Bürger und BA lehnen Umbenennung weiter ab

Giesing/Harlaching · Namenskrieg tobt weiter

Giesing/Harlaching · Die Stadt München hält an ihren Plänen fest, einen Teil der Birkenleiten umzubenennen. Aus Sicherheitsgründen und für einen leichteren Verkehr der Rettungsdienste, wie sie betont.

Doch die Anwohner vor Ort im Chor mit dem örtlichen Bezirksausschuss Untergiesing-Harlaching sind weiterhin strikt gegen diesen – aus ihrer Sicht – Schildbürgerstreich. »Das Ganze hat überhaupt keine Notwendigkeit«, schimpfte zuletzt die stellvertretende BA-Vorsitzende Melly Kieweg (parteilos für die Grünen im Gremium). »Die Stadtverwaltung will die Sache gegen den ausdrücklichen Willen der Bürger vor Ort durchboxen.« Für die engagierte Lokalpolitikerin ein Unding und ein Sündenfall.

Nach Argumentationslage der Stadt seien die Birkenleiten von Rettungsdiensten schwer zu finden – bei Einsätzen ergebe sich deshalb ein Sicherheitsrisiko. Nach Ansicht der Stadt sei es deshalb schlüssig, die Trasse umzubennen. Doch bei der künftigen Namensgebung scheinen die kommunalen Behörden sich selbst auf einem Schlingerkurs zu befinden. Anfangs sollte die Teiltrasse in »Kunstmühlenstraße« umbenannt werden – in Anlehnung an die Kraemer´’sche Kunstmühle gleich nebenan, die derzeit aufwändig umgestaltet wird – hier entstehen unter anderem Ateliers, Ausstellungsflächen, Büroeinheiten und ein Café. Doch der Bezirksausschuss lehnte die Umbenennung Ende des vergangenen Jahres ab, auch die Eigentümerfamilie der Mühle sprach sich bereits gegen eine Umbenennung aus. Hauptgründe damals: rund 50 Bürger aus den Birkenleiten wären davon betroffen – eine Umbenennung sei unzumutbar. »Vor allem aber auch unnötig«, wie die Vize-Stadtteilbürgermeisterin betont. »Die Argumente mit den angeblichen Notwendigkeiten für die Rettungsdienste haben wir doch nach Rücksprache mit diesen längst zerfleddert«, gibt sich Kieweg weiter kämpferisch. »Die Leitstelle findet nach eigener Aussage alles«. Der Vorgang sei ein klarer Fall von »Behördenwillkür«. Genährt wird diese Einschätzung im Stadtteil auch durch das weitere Vorgehen der Stadt.

Denn nach der Ablehnung der Umbenennung seitens des BA kam prompt die Retourkutsche aus dem Rathaus. Aktuell erwägt die Stadt in einem neuerlichen Vorstoß, das umstrittene Teilstück in Lebschestraße umzubenennen und damit jene gleichnamig bereits bestehende Trasse zu verlängern, die heute auf die Birkenleiten zuführt. Ein Vorhaben, dem BA-Mandatar Alfred Hierl (SPD) durchaus nähertreten wollte. »Das macht Sinn!« Doch mit seiner Sicht der Dinge stand er relativ alleine da. Aus dem Zuhörerbereich schallte ihm deutliche Ablehnung einiger Anwohner entgegen. »Jahrzehntelang hat das mit den Birkenleiten einwandfrei funktioniert. Da muss man nichts ändern – und wir wollen das auch nicht«, so der Tenor der erbosten Bürger. »Wir haben doch auch eine klare Beschlusslage in der Sache«, betonte SPD-Mann Wilhelm Hoegner, und weiter: »Wir haben die Umbenennung immer abgelehnt.« Dabei will es auch BA-Chef Thomas Schwindel (CSU) belassen – und fand durchaus drastische Worte: Wenn die Notdienste und die Polizei wörtlich »zu blöd« seien, die Birkenleiten zu finden, könne man dafür nicht die Bürger haftbar machen. »Wir finden alles«, gab Hauptkommissar Dieter Heumann von der zuständigen Polizeiinspektion 23 schmunzelnd und mit launig hochgerecktem, warnendem Zeigefinger gen Schwindel zurück. Die Reaktion der Stadt steht noch aus.

Harald Hettich

Artikel vom 28.06.2011
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