Großer Festakt in der Stadthalle am 24. September

Erding – 40 Jahre Lebenshilfe Erding

Die beiden Urgesteine der Lebenshilfe, Edeltraud Huber (links) und Hans Hintermaier mit der Behindertenbeauftragten des Landkreises Erding, Ruth Preuße. Fotos: bb

Die beiden Urgesteine der Lebenshilfe, Edeltraud Huber (links) und Hans Hintermaier mit der Behindertenbeauftragten des Landkreises Erding, Ruth Preuße. Fotos: bb

Erding – Am heutigen Samstag feiert die Lebenshilfe Erding mit einem großen Festakt in der Stadthalle ab 13 Uhr ihren 40. Geburtstag. „Neben den behinderten Menschen, die natürlich im Mittelpunkt der Feier stehen werden, kommen zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, die unsere Sache sehr positiv begleiten.

Die Behinderten sind heute endlich in unserem gesellschaftlichen Leben angekommen – das war leider nicht immer so! – das ist auch mit ein Verdienst der vielen engagierten Eltern, Helfer, Spender und Mitarbeiter der Lebenshilfe“, fasste Landrat Martin Bayerstorfer zusammen, der traditionell durch sein Amt Vorsitzender des Vereins ist.

Gegründet wurde die Lebenshilfe Erding e.V. im Jahr 1971 als Elternvereinigung – schon damals dabei war die heutige Geschäftsführerin des Vereins Edeltraud Huber, selbst Mutter einer behinderten Tochter und 40 Jahre lang „das Gesicht der Lebenshilfe“, wie es der Landrat ausdrückte. „Damals hat man die Behinderten noch versteckt, nicht einmal die Nachbarn wussten, dass man ein behindertes Kind hat. In der Schule galten sie als ‚bildungsunfähig‘, da durften sie nicht mehr hin und spezielle Einrichtungen gab es ja nicht. Wir sind dann in die Familien rein gegangen und haben denen gesagt, wir müssen uns zusammentun – so offensiv wie heute ging vor 40 Jahren mit dem Thema keiner um! Wenn wir mit unseren behinderten Kindern auf die Straße gingen, hat man uns nicht nur schief angeschaut, sondern auch angemault. Arbeitsplätze gab es auch keine – erst der damalige Landrat Hans Zehetmair hat uns angehört und unbürokratisch geholfen“, berichtet Huber. Gemeinsam mit Hans Hintermaier – der bis heute in den Einrichtungen der Lebenshilfe bohrt, sägt und werkelt, wenn Not am Mann ist – und einigen anderen Eltern baute sie ehrenamtlich den gemeinnützigen Verein der Lebenshilfe auf, der weder konfessionell noch parteilich gebunden ist. Oberstes Ziel bis heute ist es, Arbeitsstätten zu schaffen und die gesellschaftliche Integration des Menschen mit Behinderung zu fördern.

„Wir von der Lebenshilfe Erding verstehen uns als Begleiter und Berater für Menschen mit Behinderung und deren Familien und danken natürlich der Bevölkerung, den Firmen und der Regierung von Oberbayern, die das finanziell erst möglich machen“, so Vorsitzender Bayerstorfer. Speziell für das 40. Jubiläum habe man so viele Spenden bekommen, dass man einen richtig großen Festakt in der Stadthalle am Samstag veranstalten könne. Hauptrednerin ist die Landtagspräsidentin und Vorsitzende der Lebenshilfe Bayern, Barbara Stamm, daneben sprechen die ehemaligen Landräte und Minister Zehetmair und Bauer, Max Gotz für die Stadt Erding und Martin Bayerstorfer für den Landkreis. „Ich bin bei meinen Besuchen immer wieder begeistert von der Leistungsfähigkeit und dem Engagement der behinderten Menschen. Folglich wird fast der gesamte Festakt auch von ihnen gestaltet, hinzu kommen noch der Männergesangsverein Eitting, der Landfrauenchor und der Tanzverein ‚Edelweißstamm‘, berichtete Bayerstorfer.

Colleen Duvos ist die Leiterin des Lebenshilfe-Wohnheims in der Freisingerstraße. „Wir haben 38 vollstationäre Plätze, dazu kommen sieben ambulante Plätze, da wohnen die Menschen noch zu Hause, in Wohngemeinschaften oder bei Angehörigen und werden von uns betreut. Zudem haben wir noch zwei Not-Kurzzeitplätze für Urlaub und als Vertretung. Leider ist die Warteliste mit 26 Personen recht lang, denn unsere Bewohner sind relativ jung und sterben eigentlich nicht aus Altersgründen. Aber immer wieder mal ziehen welche weg in andere Einrichtungen, und dann kann jemand nachrücken“, erläutert Duvos, die insgesamt 54 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat. Der zweite Bereich der Lebenshilfe ist die Werkstatt, geleitet von Albert Wittmann. „Vor 35 Jahren wurden die ersten Werkstätten in Kirchasch gegründet, heute haben wir vier Standorte in Erding, Freising, Burgharting bei Kirchberg und Kleinbachern bei Freising. Insgesamt 424 Mitarbeiter sind in den Werkstätten tätig. Auch von unseren Mitarbeitern wird Pünktlichkeit, Qualität und ein vernünftiger Preis verlangt – wie von jedem anderen Arbeitnehmer auch!“, so Wittmann. Die Kunden seien viele Mittelständler, aber auch Hochkaräter, wie BMW, Lufthansa oder Himolla. Der einzige Unterschied zur regulären Wirtschaft sei: „Normal muss der Mensch zur angebotenen Arbeit passen. Bei uns ist es umgekehrt, wir schauen erst, was einer kann und gestalten dann den Arbeitsplatz so, dass er zu unserem Mitarbeiter passt.“ Die Werkstätten feiern ihren 35. Geburtstag am Samstag, 8. Oktober. „Dank der Lebenshilfe sind die behinderte Menschen in der Mitte der Gesellschaft angekommen, das ist gut so. Aber wir müssen immer noch viele Hindernisse auf den Wegen und Straßen beseitigen und Schranken in den Gehirnen vieler Menschen einreißen, bis wirklich alle Behinderten als normale Menschen betrachtet werden!“, sagte abschließend die Behindertenbeauftragte des Landkreises Erding, Ruth Preuße. bb

Artikel vom 23.09.2011
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