Fahrzeugerfassung der Partei liefert neue Ergebnisse

Ebersberg/Grafing · Verkehr: Grüne ziehen Bilanz

Sechs Stunden lang haben Mitglieder der Ebersberger und Grafinger Grünen am 9. Juni den Verkehr gezählt.	F. Grüne

Sechs Stunden lang haben Mitglieder der Ebersberger und Grafinger Grünen am 9. Juni den Verkehr gezählt. F. Grüne

Ebersberg/Grafing · Ein halbes Jahr nach Eröffnung der Südumgehung ziehen die Grünen Ortsverbände aus Ebersberg und Grafing Bilanz:

Selbst die Ost-West-Hauptstraßen in der Kreisstadt sind weiterhin viel befahren, der Marktplatz ist nach wie vor ein Nadelöhr und die Rosenheimer Straße wird noch immer stark benützt. Die Berechnungen der Grünen basieren auf ihrer Verkehrszählung vom 9. Juni – dem Tag, an dem die Südumgehung ein halbes Jahr in Betrieb war – sowie kürzlich veröffentlichten Messungen des Freistaats an den sogenannten Dauerzählstellen im Landkreis vom ersten Quartal 2011.

Das für die Zukunft gesehen wichtigste Ergebnis der Zählung nach Ansicht der örtlichen Grünen betrifft Grafinger Flur: Durch die Ebersberger Südumgehung wurde in Grafing Verkehr von der Wasserburger auf die Münchner Straße verlagert. Anscheinend wählen nach dem Ausbau und der Begradigung der Staatsstraße 2086 zwischen Reitgesing und dem Abzweig nach Wiesham und nach Nettelkofen noch mehr PKW-Fahrer diese Route von und nach Ebersberg und München. Das Verkehrsaufkommen hat sich hier auf über 15.000 Kfz pro Tag in etwa verdoppelt, von denen zwei Drittel aus und in Richtung Grafing abbiegen. Wolfgang Huber, Pressesprecher der Grafinger Grünen, kommentiert diese Zahlen: „Die geplante Grafinger Ostumfahrung geht, wie von uns immer wieder kritisiert, am Bedarf vorbei. Nach der Eröffnung der Südumgehung ist sie verkehrstechnisch noch unsinniger geworden. Sie wird die Grafinger Innenstadt noch weniger entlasten als bislang behauptet.“

Der Verkehrszählung vom 9. Juni zufolge, fahren außerdem in den Hauptverkehrszeiten auf der Münchner Straße genau zwei Drittel mehr Kraftfahrzeuge als auf der Südumgehung (an der S-Bahnüberführung). In absoluten Zahlen: Wasserburger Straße und Münchner Straße, als große Ost-West-Straßen eigentliche „Profiteure“ der Südumgehung, sind nach wie vor mit täglich über 10.000 Kfz belastet. Und obwohl diese beiden Straßen jetzt keine Bundesstraßen mehr sind, müssen sie täglich immer noch mehr Verkehr bewältigen als Bundesstraßen im bayerischen Durchschnitt. Zweck der Grünen Verkehrszählung war unter anderem, so Stadtrat Philipp Goldner, der die Zählung initiierte, „die subjektiven Wahrnehmungen anhand von objektivem Zahlenmaterial zu prüfen.“ Wenn also die Patienten des Kreiskrankenhauses keine wesentliche Lärmreduktion verspürten, sei ihnen objektiv recht zu geben, denn bei einem derartig großen Verkehrsaufkommen sind selbst größere Verkehrsrückgänge kaum wahrnehmbar.

Auf der Ostseite der Kreisklinik, in der Pleininger- und in der Wildermuthstraße, hat sich der Verkehr durch die Auflösung des Einbahnstraßenrings in Ebersberg leicht reduzieren lassen. Wirkliche Entlastung dieser an die Klinik angrenzenden Wohngebiete kann nach Meinung der Ebersberger Grünen jedoch nur eine von der alten Bundesstraße ausgehende, zwischen den beiden Einzelhandelsmärkten Aldi und Edeka führende Verbindungsstraße bringen, die sie in den vergangenen Jahren wiederholt angemahnt hatten.

Was die LKW angeht, so wurde die Hoffnung vieler Ebersberger, diese würden sich in größerem Umfang als prognostiziert auf die fertig gestellte Südumgehung verlagern, objektiv nicht erfüllt. Das belegen sowohl die Daten der Grünen wie die der Dauerzählstellen des Freistaats. „Jeden zweiten LKW zieht es nach wie vor nach Ebersberg hinein oder nach Norden unter anderem – trotz Mautpflicht – zur A94“, so Goldner.

Die einzige Straße in Ebersberg, die durch die Südumgehung wirklich verkehrsberuhigt hätte werden können, ist die Rosenheimer Straße. Genau die Hälfte der von Wiesham kommenden Autofahrer entscheidet sich aber gegen die Auffahrt auf die Südumgehung und für die Rosenheimer Straße auf dem Weg nach Ebersberg. In den sechs Verkehrszählungs-Stunden der Grünen benützten – trotz polizeilicher Kontrollen in der gleichen Woche – über 1.600 Fahrer die Straße vorbei an Gut Kaps, die eigentlich nur für Anlieger frei ist. „Die Grünen haben vor der Eröffnung der Südumgehung wiederholt darauf hingewiesen, dass mit einer angeblichen Sperrung des Kapser Berges die Trasse durchs Laufinger Moos schöngerechnet wurde. Die Anwohner der Rosenheimer Straße wurden bewusst geprellt“, konstatierte Goldner und kündigte noch für Juni einen Antrag an den Stadtrat an, mit dem Ziel einer weiteren Verkehrsberuhigung der ehemaligen Staatsstraße. „Die über Jahrzehnte gebetsmühlenartig wiederholte Mär der anderen Stadtratsfraktionen, die Südumgehung würde Ebersberg vom Verkehr erlösen, tischt heute, nach so vielen zerstörten Hoffnungen, niemand mehr auf!“, so das Fazit der Fraktionsvorsitzenden Rosemarie Will.

Artikel vom 29.06.2011
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...