Zehn Jahre Kirchenküche: Nahrung für Körper und Seele

Harthof · Ein Teller Suppe und nette Gesellschaft

Den ersten Löffel schenkten beim Festabend Pfarrer Hans M. Schroeder und seine Frau Eva-Maria aus.	Foto: cr

Den ersten Löffel schenkten beim Festabend Pfarrer Hans M. Schroeder und seine Frau Eva-Maria aus. Foto: cr

Harthof · »… unser tägliches Brot gib uns heute« – dieser Satz aus dem »Vater unser« ist erst mal nur ein Satz. Ihm einen Sinn zu geben, ist eine Aufgabe, der sich vor zehn Jahren die Kirchenküche der Versöhnungskirche in Harthof angenommen hat.

Zehn Jahre gelebte Nächstenliebe, das ist ein Grund zum Feiern. Kein steifer Festakt mit hochtrabenden Reden und einer Kapelle für den Tusch an den richtigen Stellen, sondern viel mehr eine lockere, fröhliche Feier in der Familie. Diese Feier fand am Dienstag, 25. Oktober, statt. Zunächst mit einem Gottesdienst in der kleinen, aber feinen Kirche in der Hugo-Wolf-Straße mit einer Predigt von Pfarrer Hans M. Schroeder, dann mit der »Familienfeier« im Gemeindesaal.

Rund 50.000 Essen in zehn Jahren

Zahlreiche Festgäste konnte Eva-Maria Schroeder, die launig durch den Abend führte, begrüßen. Dekan Uli Seegenschmiedt, Landtagsabgeordnete Diana Stachowitz, Stadtrat Dr. Reinhard Bauer, BA-Vorsitzende Antonie Thomsen, den früheren Münchner Sozialreferenten Frieder Graffe und den ehemaligen Stadtdekan Hans Dieter Strack waren dabei, entschuldigen ließen sich OB Christian Ude, Wiesenwirt Wiggerl Hagn, Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler, der Bundestagsabgeordnete Johannes Singhammer und der Vizepräsident des bayerischen Landtags, Franz Maget.

Dekan Seegenschmiedt rechnete nach: zehn Jahre Kirchenküche, dreimal die Woche jeweils rund 30 Teller, das sind etwa 50.000 Essen, die die Kirchenküche ausgegeben habe. Für einen symbolischen Euro, der die Kosten immerhin zu einem kleinen Anteil mitträgt, durch Spenden von Firmen und durch den ehrenamtlichen Einsatz der insgesamt 30 Helfer – so funktioniert die Kirchenküche. Die stand übrigens vor Jahren schon vor dem Aus, erzählte Eva-Maria Schroeder. Die alte Küche entsprach nicht den hygienischen Bedingungen, eine echte Gastro-Küche musste her. Damals kam die Rettung in Person von Rudolph Moshammer, der sich nicht geizig zeigte. Für mehrere zehntausend Euro beschaffte er der Kirchenküche eine neue, moderne, hygienische Einrichtung. Das Kirchenküchen-Team pflegt die Küche penibelst, damit noch lange montags, mittwochs und freitags Essen für Bedürftige gekocht werden kann.

Bedürftige? Das sind sie bestimmt, denn sie haben Hunger und kommen von dem Geld, das ihnen zur Verfügung steht, kaum über die Runden. Aber sie wollen den Euro für ihr Essen bezahlen. Sie wahren ihre Würde. Es ist ganz gleich, wie groß ihre eigene Schuld an ihrer schwierigen Situation ist. In der Versöhnungskirche fragt niemand danach. Dort begegnen sich die Menschen auf Augenhöhe. Jeder hat eine Würde, es wird niemand genötigt, seine Würde aufzugeben oder sich geringer zu machen. Es sind Menschen.

Alle zusammen hatten Freude an dem Rahmenprogramm mit Musik, Improtheater und vor allem dem Essen. Denn es gab natürlich einen Eintopf mit viel Gemüse und etwas Fleisch. Jeder konnte sich fühlen wie die Gäste der Kirchenküche und es war wie ein Privileg, etwas Besonderes, hier in Gemeinschaft mit anderen essen zu dürfen. Man braucht keinen Schweinsbraten mit Knödel und Soße, man braucht kein designtes Fünf-Gänge-Menü. Ein Teller Suppe und nette Gesellschaft, das ist alles.

Kirchenküche wird immer wichtiger

Das gibt es dreimal die Woche in der Versöhnungskirche. Stärkung für Körper und Seele. Die Kirchenküche ist da, doch sie ist nicht selbstverständlich. Sie ist wichtig und sie wird immer wichtiger. Denn immer mehr Menschen haben Schwierigkeiten, ihr tägliches Brot zu bezahlen. Es ist bedauerlich, dass es die Kirchenküche geben muss. Es ist gut, dass es sie gibt. cr

Artikel vom 31.10.2011
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