Rhetorikkünste beim Regionalfinale in Erding

Erding · Jugend debattiert

Alexander Schröder vom Ministerium Unterricht und Kultus (2. v. re.) und Markus Mitschke, Regionalkoordinator „Jugend debattiert“ (rechts), gratulierten den stolzen Gewinnern. 	Foto: bb

Alexander Schröder vom Ministerium Unterricht und Kultus (2. v. re.) und Markus Mitschke, Regionalkoordinator „Jugend debattiert“ (rechts), gratulierten den stolzen Gewinnern. Foto: bb

Erding · Soll der Münchner Flughafen um eine dritte Startbahn erweitert werden? Soll im Jugendstrafrecht unabhängig von der Art der Tat ein Fahrverbot als eigenständige Strafe eingeführt werden?

Erweiterung des Flughafen Münchens im Erdinger Moos

Über solche und andere Fragen diskutierten Schüler beim Regionalfinale Oberbayern-Ost des Wettbewerbs „Jugend debattiert“, der vergangene Woche im Korbinian-Aigner-Gymnasium in Erding stattfand und sich seit zehn Jahren zur Aufgabe gemacht hat, Rhetorik und Meinungsbildung an deutschen Schulen zu fördern. Die Sieger aus sieben Schulen duellierten sich mit Worten, um die Gewinner auf Regionalebene zu ermitteln, die sich für den Landeswettbewerb qualifizierten. Beste der Mittelstufe wurde Cassandra Glaser aus Unterhaching, der Sieger der Oberstufe, Marcel Tamm, kommt aus Haar. Hendrick Widey, einziger Erdinger Debattierer, belegte den 4. Platz.

Die Grundlage dieses Wettbewerbs ist eine Debatte um ein vorher bekanntes Thema, in der es eine Pro- und eine Contra-Partei gibt mit je zwei Vertretern. Es geht darum, die beiden konträren Standpunkte möglichst glaubwürdig und überzeugend zu vertreten. Hierbei werden das Ausdrucksvermögen, die Gesprächsfähigkeit, die Überzeugungskraft und die Sachkenntnis beurteilt. Debattieren bedeutet Recherche, Analyse, Bewertung, aber auch die Fähigkeit, sich auf Argumente anderer einzulassen und sie ausreden zu lassen.

„Alles Dinge, die für die politische Meinungsbildung der Jugendlichen in einer Demokratie von großer Wichtigkeit sind“, betonte Alexander Schröder vom Staatsministerium für Unterricht und Kultus. Dass diese Fähigkeit immer stärker wahrgenommen werde, sehe man an den um 15 Prozent gestiegenen Teilnehmerzahlen, zum ersten Mal nahmen 100.000 Schüler in Bayern teil. Was als schulinterner Workshop beginnt, verankert sich dann in der jährlichen Teilnahme am bundesweiten Debattierwettbewerb. Zehn Tage vor den Ausscheidungsbewerben wurden den Schulsiegern die Themen für den regionalen Wettbewerb zugeschickt. Für die Klassen 8 und 9 war das zum Beispiel: Sollen im Deutsch-Unterricht längere Gedichte regelmäßig auswendig gelernt werden? Dieser Aufgabe stellten sich 16 Schüler der Gymnasien aus Erding, Ottobrunn, Haar, Neufahrn, Kirchseeon, Unterhaching und Prien. Der Schülerwettbewerb folgt klaren Regeln: Debattiert wird jeweils zu viert, jeder hat zu Beginn zwei Minuten ungestörte Redezeit, in der er seine Position – pro oder contra – darlegt. Anschließend folgen zwölf Minuten freie Aussprache.

Für das Schlusswort steht jedem Teilnehmer eine Minute zur Verfügung, wobei er seine ursprüngliche Position auch verändern darf. Bewertungskriterien für die Debatte sind Sachkenntnis, Ausdrucksvermögen, Gesprächsfähigkeit und Überzeugungskraft. „Dabei kommt es auf die Vielfalt der Argumente in die eine und auch in die andere Richtung an“, weiß die Haarer Lehrerin Veronika Müller, die schon bereits drei Schüler bis zum Landesfinale im Maximilianeum begleitet hat. Bei der Debatte müssen die Mädchen und Jungen unter Umständen auch Positionen einnehmen, die nicht ihre eigenen Ansichten widerspiegeln, denn die Pro- und Contraparteien werden erst kurz vor der Debatte ausgelost. Übrig bleiben dann vier Kandidaten, die in einer weiteren Runde ihre Rhetorikkünste unter Beweis stellen.

Beste beim Regionalwettbewerb war am Schluss Cassandra Glaser, die „eloquent, überzeugend und durch gute Struktur überzeugte“, so die Juroren. Ähnlich souverän setzte sich Marcel Tamm in seiner Jahrgangsstufe 10/11 in der Vorrunde mit Themen durch, ob Jugendoffiziere für ihren Dienst an Schulen werben dürfen oder ob Jugendliche bereits verpflichtend Altersvorsorge betreiben müssten, durch. Mit ihm an den beiden Pulten saßen zwei weitere Schulkollegen des Ernst-Mach-Gymnasiums Haar sowie Hendrick Wiedey vom Korbinian-Aigner-Gymnasium. Sie debattierten über die Frage, ob der Münchner Flughafen um eine dritte Startbahn erweitert werden solle. Tamm überzeugte die Jury durch seine Übersicht, seine klare Struktur und sicheren Ausdruck. Lediglich der Einsatz von Gestik und Mimik könne noch verbessert werden. Daran wird er nun bis zum Frühjahr arbeiten, denn die zwei Erstplatzierten nehmen dann an der Landesqualifikation teil, nächste Stufe ist das Landesfinale am 23. April im Maximilianeum und das oberste Ziel ist, sich für die Endausscheidung auf Bundesebene in Berlin qualifizieren zu können. bb

Artikel vom 17.02.2012
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...