Rathauschef hatte bei der Bürgerversammlung viel Gutes zu berichten

Unterföhring · Mediengemeinde fast überall Spitze

Bürgermeister Franz Schwarz hatte auf der Bürgerversammlung leichtes Spiel.	Foto: Ursula Baumgart

Bürgermeister Franz Schwarz hatte auf der Bürgerversammlung leichtes Spiel. Foto: Ursula Baumgart

Unterföhring · Den ausführlichen Bericht von Bürgermeister Franz Schwarz aus ihrer boomenden Gemeinde haben sich rund hundert Besucher bei der Bürgerversammlung gerne angehört. Lautet sein kurzes Fazit doch: Die Mediengemeinde ist fast überall Spitze.

Das gilt vor allem für die sagenhaften Einnahmen aus der Gewerbesteuer, wobei die Schätzung des Rathauses mit 40 Millionen Euro in diesem Jahr noch um einiges übertroffen werden dürfte. Das ist Rang zwei unter den 2.000 kreisangehörigen Gemeinden in Bayern und Rang zwei im Landkreis München hinter Grünwald. Selbstredend ist Unterföhring mit einem Vermögenshaushalt von 91,5 Millionen Euro schuldenfrei.

Mit so viel Geld in der Hand kann man leicht Musterschüler sein, wie Schwarz an vielen Beispielen belegte: etwa bei der Kinderbetreuung, bei der Energieversorgung, beim Umweltschutz, bei der Kultur und vielem mehr. Seit 30 Jahren kennen Unterföhrings Eltern keine Gebühren für die Betreuung ihres Nachwuchses. Und keinen Kampf um einen Platz: Bei Kindergärten und Horten ist der Bedarf zu hundert Prozent gedeckt, bei den Krippen immerhin zu 90 Prozent. Davon kann man andernorts nur träumen. Von insgesamt 853 kleinen Unterföhringern werden 189 täglich in eine Krippe gebracht, 429 in den Kindergarten und 211 besuchen einen Hort. Weitere 24 Krippenplätze entstehen zur Zeit am Römerweg, wie der Bürgermeister berichtete. Kein Wunder, dass die Gemeinde junge Familien magisch anzieht: 36 Prozent der Bürger sind unter 30 Jahre alt, 20 Prozent unter 20 und zwölf Prozent haben das zehnte Lebensjahr noch nicht erreicht. Bei all der Jugend sollen die Alten nicht vergessen werden. Der Gemeinderat hat deshalb erst kürzlich beschlossen, ein eigenes Seniorenkonzept aufstellen zu lassen. In der Seniorenbegegnungsstätte »Feringahaus« haben derweil Ehrenamtliche die Arbeit der früheren Zivis etwa bei Fahrdiensten, Botengängen oder beim Begleitservice weitgehend übernommen. Und in der letzten Lebensphase geleiten seit sieben Jahren die freiwilligen Helfer der Hospiz-Initiative Unterföhring die Menschen in der Gemeinde. Sie arbeiten dabei eng mit dem Caritas-Zentrum für Ambulante Hospiz- und Palliativ-Versorgung zusammen, das seinen Stützpunkt im vergangenen Monat unter der Adresse Am Bahnhof 2 bezogen hat.

Mustergültig ist die Gemeinde auch beim Umweltschutz. 1.800 Haushalte im nördlichen Teil heizen bereits mit sauberer Fernwärme aus der Tiefe der Erde, den südlichen Teil versorgt das Netz der Stadtwerke München. Das gemeindeeigene Geothermieprojekt hat Unterföhring in Rekordzeit durchgezogen. Bis Jahresende werden sich 16 Kilometer Fernwärmeleitungen unterirdisch durchs Ortsgebiet schlängeln.

2012 wird bereits der letzte Bauabschnitt in Angriff genommen, der die Anlieger der Münchner Straße ab Ahornstraße nach Norden sowie Teile von Aschheimer Straße, Römerstraße und Keltenweg anschließt. »Die Geoval als kommunaler Energielieferant versorgt seit zwei Heizperioden rund 250 Gebäude, vom Einfamilienhaus bis zum großen Gewerbebetrieb, zuverlässig und störungsfrei mit Wärme«, berichtete Schwarz voller Stolz. Dazu gehörten auch alle kommunalen Gebäude und die großen Unternehmen aus der Versicherungs- und Medienbranche. Bis sich das Ganze rechnet, würde es zwar noch einige Jahre dauern, für den laufenden Betrieb benötige die Geoval jedoch keine finanzielle Unterstützung mehr. »Damit kommen wir unserem Ziel, jährlich bis zu 17.000 Tonnen Kohlendioxid einzusparen, mit Riesenschritten näher«, freute sich der Bürgermeister. Wer noch mehr für die Umwelt tun will, kann mit Unterstützung aus der Gemeindekasse rechnen. In den vergangenen 15 Jahren wurden insgesamt 125 private Maßnahmen wie die Dämmung von Außenwänden, der Austausch von Fenstern oder der Einbau von Solaranlagen und Wärmepumpen bis zu ganzen Energiesparhäusern finanziell gefördert.

Seit der Eröffnung des superlativen Bürgerhauses vor einem Jahr ist die Gemeinde auch bei der Kultur absolute Spitze. 100.000 Besucher haben bereits bis April den Weg ins nagelneue Haus zu rund hundert Konzert-, Theater-, Kabarett- und Literaturveranstaltungen gefunden. 80 Mal haben Vereine, Firmen oder Privatleute Räume gemietet. Deren Vertreter konnten sich gleich in der vorbildlichen Gemeindebücherei umsehen. Dort wurden bereits 50.000 Besucher gezählt. 650 Leser haben sich neu angemeldet, 54 Schulklassen und Gruppen aus den Tagesstätten wurden durchs Haus geführt und 95.000 Medien, ein Viertel mehr als bisher, verliehen.

Aber auch in einer so großzügigen und wohlhabenden Gemeinde bleiben Wünsche offen. Die Mitarbeiter im Rathaus sehnen sich nach einer Sanierung des recht maroden Baus aus den 70er- Jahren und die Eltern hoffen auf ein Gymnasium am Ort. Was den Rathaus-Umbau betrifft, so stellte Schwarz Abhilfe im Jahr 2014 in Aussicht. »Projekte für die Bürger hatten bislang einfach Vorrang.« Für ein weiteres Gymnasium im Norden des Landkreises will die Gemeinde weiter ein »hochinteressantes Grundstück« von 50.000 Quadratmetern südlich der Allianz Versicherung und 250 Meter vom S-Bahnhof entfernt bereit halten. Landrätin Johanna Rumschöttel nährte die Hoffnung, dass Unterföhring im »Stress-Test« mit Ismaning um den begehrten Schul-Standort die Nase vorne hat: »Ich glaube, Sie brauchen nicht zu pessimistisch zu sein«, meinte sie vielsagend. Claudia Schmohl

Artikel vom 31.10.2011
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