Zu viele technische Probleme sprechen dagegen

Erding · Solarstrom-Idee gescheitert

Von der Lage und Form her wäre die ehemalige Kreismülldeponie Sollach bei Isen ideal für eine Photovoltaik-Anlage geeignet. 	Foto: bb

Von der Lage und Form her wäre die ehemalige Kreismülldeponie Sollach bei Isen ideal für eine Photovoltaik-Anlage geeignet. Foto: bb

Erding · Die Idee der ÖDP im Erdinger Kreistag, eine Photovoltaik-Anlage (PVA) auf der ehemaligen Kreismülldeponie Sollach bei Isen zu bauen, wäre ja eigentlich gar nicht so schlecht.

Auf die Idee kam das „Bündnis für Familien“, wie sich die Partei nennt, durch eine Broschüre des Landesamtes für Umweltschutz, in der explizit zum Bau von PVA auf ehemaligen Deponien aufgerufen wird. Der Antrag, vorgebracht von Kreisrätin Roswitha Bendl, scheiterte jedoch im Kreisausschuss für Struktur, Verkehr und Umwelt wegen zu vieler technischer Probleme. Den Vorwurf mehrerer Ratskollegen, nicht richtig recherchiert zu haben vor der Einreichung des Antrags, ließ Bendl jedoch nicht gelten. „Auf anderen Deponien in Bayern wird sehr wohl Solarstrom erzeugt!“

Die ÖDP argumentierte, angesichts des bundesweit gewünschten Atomausstiegs müsse schnellstmöglich Ersatz geschaffen werden. Im Landkreis Erding sei das Potenzial von Photovoltaik-Strom gemäß einer Studie erst zu 15 Prozent ausgeschöpft. Die Deponie Sollach biete sich wegen des langfristigen Pachtvertrags für eine solche Nutzung an, auf den bayerischen Deponien Atzenhof/ Fürth oder Erbenschwang/Weilheim-Schongau sei dies bereits erfolgreich realisiert.

Die ehemalige Deponie Baumgartner Bogen (Sollach) ist seit Ende 2004 geschlossen und befindet sich seit 2006 in der „Nachsorgephase“, deren Ende heute noch nicht abzusehen ist. Über dem Müll liegt eine dicke Schicht Erde, die Deponieoberfläche ist vollständig mit einer Kunststoffdichtungsbahn (KDB) überzogen, diese verhindert das Austreten von Deponiegas und das Eindringen von Niederschlagswasser in die Deponie. Zum Schutz vor Verletzungen dieser Kunststoffbahn wurde sie mit einer einen Meter mächtigen Bodenschicht überdeckt. Zudem wurden keinerlei Bäume oder Sträucher gepflanzt, weil deren Wurzeln die KDB schädigen könnten – vielmehr hat man einen speziellen „autochthoner Magerrasen“ auf der gesamten Deponieoberfläche ausgesät, der den landschaftlichen Eingriff der Mülldeponie jetzt wieder ausgleichen soll. Landrat Martin Bayerstorfer meinte, die Verwaltung habe den ÖDP-Antrag wirklich sehr intensiv geprüft, „doch es gibt eine Vielzahl an Gründen, die dagegen sprechen!“

Die labile Statik der in mehreren Abschnitten verfüllten Deponie sei der Hauptgrund: „Es besteht das Risiko, dass bei Regen alles ins Rutschen kommt“, sagte Abteilungsleiter Josef Schmittner. Außerdem könnten die Fundamente der Solarmodule die KDB-Abdichtungsfolie durchstoßen. Der Deponiebetreiber lehnt eine PVA ab, weil die Kontrolle der von der Deponie ausgehenden Emissionen (Sickerwasser und Deponiegas) nur über die vorhandene technische Infrastruktur zu gewährleisten sei. Deponiefremde Bauwerke oder Nutzungen – wie etwa eine PVA – könnten wegen Beeinträchtigung der Deponienachsorge nicht akzeptiert werden.

Auf das Argument der Verwaltung, durch die Überbauung mit PV-Modulen entstünden schlecht zugängliche, verwinkelte Teilflächen, die eine rationelle, maschinelle Mahd des Pflanzenaufwuchses nicht mehr zulasse und kostenintensivere Handarbeit erforderten, anwortete ÖDP-Rätin Bendl, man könne dort doch Schafe weiden lassen, die erledigten das völlig problemlos. Mehrere Räte, selbst Schafzüchter, entgegneten, dass diese Schafe dann nicht mehr zu verkaufen seien – weder die Wolle, noch das Fleisch oder die Milch – wenn sich herumspräche, dass die Tiere auf einer ehemaligen Mülldeponie weideten, auch wenn diese Argumente völlig falsch seien, da die Schafe ja absolut sauberes Gras fressen. Und schließlich haben auch die Bayerischen Staatsforsten, als Besitzer des Geländes, ausdrücklich betont, dass der langfristige Pachtvertrag mit dem Landkreis nur für den Deponiebetrieb gelte. Bei einer Zusatzflächennutzung als PVA wolle man für die 20.000 Quadratmeter eine jährliche Zusatzpacht von 3.000 Euro. „Aber am unsinnigsten wäre, dass wir für diese Ausgleichsfläche auf der Deponie, auf der wir aufwendig einen speziellen Magerrasen angelegt haben, wenn wir da eine Photovoltaik-Anlage bauen, eine genauso große Fläche an Magerrasen woanders schaffen müssten.

Wir legen doch keine Ausgleichsfläche für eine Ausgleichsfläche an! Es gibt andere sinnvolle Standorte für eine PVA – aber nicht auf der Deponie!“, betonte Landrat Bayerstorfer (CSU). Dem schlossen sich die anderen Kreisräte außer Roswitha Bendl an. bb

Artikel vom 19.12.2011
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