Schwaigermoos: Provokation für Startbahngegner

Schwaigermoos/Erding · „Nur Unfallprävention“

Das fehlende Ortsschild bedeutet nicht, dass Schwaigermoos nicht mehr existiert, sondern nach Meinung der Gemeinde Oberding das Ergebnis von Souvenirjägern.  	Foto: bb

Das fehlende Ortsschild bedeutet nicht, dass Schwaigermoos nicht mehr existiert, sondern nach Meinung der Gemeinde Oberding das Ergebnis von Souvenirjägern. Foto: bb

Schwaigermoos/Erding · „Das ist pure Provokation der FMG! Die merken plötzlich, wie viel Gegenwind es gegen die dritte Startbahn nicht nur von den Grünen, sondern auch von den Freien Wählern und in der SPD gibt. Da haben die jetzt einfach die ersten Bauernhöfe zugenagelt und die Ortstaferl abgebaut.

Erweiterung des Flughafen Münchens im Erdinger Moos

Die wollen klar signalisieren, dass sie jeden Tag mit dem Bau anfangen können“, schimpfte der grüne Landtagsabgeordnete Dr. Christian Magerl bei der Kreisversammlung seiner Partei. „Stimmt nicht“ sagt die FMG (Flughafen München GmbH) und bekommt in diesem Punkt sogar Recht aus Oberding (dazu gehört Schwaigermoos nämlich). Die Bauzäune sind reine Unfallprävention sagen die Einen, die fehlenden Ortsschilder das Werk von Souvenirjägern die Anderen.

Seit Anfang der 1970er-Jahre kaufte die FMG in Schwaigermoos, direkt an der Grenze der Landkreise Freising und Erding im Nordosten des Flughafens gelegen, alle Häuser und Grundstücke, die sie bekommen konnte. Daher verschwanden auch schon fast zwei Drittel des Ortes beim Bau des Flughafens. Von den danach noch verbliebenen elf Anwesen gehören mittlerweile auch neun der FMG, der Ort wird nämlich, ebenso wie Franzheim vor 25 Jahren, komplett unter den Betonplatten der dritten Start- und Lande­bahn verschwinden.

Nun sind seit gut zehn Tagen die Ortsschilder „Schwaigermoos“ auf beiden Seiten der Durchgangsstraße verschwunden, findet man nur noch die leeren Stahlrahmen auf ihren Stangen. Zudem wurden um mehrere leerstehende Häuser und Gehöfte Stahlzäune aufgestellt und mit Schildern „Baustelle – Betreten verboten!“ verschlossen. „Eine klare Provokation der Flughafen München Gesellschaft (FMG)“ erzürnte sich Christian Magerl (Grüne), „Speerspitze des Flughafen-Protests“, wie er von seinen Freunden gerne bezeichnet wird. „Angesichts ihrer schlechten Flug- und Passagierzahlen sowie dem großen Protest aus allen Lagern, haben die Angst, dass ihnen die Felle davon schwimmen könnten. So wollen sie jedem zeigen, dass sie jederzeit mit dem Bau anfangen können – außerdem wollen sie so wohl verhindern, dass sich in Schwaigermoos der Protest sammelt!“

Bei der FMG weist man die Vorwürfe weit von sich, zum einen habe man versprochen, die Entscheidung über den Sofortvollzug des Planfeststellungsbeschlusses abzuwarten, bevor die Bauarbeiten beginnen. Die Bauzäune habe man als Eigentümer aus reiner Vorsorge angebracht, dass sich niemand rund um die leerstehenden Häuser verletzt. Zum anderen würde man niemals amtliche Ortsschilder abmontieren. Oberdings Bürgermeister Helmut Lackner (CSU), ebenso wie sein Gemeinderat ein strikter Gegner der dritten Startbahn, vermutet da eher Souvenirjäger hinter den Ortsschilder-Dieben, ähnlich sei es vor 25 Jahren in Franzheim gewesen. Neue Ortsschilder seien aber bereits in Auftrag gegeben. Das sei Ehrensache, versichert Lackner, die Gemeinde Oberding sei schließlich eindeutig gegen die dritte Startbahn. Da wolle sie doch auf keinen Fall auf die Ortsschilder für Schwaigermoos verzichten. bb

Artikel vom 13.10.2011
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