wie man sich verbeugt«, erinnert sie sich. Wie sie sich heute bei einem großen Turnier fühlen? »Normal«, sagt Elian mit lässigem Schulterzucken und grinst dann breit, als beide Mütter wieder in Lachen ausbrechen. »Naja, die Aufregung ist halt nicht mehr so groß wie am Anfang«, meint er.

Gut, wenn er bei den Auftritten einen kühlen Kopf bewahrt. »Da drin denkt er sich nämlich alles aus!«, sagt Theresa, »und ich lasse mich dann führen«. »Oder auch nicht«, brummelt Elian mit gespielt grimmiger Miene, woraufhin Theresa entrüstet die Hände in die Hüften stemmt und ihn anblitzt. Dann fährt sie fort: »Es gibt verschiedene Figuren, Elian denkt sich die Reihenfolge aus und was er vorhat, erkenne ich daran, wohin er mich zieht oder schiebt.« Das sei das Prickelnde beim Boogie-Woogie, so Doris Preuhs: Die Tänzer wissen nicht, welches Stück gespielt wird und müssen quasi eine ­­Spontan-Choreografie entwerfen. »Überall gibt es Regeln und Grenzen – beim Boogie nicht«, sagt die Trainerin, die früher selbst Boogie getanzt hat. Sie und ihr ehemaliger Partner Marcel sind die Vorbilder für Theresa und Elian, neben den amtierenden Deutschen Meistern in der Jugendklasse, Lara Vogt und Tobias Grimm.

Wie hat alles angefangen?

Doch wie kamen die beiden überhaupt zum Boogie Woogie? »Elian und Theresa haben sich im Kindergarten kennengelernt und zusammen bei den Mini-Magics getanzt, eine Gruppe, die ich geleitet habe«, erzählt Preuhs. Als sie zu alt für diese Gruppe wurden, hat die Mutter sie nach Hohenbrunn ins Tanzzentrum mitgenommen. Gleichzeitig probierten sie bei den »Tapsy on the rocks« im SV Anzing Rock ’n’ Roll aus. »Boogie hat uns aber mehr Spaß gemacht«, sagt Elian. Das Paar wurde schnell zu begehrten Entertainern: Als Drittklässler sollten sie beim Abschied der Rektorin tanzen. »Das haben wir auch gemacht. Ich hatte mir extra eine Elvis-Choreografie ausgedacht, wo ich so tue, als würde ich ins Mikro singen«, erzählt Elian stolz. Die Nummer war so erfolgreich, dass sie damit sogar beim Abschlussball einer Tanzschule im Bayerischen Hof in München auftreten durften. Man könnte denken, dass ein solcher Erfolg nur durch hartes, häufiges Training zustande kommt. Doch weit gefehlt: Das Training findet lediglich einmal in der Woche statt, nur in der Turnierzeit sind am Wochenende oder in den Ferien Sonder-Trainingseinheiten angesetzt.

Die beiden sind vielseitig

Den Rest der Zeit verbringen die beiden mit ganz anderen Dingen: Theresa spielt vier Mal in der Woche Tennis, Elian hat zweimal pro Woche Fußballtraining und nimmt Gesangsunterricht. Und ganz nebenbei ist da ja auch noch die Schule. Beide besuchen die fünfte Klasse des Gymnasiums Kirchseeon und müssen fleißig lernen. »So lange die Noten stimmen, unterstützen wir sie gerne«, betonen beide Mütter. Das ist wichtig, denn ohne sie kämen Theresa und Elian gar nicht an die verschiedenen Turnier-Orte. Das erste Turnier der neuen Saison, der »Pink Panther Cup«, findet am 10. März in Landshut statt. »Das ist nur ein Sportturnier, aber für uns ist es wichtig, weil es das einzige Turnier vor dem großen Event am 31. März ist: der Norddeutschen Meisterschaft in Krefeld«, erklärt Preuhs. Und am 14. April werden die beiden Jungtänzer aus Oberpframmern an ihrem ersten internationalen Turnier in Ljubljana/Slowenien teilnehmen. Vielleicht stellt sich ja dann bei Elian wieder ein bisschen Lampenfieber ein. Sybille Föll

Artikel vom 06.03.2012
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