»Moosacher Stachus« bleibt auch weiterhin inoffiziell

Moosach · Der Platz ohne Namen

Der Kommunalausschuss lehnt den Namen »Moosacher Stachus« ab, da es bereits schon einen Stachus, den Karlsplatz, in München gebe. 	Foto: ws

Der Kommunalausschuss lehnt den Namen »Moosacher Stachus« ab, da es bereits schon einen Stachus, den Karlsplatz, in München gebe. Foto: ws

Moosach · Offiziell ist es einfach eine große Kreuzung in Moosach: Hier treffen Dachauer, Pelkoven-, Bauberger- und Bunzlauer Straße aufeinander. »Das ist der Mittelpunkt von Moosach. Schon lange nennt man ihn Moosacher Stachus«, sagt eine Seniorin, die nach 40 Jahren den Stadtbezirk 10 verlässt und in dieser Woche aufs Land zieht.

Da kann sie nur mit dem Kopf schütteln, als sie erfährt, dass die Stadt es abgelehnt hat, der Kreuzung den Namen »Moosacher Stachus« zu geben. Eine junge Bewohnerin des Stadtteils denkt das Gleiche: Sie empfindet diese Bezeichnung als Aufwertung für diesen namenlosen Platz, weil »das so klingt wie der Stachus in der Stadt.«

Genau aus diesem Grund lehnte der Kommunalausschuss des Stadtrats aber den Antrag des Moosacher Bezirksausschusses ab: »Die Benennung Moosacher Stachus könnte zu Verwechslungen führen mit dem bereits bestehenden Karlsplatz/Stachus«, sagte Kommunalreferentin Gabriele Friderich im Rathaus. Außerdem wolle man der häufigeren Verwendung des Begriffes »Stachus« vorbeugen. Auch die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) und die Rettungsleitstelle der Branddirektion wären »gar nicht glücklich« mit dem Namen Moosacher Stachus und warnten ebenfalls vor einer Verwechslung mit dem Stachus in der Innenstadt.

Das Stadtarchiv lehnte die Bezeichnung aus historischen Gründen ab. So bleibt es dabei: Der Platz hat keinen Namen, ist eben nur ein zentraler Verkehrsknoten im Münchner Nordwesten. Das missfällt nicht nur etlichen Bürgern, sondern auch dem örtlichen Bezirksausschuss. Schließlich habe sich die Bezeichnung »Moosacher Stachus« nicht nur unter den Bürgern, sondern sogar im Schriftverkehr der Stadtverwaltung längst eingebürgert, hatte das Stadtteilgremium argumentiert. So verwende das Baureferat diesen Namen für die Platzfläche in seinen Broschüren.

Fazit der Lokalpolitiker: »Für die Moosacher Bevölkerung war er immer mehr als eine große unübersichtliche Kreuzung. Er war und ist ein Platz mit einem Namen, der auf seine zentrale Bedeutung hinweist: Moosacher Stachus.« Ein Anwohner aus Obermenzing, der dort gerade in die Tramlinie 20 Richtung Innenstadt einsteigt, sieht das anders. Er empfindet die Bezeichnung Stachus negativ besetzt: »Das steht für Dreck und Lärm.« Eine Milbertshofenerin findet das aus einem anderen Grund eine »blöde Idee. Es gibt doch den Stachus in der Stadt.«

Da brauche man nicht noch einen Stachus in Moosach. Eine Zahnärztin, die dort ihre Praxis hat, sieht das ganz gelassen: »Es ist einfach eine Kreuzung, nicht einmal ein Platz.« Ein älterer Moosacher Bürger widerspricht heftig: »Das ist hier das Zentrum von Moosach. Hier treffen sich alle.« Deshalb findet er die Idee gut, den Platz als Moosacher Stachus zu bezeichnen. Man müsste ihn »nur« noch verschönern, die überbreiten Gehsteige bepflanzen und einige Parkbänke aufstellen. Im Bezirksausschuss kritisiert man die Entscheidung des Stadtrates heftig. Die Argumentation ist für CSU-Sprecher und Gremiums-Vize Alexander Dietrich jedenfalls nicht ganz nachvollziehbar.

Außerdem »heißt der Platz im Volksmund einfach Moosacher Stachus«, stellt Dietrich klar. Er wie auch die Bezirksausschussvorsitzende Johanna Salzhuber (SPD) finden es deshalb »schade«, dass die Stadt den Vorschlag des Gremiums abgelehnt hat. Schließlich weiß wohl fast ein jeder im Viertel, wo der Moosacher Stachus sei, betont Salzhuber. Wally Schmidt

Artikel vom 15.09.2010
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