Weniger Weihnachtsmärkte und mehr Wohnraum

Altstadt-Lehel · Altstadt-Lehel: Bürger tagen

BA-Chef Püschel und Bürgermeisterin Strobl führten durch die Bürgerversammlung Altstadt-Lehel. 	F.: scy

BA-Chef Püschel und Bürgermeisterin Strobl führten durch die Bürgerversammlung Altstadt-Lehel. F.: scy

München-Altstadt-Lehel · Ist bald Schluss mit dem Weihnachtsmarkt auf dem Marienplatz? Manchem Anwohner im ersten Stadtbezirk Altstadt-Lehel jedenfalls »schmecken« die vielen Glühwein-, Mandelbuden und Co. überhaupt nicht.

»Für die Innenstadtbewohner sind Weihnachtsmärkte eine immer größer werdende Belastung«, brachte ein Bürger am vergangenen Dienstag bei der Bürgerversammlung im Alten- und Servicezentrum (ASZ) Lehel vor. »Überall schießen die Weihnachtsmärkte aus dem Boden. Inzwischen gibt es rund 25 Stück«, sagt der Bürger weiter. Das sei einfach zu viel. Außerdem hätten die meisten Märkte mit Weihnachten überhaupt nichts mehr zu tun. Deshalb forderte er: »Die Ausweitung um weitere Märkte soll verboten werden.« Und: »Der Weihnachtsmarkt auf dem Marienplatz soll zeitlich verkürzt werden. Zwei Wochen genügen.« Zwiespältige Reaktionen gab es daraufhin aus dem Publikum. »Bravo«, riefen manche, andere schimpften: »Wollen Sie den Schnee im Winter etwa auch verbieten?« Bei der Abstimmung dann wurde dem Antrag, nicht noch mehr Märkte zuzulassen, zugestimmt. Die Idee, den Weihnachtsmarkt am Marienplatz zu verkürzen, wurde hingegen abgelehnt.

Bei der Bürgerversammlungbrachte auch Lehel-Bewohnerin Marion Lich ihr Anliegen vor. Sie sprach das Problem »Entmietungsaktionen« an und appellierte in ihrem Antrag an die Stadtverwaltung: »Es soll mit einer professionellen Kampagne dafür geworben werden, dass Hausbesitzer ihre Häuser sozialverträglich verkaufen, beispielsweise an eine Genossenschaft.«

In Konkurrenz zum Gewinnversprechen mancher »Immobilienhaie« müsse die Stadt andere Werte anbieten, etwa verlässliche Geschäftspraktiken und unbürokratische Abwicklung. »Bezahlbarer Wohnraum wird auch deshalb knapper, weil Häuser an Spekulanten und Firmen verkauft werden, die nur an Profitmaximierung interessiert sind. Das verändert das soziale Gefüge im Stadtteil«, so Lich. Konkret nannte sie ein Anwesen an der Mannhardstraße, das vor etwa drei Jahren von einer Immobilienfirma gekauft, entmietet und weiterverkauft wurde. Danach hätten die Anwohner eineinhalb Jahre unter stümperhaften Renovierungsarbeiten gelitten. Seit einem halben Jahr geschehe dort jedoch nichts mehr – »die Firma ist bankrott«, berichtet Lich. Und fordert: »Bevor der dritte Spekulant auftaucht, sollte die Stadt das attraktive Tortenstück im Viertel aus der Konkursmasse erwerben, um den langjährigen Leerstand zu beenden und bezahlbaren Wohnraum zu sichern.« Der Antrag wurde mit Mehrheit angenommen. Sylvie-Sophie Schindler

Artikel vom 07.12.2010
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