Buntes Programm zum Jubiläum noch bis 1. August

Au · 700 Jahre Jakobidult

Dulttreiben im Jahr 1910: Verändert hat sich die Mode, geblieben ist das Münchner Lokalkolorit.	Foto: Archiv »Freunde der Vorstadt Au«

Dulttreiben im Jahr 1910: Verändert hat sich die Mode, geblieben ist das Münchner Lokalkolorit. Foto: Archiv »Freunde der Vorstadt Au«

Au · Sie ist zugleich Ur-Mutter der Münchner Messe und des Oktoberfestes: Die Jakobidult in der Au wird heuer 700 Jahre alt. Am Namenstag des Heiligen Jakob, dem 25. Juli des Jahres 1310, wurde sie erstmals urkundlich belegt.

Münchner Wochenanzeiger-Themenseite zur »Auer Dult« am Mariahilfplatz

  • An alle Münchner und Besucher: Aufgepasst – Dult is!
    Seit über 100 Jahre Tradition: Maidult, Jakobidult und Kirchweihdult – dreimal im Jahr dreht sich die Dult neun Tage lang um die Mariahilfkirche. Themenseite zur Auer Dult, dem urigen Markt und dem beliebten kleinen Volksfest

Aber während der 200. Geburtstag der vergleichsweise jungen Wiesn von langer Hand vorbereitet wird, steht das viel ältere Münchner Markt- und Volksfest bescheiden im Schatten des großen Bruders. Mit einer Fest-Dult noch bis zum Sonntag, 1. August, will Münchens Tourismusdirektorin und Dult-Leiterin Gabriele Weißhäupl das würdige Alter der ur-münchnerischen Einrichtung ehren. Ein Bildband »Münchens Auer Dult« mit über 100 Farbfotos und historischen Abbildungen ist anlässlich des Jubiläums erschienen. Darin kann man aus der Feder des Kunsthistorikers Alexander Langheiter nachlesen, wie vor 700 Jahren alles angefangen hat, und zwar nicht in der Au, sondern auf dem Jakobsplatz direkt vor der Jakobskirche. Franziskanermönche hatten fliegenden Händlern und Krämern erlaubt, dort am Festtag des Heiligen ihre Waren – Kämme, Rosenkränze, Lebzelten, Konfekt und ähnliches – zu verkaufen.

Die Jakobidult war von Anfang an mehr als ein schlichter Jahrmarkt. Denn nach altem Stadtrecht durften hier auch Auswärtige ihre Erzeugnisse anbieten. So kamen edle Güter in die Stadt und wurden dort ausgestellt und gehandelt: Gold und Silber, teures Tuch und kostbare Pelze, luxuriöse Lederwaren und die seinerzeit unglaublich wertvollen Gewürze. Nicht nur ehrbare Händler, sondern auch allerhand fahrendes Volk suchte sein Glück: Ärzte und Kurpfuscher boten ihre Dienste ebenso an wie Quacksalber und Zahnbrecher. Und weil die Menge auch unterhalten werden wollte, stellten sich Gaukler, Seiltänzer, Moritatensänger und Marionettenspieler ein. Die Jakobidult war die Messe des Mittelalters und bis zum 18. Jahrhundert ein wirtschaftspolitisches und gesellschaftliches Großereignis. Entsprechend reiste die Händlerschaft aus allen damaligen Metropolen des Welthandels an, aus Salzburg, Nürnberg, Regensburg, aus Schlesien und der Schweiz.

Ende des 18. Jahrhunderts war es auf dem Platz am Anger für die zahlreichen Buden endgültig zu eng geworden. Längst erstreckte sich der Markt über die Sendlinger Straße und die angrenzenden Gassen. Der Name Dultstraße erinnert noch daran. Ab 1791 begab sich die Jakobidult mehr als ein Jahrhundert lang auf Wanderschaft. Kaufingerstraße, Promenadeplatz, Maximiliansplatz und der Haidhauser Johannisplatz waren einige Stationen, ehe sie sich im Jahr 1905 auf dem Mariahilfplatz zu Mai- und Kirchweihdult gesellte, die dort schon länger ihren Stammplatz hatten.

Wie das Oktoberfest bekommt die Dult dieses Mal einen eigens gestalteten Maßkrug. Beim »süßen Mittwoch« gewährt der gelernte Zuckerbäcker Alexander Siljanovic von 15 bis 17 Uhr Einblicke in seine Kunst. An den sakralen Ursprung des Marktes erinnert der »Tag der offenen Kirchentür« am Donnerstag. Stadtpfarrer Markus Gottswinter öffnet dazu um 11 Uhr und um 15 Uhr die Schatzkammer von Mariahilf. Weltlicher wird es dann am Freitag mit Volkstanz und Bänkelgesang zugehen. Moritatensänger ergötzen ihre Zuhörer mit schaurigen Geschichten und erbaulichen Gesängen wie in der Zeit des Mittelalters. Zurück versetzt in alte Tage werden die Besucher auch am Samstag, dem »historischen Dulttag« mit der Rittergruppe »Isengwant«. Marktfrauen wie anno dazumal halten Maultrommeln und Pfeiferl feil und die »schönen Münchnerinnen« lassen sich bei alten Handwerkskünsten über die Schulter blicken.

Beim Festgottesdienst am Sonntag, 1. August, um 10 Uhr wird die frisch gegossene Glocke geweiht. Schwindelfreie dürfen hoch droben im Kirchturm die Stube des künftigen Glockenspiels besichtigen. Ein Orgelkonzert von Stadtpfarrer Gottswinter auf der Empore der Kirche um 19 Uhr beschließt die Jubiläumsdult. Dazu werden in diesem Jahr 290 Marktkaufleute auf der 22.000 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche erwartet.

Claudia Schmohl

Artikel vom 27.07.2010
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