Stadtrat Alexander Reissl über Verkehrspläne in Moosach und OB-Kandidatur

Moosach · Pragmatischer Politiker

Bei der Ortsvereinsversammlung: Julia Schönfeld und Alexander Reissl. 	Foto: ws

Bei der Ortsvereinsversammlung: Julia Schönfeld und Alexander Reissl. Foto: ws

Moosach · Daumen drücken ist bei der Moosacher SPD angesagt. Und kämpfen, dass einer von ihnen es wird: Oberbürgermeister von München. Alexander Reissl ist Moosacher: Als Chef der SPD-Stadtratsfraktion im Rathaus muss er jedoch die Interessen der ganzen Stadt vertreten. Trotzdem liegen ihm auch Themen aus seinem Viertel, dem Stadtbezirk 10, am Herzen.

Das U-Bahn-Netz in Moosach sei inzwischen sehr gut ausgebaut, lobte der Politiker bei der Versammlung des SPD-Ortsvereins in der Gaststätte Alter Wirt. Seit Eröffnung der U 3 Mitte Dezember zum Bahnhof Moosach gebe es nun eine »echte Tangentialverbindung« von Moosach nach Milbertshofen und Schwabing. Handlungsbedarf sieht Reissl jedoch bei der U 1: Dort werde auf den inneren Abschnitten während der Hauptverkehrszeit »die Belastungsgrenze erreicht beziehungsweise überschritten.« Die Züge seien sehr voll, »da wird es kuschelig und warm.« Deshalb müsse man auf Teilen der Strecke, insbesondere zwischen Hauptbahnhof und Sendlinger Tor, wo bei U 1 und U 2 während der Rush-Hour jeweils alle fünf Minuten ein Zug fährt, also dort dann praktisch der 2,5-Minuten-Takt hergestellt ist, den Takt von derzeit 2,5 auf 2 Minuten verkürzen. Dies bedeute jedoch eine Taktverdichtung um 20 Prozent, was finanziell eine große Herausforderung sei, stellte Reissl klar.

Bei der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) freut man sich, dass der Politiker »unsere Planung für eine Taktverdichtung zwischen Hauptbahnhof, Sendlinger Tor und Kolumbusplatz unterstützt.« Vorgesehen sei ab dem Fahrplanwechsel am 11. Dezember 2011 die neue Verstärkerlinie U 7 im morgendlichen Berufsverkehr. Dazu werde man die bisherigen Verstärkerfahrten der U 1 zwischen Westfriedhof und Sendlinger Tor in der Hauptverkehrszeit morgens an Schultagen als U 7 nach Neuperlach Zentrum verlängern. Dadurch werde der Takt zwischen Sendlinger Tor und Kolumbusplatz von jetzt 3,3 auf dann 2,5 Minuten verlängert. Zwischen Hauptbahnhof und Sendlinger Tor gebe es schon heute den 2,5-Minuten-Takt. Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2013 will die MVG eigenen Angaben zufolge den 2-Minuten-Takt einführen, und zwar durch zusätzliche Verstärkerzüge zwischen Milbertshofen, Hauptbahnhof und Kolumbusplatz im morgendlichen Berufsverkehr an Schultagen. Damit könne erstmals ein 2-Minuten-Takt im Streckenabschnitt Hauptbahnhof-Kolumbusplatz realisiert werden, teilte die MVG auf Nachfrage mit.

Reissl hat keine Scheu, sich zu politisch umstrittenen Themen zu äußern, wenn es sein muss, auch gegen die eigene Partei. »Ich bin dafür, dass es Hochhäuser gibt.« Münchens höchstes Hochhaus Uptown München mit 146 Metern Höhe steht ja in Moosach, am Georg-Brauchle-Ring. Man müsse in München ja nicht gleich 500 Meter hohe Wolkenkratzer bauen, »das überlassen wir den Scheichs.« Nach Reissls Ansicht gibt es jedoch Punkte in der Stadt, wo man über Gebäude mit 120 oder 150 Metern Höhe reden könne. Wohn-Hochhäuser wolle er aber keinesfalls, betonte der Politiker. Trotz dieser klaren politischen Positionen Reissls will eine Genossin wissen, ob der Kandidat denn auch Visionen habe. Ein anderer Sozialdemokrat aus Moosach mahnt: »Du solltest nicht zum Sachzwang-Politiker werden.«

Der Gescholtene reagiert ruhig und entgegnet: »Ich bin durch und durch Kommunalpolitiker, da wird man sehr schnell zum Pragmatiker.« Pragmatisch die Leute zu bestimmten Zielen mitzunehmen, »das ist mir visionär genug. Die Menschen schätzen, wenn man ihnen nicht irgendwelche Wolkenkuckucksheime vormacht.« Er, Reissl, fühle sich eher der Erde verhaftet. Die Frage der Moosacher Genossen, welche Chancen er sich denn unter den zwei Mitbewerbern – Wirtschaftsreferent Dieter Reiter und Sozialreferentin Brigitte Meier – im Rennen um die OB-Kandidatur für die Kommunalwahl im Frühjahr 2014 ausrechnet, kann und will er nicht beantworten. Trotzdem gibt Reissl sich optimistisch: »Ich bin persönlich zuversichtlich.«

Seit drei Jahren ist er Chef der SPD-Stadtratsfraktion und hat damit ein Spitzenamt inne. Seit 1996 ist er Stadtrat. Vorher saß er 18 Jahre im Moosacher Bezirksausschuss (von 1978 bis 1996), zwölf Jahre lang leitete er das Stadtteilgremium. »Du bist ein Kommunalpolitiker mit Leib und Seele«, erkennt die Moosacher SPD-Ortsvorsitzende Julia Schönfeld neidlos an. Das freut ihn. 33 Jahre in der Kommunalpolitik vorweisen zu können, das ist doch was, darauf ist er stolz. Fast zwei Drittel seines Lebens sind das, der Mann ist jetzt 53 Jahre alt. Er kam als 20-Jähriger in den Bezirksausschuss, mit gerade einmal 26 Jahren wurde er zum Bezirksausschussvorsitzenden gewählt.

Er scheut sich auch keinesfalls vor Streit mit dem politischen Gegner. So befürwortet Reissl ausdrücklich den Bau der Trambahn-Westtangente – auch wenn das Projekt in München heftig umstritten ist. »Wir sollten keine Angst haben vor diesem Streit.« Zum einen sei die Straßenbahn bei der Mehrheit der Münchner Bürger beliebt, die »Trambahn erlebt eine Renaissance«. Und zum anderen »schadet es nicht, wenn man Themen hat, wo man sich mit der CSU streiten kann.« In Sachen Trambahnbau könne sich die SPD »als Partei des öffentlichen Nahverkehrs« profilieren, sagt Reissl. Das passt genau zu seinem politischen Credo: »Haltung haben, nicht mal so und mal so. Eine Meinung haben und dazu stehen.« Wally Schmidt

Artikel vom 17.05.2011
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