Ur-Münchner Ackerland im Münchner SamstagsBlatt: „Bald ist Gelegenheit dazu – wir sehen uns hoffentlich.”

Da schau her! Ackerland über Protest gegen Rechts

Es ist wirklich wunderbar, dass wir in einem Land leben, das sogar Neonazis aushält. Soll heißen: In diesem Staat dürfen sich Menschen versammeln und ihre Meinung vertreten. Das soll auch so bleiben. Diese Menschen sollen auf die Straße gehen dürfen, weil so erst ihr ganzes Elend offenbar wird.

Es muss sich schon arg schrecklich anfühlen, wenn man so unglaublich viel Polizei braucht, um sich überhaupt sicher zu fühlen; eine Polizei, die einen Staat vertritt, den man ja so gar nicht haben will. Und dann hat man innerhalb des Schutzkessels noch nicht einmal den Frieden, seine unheilsamen Parolen und Lieder zu zelebrieren – das Pfeifkonzert von „draußen“ ist einfach zu laut. Und wenn es kein Pfeifen ist, dann ist es der blanke Hohn, die reine Abscheu, die einem da entgegenflutet. So erlebt bei all den letzten kläglichen Aufmärschen von Rechtsextremen in München.

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Mitleid? Pah. Ich stand ja selbst auf der anderen Seite. Neben mir ein altes Mutterl, das Zeter und Mordio geiferte, bis ich sie beruhigte und ihr einen Punk von nebenan vorstellte, den ich zwar nicht kannte, aber als den sympathischsten Menschen der Erde darstellte. Er war ein Protest-Erfahrener – zum Glück gibt es diese Menschen -, der das Mutterl in die hohe Kunst einwies, trotzdem nicht seinen Spaß zu verlieren.

So geht’s: Ein Volksfest daraus machen, dass unser Recht sogar den Verfassungsfeindlichen das Menschsein einräumt, wir uns aber als Bürger noch lange nicht gefallen lassen, dass es überhaupt auch nur einen Einzigen gibt, der für seine Menschenverachtung ein Stück Straße beansprucht. Klingt paradox? Demokratie ist schwierig. Und will erhalten werden, ist sie doch ein allzu kostbares Gut!

Und das schafft man am besten, indem man einfach für sie eintritt. Und Neonazis Lärm und Abscheu entgegensetzt, was keinesfalls als Beachtung missverstanden werden darf, sondern als Hochachtung vor unserem Recht. Bald ist wieder Gelegenheit dazu – wir sehen uns hoffentlich.

Artikel vom 14.10.2010
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