München · Zum Thema: Kneipensport

Es ist immer schön, wenn es Dinge aus einer Nische schaffen. Kickern ist der Hit, und das eben nicht mehr nur in einer Kneipennische. Wie selbstverständlich besitzen Anwaltskanzleien, Redaktionen oder Werbeagenturen einen edlen Fußballtisch. Längst gibt es Turniere, Trainingsgruppen, Mannschaften.

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Kickern boomt – und hat oft so gar nichts mehr zu tun mit seinem alten Image: am Kicker stehen Männer mit Kippe im Mund, Bierdunst und Rauch hängt schwer in der Luft, es scheppert und rummst, es wird gegrölt, ein Remmidemmi, dass es dem Beppi die Schuhe auszieht bei seinem Meditations-Schafkopf am Nebentisch.

Scheppern und Rummsen wird es noch in den Kanzleien und Turnierorten, gewiss wird kein Rauch mehr die Luft dick machen. Das tut er ohnehin fast nirgends mehr. Rauchverbot. Und wenn ich‘s mir Recht überlege, dann hat der Kickerboom vermutlich direkt mit dem Rauchverbot zu tun. Wenn dem Kicker sein natürlicher Lebensraum genommen wird, dann braucht er einen neuen, werden sich barmherzige Umweltschützer gedacht haben. Und weil Barmherzigkeit eine Tugend ist, die Frauen oftmals ganz besonders pflegen, ist es kein Wunder, dass das Kickern besonders in der Damenwelt solch viele neue große Spieler und Fans hat.

Es kann bestimmt nicht mehr lange dauern, da wird es den anderen Boazn-Disziplinen ähnlich ergehen. Würfeln am Tresen um einen Schnaps. Schafkopfen von Samstagmittag bis Sonntagfrüh. Sie werden einziehen in die Bürowelt, Chefs mit Schlips würfeln ihr Mittagessen aus und verabreden sich mit dem Abteilungsleiter zu einem Relaxing-Schafkopf. Nur ein Sport, der wird die Boaznwelt nie verlassen, der funktioniert in dieser Form nur dort: Profifußball der Männer. Und plötzlich ist ein jeder Gast Trainer. Bald ist wieder Bundesliga, der Beppi aus der Boazn ums Eck trainiert schon fleißig – und hat letztens sogar bei einem Kicker-Turnier zugeschaut.

Artikel vom 15.07.2011
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