Der Tanz der Fassmacher: Die Schäffler sind heuer wieder aktiv

Moosach · Eine Tradition aus dem Jahr 1517

Die Schäffler tanzen alle sieben Jahre. Diese Tradition geht zurück in das Jahr 1517 und erinnert an die schlimme Pestepidemie. 	Foto: ws

Die Schäffler tanzen alle sieben Jahre. Diese Tradition geht zurück in das Jahr 1517 und erinnert an die schlimme Pestepidemie. Foto: ws

Moosach · Seit 1991 tanzt der Moosacher Christian Härtl bei den Münchner Schäfflern mit. Eben hat für den 44-Jährigen die vierte Saison begonnen. Wie vor sieben Jahren ist er wieder einer der beiden Reifenschwinger.

Münchner Schäffler 2012

Und wie alle 25 Aktiven ist auch er stolz, dabei zu sein. »Der Schäfflertanz ist etwas Besonderes, weil er nur alle sieben Jahre stattfindet und weil er in München sehr beliebt ist«, sagt Härtl. 300 bis 400 Auftritte wird er am Ende der Saison, die vom Dreikönigstag bis zum Faschingsdienstag dauert, absolviert haben.

Am vergangenen Freitag stieg Christoph Saur, einer der beiden Kasperl, im Biergarten der Gaststätte »Alter Wirt« in Moosach gegen Ende des Auftritts auf ein Holzfass und sagte: »Auf den jungen Wirt vom Alten Wirt.« Dann warf der Kasperl ein leeres Schnapsglas nach hinten. Es war ein Heimspiel, ist Christian Härtl doch der Wirt der Moosacher Traditionsgaststätte »Alter Wirt«.

Zugleich gehört er dem Organisationsteam des Fachvereins der Schäffler Münchens an. Seit einem Jahr laufen die Vorbereitungen, »tausend Kleinigkeiten müssen organisiert werden«, seufzte Härtl. Aber darin hat er schließlich als Wirt Erfahrung. Und zugleich als Hofmarschall beim Moosacher Faschingsclub, heuer setzt er aber damit aus. Denn als Schäffler aufzutreten, das sei Stress pur. »Ich stehe morgens um 6 Uhr auf, um 8 Uhr ist der erste Tanz, der letzte so gegen 20 Uhr.« Also zwölf Stunden Tanzbetrieb, wenn es hart kommt, dann ist jede Stunde ein Tanz, an einem Tag sind es also bisweilen zehn bis 15 Auftritte. Einer dauert 20 bis 30 Minuten. Vormittags sind zum Beispiel die Grundschulen in München dran. In Moosach zu sehen sind die Schäffler am Samstag, 11. Februar, um 14 Uhr bei »Moosach narrisch«, dem Faschingstreiben auf dem Moosacher St.-Martins-Platz.

Warum tanzen die Schäffler eigentlich? Als Erinnerung an die schlimme Pestepidemie im Jahr 1517, weiß Härtl zu berichten. Damals soll der Legende nach der Tanz der Fassmacher entstanden sein, um die verängstigten Münchner wieder aus ihren Häusern zu locken. Schäffler nennt man in Südbayern übrigens die Fassmacher. München hatte einmal viele Fassfabriken, nun gibt es nur noch die von Willi Schmid in Laim, er ist Vorsitzender des Fachvereins. Einer seiner Söhne tanzt mit, und drei Mitarbeiter, insgesamt sieben echte Schäffler. Die anderen haben viele unterschiedliche Berufe, die Männer sind zwischen 17 und 54 Jahre alt. Die Truppe umfasst 20 Tänzer, zwei Reifenschwinger, zwei Kasperl und einen Fahnenträger, insgesamt 25 Leute. Mit roter Jacke, grünem Hut und schwarzer Kniebundhose treten sie auf, auch Reifenschwinger Christian Härtl – nur die Kasperl sind im typischen Clowns-Kostüm.

Auf die Frage, ob er denn in sieben Jahren wieder als Münchner Schäffler zu sehen sein wird, antwortet der Moosacher Christian Härtl ganz im Stil von Franz Beckenbauer: »Schaun mir mal.« Alle weiteren Infos und Termine finden Interessierte im Internet unter www.schaefflertanz.com. Auftritte können noch gebucht werden unter Tel. 51 06 41 58. Wally Schmidt

Artikel vom 11.01.2012
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