Warum der Ebersberger Tischtennisnachwuchs so erfolgreich ist

Ebersberg · »Turko ist super!«

Nikolas Lionis und Michael Wittmann (vorne, v.l.) gehören zu den 20 besten Tischtennisspielern Bayerns in ihrer Altersgruppe.	Foto: Sybille Föll

Nikolas Lionis und Michael Wittmann (vorne, v.l.) gehören zu den 20 besten Tischtennisspielern Bayerns in ihrer Altersgruppe. Foto: Sybille Föll

Ebersberg · Seit gerade einmal einigen Monaten spielt der neunjährige Nikolas Lionis in der Tischtennis-Abteilung des TSV Ebersberg und gehört bereits in seiner Altersklasse zu den 20 besten Spielern Südbayerns.

Beim Landesbereichsranglistenturnier Bayern Süd erreichte er den 13. Platz – genau wie Michael Wittmann (12), der seit dreieinhalb Jahren dem Verein angehört. Beide haben sich in der vorangegangenen Saison so weit qualifiziert wie in den vergangenen 20 Jahren kein anderer Spieler. Michael gehört auch zur ersten Jugendmannschaft, die jüngst den Aufstieg in die Bezirksliga feiern konnte. »Dass wir so erfolgreich sind, liegt an unseren hervorragenden Trainern«, erklärt Abteilungsleiter Bernhard Schaller. »Wir haben vier lizensierte Trainer und einen Bundestrainer.« Bei Letzterem handelt es sich um Boris Turina, Spitzname »Turko«, ehemaliger Bundesliga-Trainer in Deutschland, Österreich und dem ehemaligen Jugoslawien, 30 Jahre Trainer in internationalen Tischtennisschulen, langjähriger Mitarbeiter des Deutschen Tischtennisbundes (DTTB), Olympiastützpunkt Heidelberg, und zweimal Pokalsieger der European Table Tennis Union (ETTU). »Turko ist super, der hat eine eigene Technik. Er bringt uns zum Beispiel bei, nach vorne zu ziehen und nicht nach oben«, schwärmt Michael. Die Kinder sind von ihm begeistert, doch nicht nur aufgrund seiner Trainer-Qualifikation, sondern auch von ihm als Mensch. Turko ist cool, hat sogar als Schlagzeuger in einer Band gespielt.

Er ist es auch, der die Schläger für die Kinder aussucht. »Der Schläger muss leicht in der Hand liegen und gut zu halten sein«, erklärt Michael fachmännisch und zeigt seinen Genius aus Balsa-Holz, einer sehr leichten Holzart. Der Korpus des Schlägers begleitet die Kinder bis sie groß und kräftig genug sind für ein schwereres Holz. Lediglich die Beläge werden je nach Abnutzung ausgetauscht. Sie sind nur aufgeklebt.

Michael ist mit ganzem Herzen bei der Sache. Sogar sein Golf-Spiel muss manchmal hinter dem Tischtennis zurück treten, obwohl er auch da sehr erfolgreich ist. Liegen ihm denn nur Sportarten mit kleinen Bällen? »Fußball habe ich auch mal ausprobiert und Karate, aber dafür bin ich nicht kräftig genug«, sagt der zierliche Schüler der Montessori-Schule Niederseeon. »Schnelligkeit ist eher meine Stärke«. Sein persönliches Ziel: Mit der Mannschaft in die Bayernliga aufsteigen und im Bayerischen Kader unter die besten zehn Spieler zu kommen. Weil er so gut ist, will Schaller beim Bayerischen Tischtennisverband eine Lizenz beantragen, dass Michael bei den Erwachsenen mitspielen kann, um gleichwertige Gegner zu haben. »80 bis 90 Prozent der Zeit müssen sie gegen Bessere spielen, damit sie sich weiter entwickeln«, erklärt der Abteilungsleiter. Zuhause hat Michael natürlich auch eine Tischtennisplatte, dort übt er alleine Aufschläge – während die 14-jährige Schwester nur daneben stehen kann. »Mit ihr kann man ja nicht spielen«, sagt Michael augenrollend.

Nikolas hat das geschickter gemacht: Sein zehnjähriger Bruder Dan ist mit ihm in den Verein gekommen, ist allerdings nicht ganz so erfolgreich. »Zuhause spiele ich aber sowieso nicht so gerne, mir reicht das Training hier«, sagt der Grundschüler aus Steinhöring. Immerhin findet dies dreimal pro Woche statt. In seiner restlichen Freizeit bolzt er lieber mit Freunden auf der Wiese, springt Trampolin oder schaukelt.

Demnächst könnte jedoch noch ein weiterer Trainingstermin auf ihn zukommen: Der Bayerische Tischtennis-Kader ist bereits auf ihn aufmerksam geworden und hat den Neunjährigen zu einem Sichtungslehrgang an der Sportschule in Oberhaching eingeladen. Macht Nikolas dort einen guten Eindruck, bleibt er dem TSV Ebersberg zwar erhalten, trainiert aber zusätzlich noch im Bayerischen Kader. »Das würde uns natürlich wieder zugute kommen«, freut sich Schaller. Turko bescheinigt beiden Nachwuchsspielern großes Talent und sehr gute Zukunftschancen: »Was die beiden in so kurzer Zeit gelernt haben ist bemerkenswert«, lobt der Bundestrainer. »Aber ein regelmäßiges, fleißiges Training ist wichtig, denn ein Automatismus muss da sein, damit sie beim Spielen nicht mehr nachdenken müssen.« Doch das dürfte kein Problem sein, Tischtennis sitzt beiden ja jetzt schon in Fleisch und Blut. Sybille Föll

Artikel vom 06.09.2011
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