Eine Gemeinde entwickelt sich

1950er-Jahre · Große Wohnungsnot

Das alte Rathaus der Gemeinde Grünwald, aufgenommen in den 50er-Jahren. 	Foto: Gemeindearchiv

Das alte Rathaus der Gemeinde Grünwald, aufgenommen in den 50er-Jahren. Foto: Gemeindearchiv

Grünwald · Prägend für die Gemeinde Grünwald waren in den 50er Jahren nicht nur der kräftige Aufschwung, sondern die große Zahl an Flüchtlingen, die in der Isartalgemeinde eine neue Heimat suchten.

Zum einen waren dies zahlreiche Münchner, die ausgebombt waren, und in ihre kleinen Wochenend-Häuschen umziehen mussten, aber auch Heimatvertriebene, oft aus dem Sudetenland. Die Wohnungsnot war groß, denn auch Grünwalder brauchten Bleiben, da ihre Häuser von Amerikanern besetzt waren. Schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts waren in Grünwald parallel bäuerliche und großbürgerliche Strukturen entstanden, da Bauträger und Architekt Otto-Heilmann das Gebiet Geiselgasteig in eine Villengegend verwandelt hatte. Doch nun wurden der Integrationswille und die Toleranz der Menschen auf eine neue Probe gestellt, die jedoch innerhalb weniger Jahre bestanden wurde. Allein schon die vielen unterschiedlichen Dialekte, die im Ort aufeinander prallten, sorgten für ungewohntes Miteinander.

Es entstand in diesen Jahren die gemeinnützige Bau­genossenschaft, die viele Häuser und Wohnungen errichtete. Ganze Baugebiete wurden ausgewiesen und gleichzeitig komplett neue Straßen erschlossen, was eine wesentliche Veränderung in der Infrastruktur bedeutete. Glücklicherweise waren durch die Bavaria Film und Linde in Pullach Arbeitsplätze vorhanden. Ebenso erwies sich jetzt die bestehende Trambahn als Glücksfall, da sie den Menschen, die meist kein Fahrzeug hatten, den Weg in die Stadt zur ­Arbeitsstelle ermöglichte. Kennzeichnend war auch der Wille der Menschen ein reges soziales Leben wieder aufzubauen. So wurde 1950 die Vereinigung der Freunde Grünwalds gegründet und viele andere Vereine wieder ins Leben gerufen. Nachbarschaftlichen Ärger gab es aber auch schon damals. So zog die Schauspielerin Marika Röck, die 1952 eine Villa in Geiselgasteig erbaut hatte, vor Gericht, weil die Hühner ihres Nachbarn sie frühmorgens schon weckten. Sie verlor den Prozess, und zog später nach Wien. Ob dies an den gackernden Hühnern lag, ist nicht überliefert.

Geistliches Leben:

Am 1. Dezember 1957 fand die feierliche Grundsteinlegung für die katholische Kir che Maria Königin in Grünwald am heutigen Kardinal-Faulhaber-Platz (damals: Kaiser-Ludwig-Platz) statt.

Die Grundsteinweihe wurde von Weihbischof Dr. Johannes Neuhäusler vorgenommen. Natürlich durfte damals auch Bürgermeister Georg Kogler und die Mitglieder des Gemeinderates nicht fehlen.

1954 war das vorbereitende Trainingslager der deutschen Fußballnationalmannschaft zur Weltmeisterschaft 1954 in der heute so nicht mehr existierenden Sportschule Grünwald untergebracht. In den Bavaria Filmstudios wird wieder fleißig gedreht, unter anderem »Das doppelte Lottchen« (1950) und »Lola Montez« (1955). Im Jahr 1957 brennt die Halle II der Filmstudios vollkommen aus. Bis zum Ende der 50er-Jahre haben sich die Bavaria Filmstudios im Geiselgasteig zu einem wichtigen Standort auch für den international bedeutsamen Film entwickelt. hol/hw

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Artikel vom 23.07.2010
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