Im kommenden Winter könnte der Fröttmaninger Müllberg freigegeben werden

Fröttmaning · Skispaß vor der Haustür

Werner Lederer-Piloty gehört zu den Verfechtern des Skibergs in Fröttmaning. 	Fotos: ws

Werner Lederer-Piloty gehört zu den Verfechtern des Skibergs in Fröttmaning. Fotos: ws

Fröttmaning · Wieder ein Winter ohne Skivergnügen auf dem Fröttmaninger Müllberg. Dabei herrschen derzeit beste Bedingungen, doch noch immer gibt es keine Piste und keinen Lift. Aber im kommenden Winter – zur Saison 2012/2013 – könnte es vielleicht soweit sein:

Skifahren in Fröttmaning

Ski-, Snowboard- und Rodelspaß im Münchner Norden. Das hofft man jedenfalls beim Verein Fröttmaninger Skiarena. Nach dem Grundsatzbeschluss des Stadtrates vom 30. November 2011, als man im Rathaus dem Konzept des Vereins, hinter dem mehrere große Sportvereine und Sportverbände stehen, zustimmte, müssen nun die erforderlichen Genehmigungen für das Bauvorhaben eingeholt werden. Dazu fand Ende Januar im Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) ein Gespräch mit Vertretern mehrerer städtischer Referate statt.

Katja Strohhäker vom Planungsreferat nannte auf Nachfrage die Einzelheiten des Projektes: Der Investor wolle einen Vierer-Sessellift und zwei Schlepplifte bauen, samt Verleihstation und Gastronomie. Teilweise sei auch ein Sommerbetrieb geplant, und zwar auf der Rodelbahn. »Es ist eine ziem- lich große Anlage. Das hatten wir so nicht erwartet«, sagte die Sprecherin des Planungsreferates. Deshalb habe man dem Investor geraten, zunächst einen Antrag auf Vorbescheid zu stellen. Dabei prüft die Lokalbaukommission im Planungsreferat, ob das Vorhaben im Grundsatz möglich ist. »Das ist nicht ausgeschlossen, aber es müssen Fragen des Planungsrechtes im Verfahren abgeklärt werden«, so Strohhäker. Sollte der Antrag auf Vorbescheid positiv entschieden werden, dann könne der Investor den eigentlichen Bauantrag stellen. Dessen Genehmigung müsse dann nach dem Seilbahngesetz erfolgen, erläuterte die Sprecherin des Planungsreferates.

Die Idee, den Müllberg in eine Winter-Erlebniswelt zu verwandeln, gibt es schon seit etlichen Jahren. Doch das Vorhaben sei nicht so ohne Weiteres umzusetzen, immerhin handele es sich um einen Berg aus aufgeschüttetem Müll, so dass der Untergrund nicht so tragfähig sei wie ein richtiger Berg, begründet man bei der Stadtverwaltung die lange Vorlaufzeit des Projektes. Für Bau und Betrieb stellt die Stadt im Übrigen keine Fördermittel zur Verfügung, wie Eva-Maria Volland vom Referat für Bildung und Sport auf Anfrage betont: »Wir leisten keine Zuschüsse.« Das heißt, alles müsse rein privat finanziert werden – und nicht etwa mit Steuergeldern. »Mit der U-Bahn zum Skifahren – und zum Après-Ski zurück in die Stadt!«, jubelt man vorab bei der CSU-Stadtratsfraktion, die sich schon seit Januar 2010 für einen dauerhaften Erhalt »des ersten Münchner Skigebietes« einsetzt. Im Februar/März 2008 hätten die kleinen und großen Münchner begeistert bei dem sechswöchigen Probe-Skilauf mitgemacht – »leider endete der Skispaß abrupt, da die Stadtverwaltung viele Probleme mit dem Skibetrieb sah«, ärgert man sich bei der CSU. Nach dem Grundsatzbeschluss solle nun ein Betreiber die Möglichkeit erhalten, die erforderlichen Genehmigungen zu erhalten.

Danach könnte man mit der Errichtung eines funktionierenden Skibetriebes beginnen. »Jetzt bekommen die Münchner Brettl-Fans ein stadtnahes Skierlebnis – tatsächlich mit der U-Bahn zum Skifahren«, jubelt CSU-Fraktionschef und OB-Kandidat Josef Schmid. Das stimmt, doch vom U-Bahnhof Fröttmaning sind es immerhin gut zehn Gehminuten bis zur künftigen Talstation. In Skistiefeln dauert der Anmarsch sicher noch ein paar Minuten länger.

Da liegt der Müllberg, heute offiziell als Fröttmaninger Berg bezeichnet, für die Münchnerinnen und Münchner buchstäblich vor der Haustüre. »Das ist eine wunderbare Sache«, jubelt denn auch Werner Lederer-Piloty (SPD), der Vorsitzende des Bezirksausschusses Schwabing-Freimann. Denn sonst müssten die Brettl-Fans aus München bis in die Berge fahren, was wesentlich umweltbelastender sei, betont der Stadtteilpolitiker. »Nichts ist umweltfreundlicher, als wenn man mit den Kindern vor der Haustüre auf Skiern herumrutschen kann.«

Jugendliche künftig an den Skisport heranführen

Es handele sich also obendrein um ein ökologisches Projekt. Auch den maßvollen Einsatz von Schneekanonen hält Lederer-Piloty für hinnehmbar. Die Grünen im Stadtteil sehen das anders. »Klima-Fachleute sagen, es wird immer wärmer. Da in den Skisport zu investieren, wo es künftig nicht mehr geht, ist eine pure Fehlinvestition«, entgegnet Fraktionssprecher Bernhard Dufter im Bezirksausschuss. Die Anlage am Fröttmaninger Berg habe den Zweck, Jugendliche an den Skisport heranzuführen. Es sei aber ein vollkommen falsches Signal, für Wintersport zu werben, um zu erreichen, dass die Leute dann auch in die Berge fahren.

Denn in den Alpen müssten die Pisten immer mehr mit Schneekanonen aufgerüstet werden, weil die Natur den Zustand eines schneereichen Winters immer weniger biete, argumentiert der Grünen-Politiker aus Schwabing-Freimann. SPD-Mann Lederer-Piloty hält diese ökologischen Gegenargumente aber nicht für plausibel. Eine Freizeitanlage in einer Großstadt sei »höchst ökologisch«. Und schließlich wünscht sich der Bezirksausschussvorsitzende auf dem Fröttmaninger Berg auch eine Gipfelalm: nicht nur für die Skifahrer und Rodler, eine solche Alm sei auch im Sommer für die Spaziergänger und Wanderer in dem Freizeitgelände attraktiv. Wally Schmidt

Artikel vom 16.02.2012
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