Harlachingerin kümmert sich um kranke Fledermäuse

Harlaching · So klein, so nützlich

In speziellen Nistkästen werden die kranken Fledermäuse von Margarete Kistler versorgt, bis sie wieder gesund sind. 	Foto: Woschée

In speziellen Nistkästen werden die kranken Fledermäuse von Margarete Kistler versorgt, bis sie wieder gesund sind. Foto: Woschée

Harlaching · Es gibt sie seit rund 60 Millionen Jahren, in Deutschland werden sie maximal 40 Zentimeter groß und sie sind akut vom Aussterben bedroht. Die Rede ist von Fledermäusen, von denen es acht verschiedene Arten allein in München gibt.

Am kommenden Samstag, 28. August, wird im Englischen Garten nahe dem Rumfordschlössl, die 14. Europäische Fledermausnacht vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) gefeiert und ab 14 Uhr beginnt das bunte Programm für die ganze Familie, rund um das einzige fliegende Säugetier.

Margarete Kistler, die seit 1996 bei sich zu Hause in Harlaching eine Krankenstation für verletzte Fledermäuse und Mauersegler betreibt, kann gar nicht verstehen, dass es Menschen gibt, die sich vor Fledermäusen fürchten. »Sie sind ausgesprochen nützliche Tiere, fressen doch die Fledermäuse, die hier leben, vor allem Mücken, Schadfalter und Spinnen«, so Kistler. Außerdem sind die meisten Fledermausarten, wie zum Beispiel die Zwergfledermaus (Spannweite vier bis fünf Zentimeter) oder die Langohrfledermaus, ebenfalls ein Winzling von gerade mal vier bis fünf Zentimeter ist, sehr klein und obendrein, wie die Harlachingerin betont, sehr hübsche Tiere, haben sie doch ein glänzendes dunkles, Fell und kleine niedliche Knopfaugen.

Trotz aller sehenswerten Äußerlichkeiten wollen aber auch die kleinen Fledermäuse mit Respekt behandelt werden, verfügen sie über spitze Zähne, mit denen sie ordentlich zubeißen können, wenn man ihnen, wie bei der Krankenpflege, im wahrsten Sinne des Wortes auf den Pelz rückt. Deshalb trägt die Fledermausexpertin bei der Arbeit mit ihren Schützlingen auch meistens Handschuhe. Weil es Mücken und Spinnen nur schwer zu kaufen gibt, füttert sie ihre pelzigen Hausgäste mit Mehlwürmern, die den Fledermäusen ebenfalls munden. »Die Fledermaus bleibt aber immer ein Wildtier, sie wird nicht zahm und gewöhnt sich auch nicht an den Menschen, und das ist auch gut so«, weiß sie aus langjähriger Erfahrung.

Die Arbeit geht der Tierschützerin nicht aus, denn die vielen Hauskatzen, die es in den heimischen Gärten gibt, machen gerne Jagd auf Fledermäuse. Diese leben oftmals in Brennholzstapeln (Rauhhautfledermaus), in Ritzen und Spalten in den Hauswänden oder hinter Fensterläden aus Holz. Wenn sie ihren Unterschlupf verlassen sind sie oftmals leichte Beute für die Hauskatzen, die sie mit ihren scharfen Krallen verletzen. »Wenn ein Tier, das zu mir gebracht wird, zu schwer verletzt ist, dann müssen wir es einschläfern lassen«, bedauert sie. »Ich bemühe mich, meinen Garten fledermausfreundlich zu gestalten, damit die Tiere einen Platz zum Schlafen finden«, erklärt sie weiter. Problematisch ist für die Fledermäuse auch, einen geeigneten Platz für ihre Wochenstube zu finden. Die Wochenstube muss ein geschützter Ort sein, an dem die Weibchen ihre Jungen auf die Welt bringen und aufziehen können. In großen Trauben hängen sie dort zusammen, das bietet zum einen Schutz vor möglichen Angreifern, zum anderen wärmen sich die Tiere auf diese Weise gegenseitig. Die Brutpflege nimmt rund sechs bis acht Wochen in Anspruch, in dieser Zeit werden die Jungen von der Mutter auch gesäugt. Nach der Brutphase treffen Weibchen und Männchen wieder zusammen, um sich zu paaren.

Fledermäuse bekommen in der Regel nur ein Junges pro Saison, dafür können sie aber auch sehr alt werden. »Die Zwergfledermaus kann bis zu zehn Jahre alt werden«, berichtet Kistler. Von Mitte Oktober bis etwa Mitte März halten die Fledermäuse Winterschlaf. »Es gibt leider immer weniger geeignete Schlaf- und Überwinterungsplätze für die Fledermäuse. »Viele Menschen lassen ihre Häuser dämmen, da bleibt kein Spalt und kein Platz mehr für die nützlichen Fledermäuse«, bedauert Kistler. Früher haben sie auch oft in abgestorbenen Bäumen gelebt, diese werden jetzt aber aus Verkehrssicherheitsgründen meistens umgeschnitten«, weiß die Harlachingerin zu berichten. Wer eine verletzte Fledermaus findet, darf sich übrigens gerne mit Margarete Kistler telefonisch unter 6 42 27 56 in Verbindung setzen. Mit Veranstaltungen wie der Bat-Night an diesem Samstag hofft der BLV und die Fledermausfreundin, mehr Menschen von der Nützlichkeit und Einzigartigkeit dieser Tiere zu überzeugen.

Der Höhepunkt der Bat-Night wird eine Führung mit dem Bat-Detektor sein. Dieser macht die für das menschliche Ohr nicht hörbare Pfiffe der Fledermäuse, mit deren Hilfe sie sich orientieren, hörbar. Wie viel im Englischen Garten an Fledermaus-Aktivitäten geboten ist, kann man ab 19.15 Uhr erleben, bei Regen muss der besondere Spaziergang aber leider entfallen, statt dessen gibt es dann im Rumfordschlössl einen spannenden Vortrag über die vom Aussterben bedrohte Tierart, die ganz zu unrecht einen schlechten Ruf genießt.

Mehr Informationen zum Programm der Bat-Night gibt es im Internet unter www.batnight.de.

Heike Woschée

Artikel vom 24.08.2010
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