Moosacher Schüler sollen nach Laim, weil die AKR keine neue Klasse bilden darf

Moosach · Realschüler abgewiesen

Einer ganzen Klasse wird die Aufnahme an ihrer Wunschschule verweigert. Jetzt gehen die Eltern auf die Barrikaden.	Foto: sd

Einer ganzen Klasse wird die Aufnahme an ihrer Wunschschule verweigert. Jetzt gehen die Eltern auf die Barrikaden. Foto: sd

Moosach · Wie fühlt man sich als Eltern, wenn man erfährt, dass das eigene Kind von der weiterführenden Wunschschule in Wohnortnähe abgewiesen wird? Statt dessen einer Schule zugewiesen wird, die eine Stunde Anfahrtszeit benötigt und keine Nachmittagsbetreuung bietet? Die Antwort auf diese Fragen mussten Moosacher Eltern jetzt selbst schmerzlich erfahren.

Die Rede ist dabei nicht von einem Einzelfall. Deswegen war es auch kein normaler Elternabend, der am vergangenen Donnerstag in der kleinen Aula der Arthur-Kutscher-Realschule (AKR) in Moosach stattfand. Der Elternbeirat hatte kurzfristig betroffene Familien von insgesamt 30 Kindern eingeladen, denen die Aufnahme auf die Moosacher Realschule für das kommende Schuljahr verweigert wurde.

Wut, Verzweiflung und Ratlosigkeit waren in den vielen Gesichtern zu sehen. Für die betroffenen Eltern ein Skandal. Viele von ihnen stellt diese Tatsache vor wirklich große Probleme. »Wir haben die AKR nicht nur wegen der Wohnortnähe, sondern bewusst wegen der Nachmittagsbetreuung ausgewählt« sagt die berufstätige Mutter Andrea Goschala, die noch nicht weiß, wie sie das Problem in Zukunft regeln soll. Eine andere Mutter fragt: »Wie soll ich meinem Kind klar machen, dass seine Geschwister hierher dürfen, es selbst aber nicht?«

Statt auf die AKR sollen die Kinder auf die staatliche Georg-Büchner-Realschule in Laim wechseln. Unzumutbar lange Schulwege kommen auf die Kinder zu. Viele von ihnen benötigen künftig über eine Stunde für die einfache Strecke zur Schule. Da die staatliche Schule bereits um 7.45 Uhr beginnt, »heißt das täglich um sechs Uhr für die Kinder aufzustehen«, macht Goschala deutlich. Doch dabei wäre gerade die Situation in Moosach, relativ einfach zu lösen. »Statt eine komplette Klasse täglich quer durch die Stadt zu schicken, wäre es doch viel einfacher die benötigte Lehrkraft an die AKR zu bestellen« argumentiert die Elternbeirätin und selbst betroffene Mutter Monika Stubner. Aus Gesprächen mit der Rektorin Jutta Marcolesco weiß Stubner, dass die Raumkapazitäten im AKR durchaus vorhanden wären und auch die Rektorin bereit wäre, eine zusätzliche Klasse in ihrer Schule einzurichten, um den Kindern diesen Wahnsinnsaufwand zu ersparen. Doch die Stadt stellt sich stur.

»Aufgrund des bestehenden Stadtratsbeschlusses, nicht mehr als 48 städtische Eingangsklassen für Realschulen einzurichten, können keine weiteren Klassen eröffnet werden«, so die Pressesprecherin des Schulreferats Eva-Maria Volland. Als Grund stehen wie so oft Sparmaßnahmen der Stadt im Vordergrund. Dass aber nun die Fahrtkosten der meisten Schüler aufgrund der Entfernung des Wohnortes zur Schule von der Stadt getragen werden müssen, widerspricht dem Spargedanken. Gleichzeitig bestätigt Volland, die vorhandene Problematik der fehlenden Ganztagsbetreuung an den staatlichen Schulen zu kennen. »Aus unserer Sicht muss der Staat sich jetzt hier unbedingt mehr engagieren«, appelliert sie und fordert die Eltern gleichzeitig auf, »mehr Druck auf die staatlichen Schulen diesbezüglich auszuüben«. Die CSU im Stadtrat hat einen Eilantrag eingebracht, wonach die »Eingangsklassenbeschränkungssatzung« zu überprüfen und in Moosach eine Ausnahme zu machen sei.

Welche Brisanz in der gesamten Thematik steckt, die sich jedes Jahr weiter zuspitzt, wird auch dadurch verdeutlicht, dass den Medienvertretern ein Gespräch mit der zuständigen Rektorin des AKR ausdrücklich von der Pressestelle des Schulreferats untersagt wurde. Angelika Bueb (CSU) vom Bezirksausschuss Moosach versuchte an diesem Infoabend zu helfen, wo sie konnte und versprach, die gesammelte Unterschriftenliste der Anwesenden bis zum nächsten Tag als Eilantrag in die Stadtratssitzung einzubringen. Doch damit nicht genug.

Die betroffenen Eltern planen bei der nächsten Stadtratssitzung mit ihren Kindern bei den Stadtvätern vorzumarschieren, um persönlich auf die Problematik aufmerksam zu machen. Wer sich daran anschließen möchte oder selbst betroffen ist, kann sich wegen des Termins mit Silvia Löw, unter Tel. 01 79 / 5 29 02 24 in Verbindung setzen.

S. Delgado

Artikel vom 06.07.2010
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