„Es gab noch keinen Tag, an dem ich nicht gerne zur Arbeit gegangen bin“, erklärte Altenpflegeschülerin Dula Vehabovic. Ihre drei Mitschülerinnen, die sich zu einem Gespräch über ihren Beruf bereit erklärt hatten, sind ihrer Meinung. „Meine Patienten sind meine Schätze“, schwärmte Yana Hauschild. Sie hat einen Ausbildungsplatz in der ambulanten Altenpflege. Die anderen drei arbeiten in Altenheimen. Daneben besuchen sie im Rahmen ihrer dualen Ausbildung die Hans-Weinberger-Akademie (HWA) der AWO (Arbeiterwohlfahrt) in der Aubinger Industriestraße.
Den jungen Frauen gefällt die Ausbildung. Vielseitig sei sie, praktische und theoretische Elemente wie Anatomie oder Lebensgestaltung wechseln sich ab. Organisation, Einfühlungsvermögen, medizinische Kompetenz, Verantwortungsbewusstsein seien gefragt. Auch die Bezahlung ist in Ordnung. Viele Einrichtungen bieten zusätzliche Anreize wie eine Betriebswohnung, sie übernehmen Kosten der Ausbildung oder zahlen sogar den Führerschein und es gebe Zuschläge für den Einsatz an Wochenenden oder an Feiertagen.
Fachkräfte in der Pflege werden hängeringend gesucht. „Unsere Absolventen haben tolle Karrierechancen“, bestätigte HWA-Sprecherin Susanne Scholz. Bereits in jungen Jahren könnten oft schon Leitungspositionen übernommen werden. „Oder wir machen uns selbstständig“, warf Vehabovic ein. Die Ausbildung sei aber nicht leicht, betonten die jungen Frauen. „In den ersten beiden Schulwochen wusste ich nicht, wo mir der Kopf steht“, erinnerte sich Hauschild.
Angesichts der inhaltlichen und praktischen Anforderungen ärgert es sie, dass in der Öffentlichkeit der Beruf des Altenpflegers oft abfällig beurteilt wird. „Wir brauchen ein Umdenken in der Öffentlichkeit“, forderte Stephanie Kronpass. Für Altenpflege hat sie sich nach einer kaufmännischen Ausbildung entschieden. „Ich wollte einen Beruf, der Sinn macht“, erklärte sie. Yana Hauschild stammt aus Moskau. Sie hat in Deutschland bereits vier Jahre lang in der Ambulanten Altenpflege gearbeitet, bevor sie sich zur Altenpflegeausbildung angemeldet hat. „Danach habe ich die Möglichkeit Führungsaufgaben zu übernehmen“, freute sie sich.
Mittlerweile stehe sogar ohne Hochschulreife der Weg in eine akademische Karriere offen, stimmte Scholz zu. Deutschland sei übrigens das einzige Land mit einer dualen Altenpflegeausbildung, erklärte Scholz. Die Qualität der Ausbildung sei international anerkannt. Immer wieder kämen Delegationen aus anderen Ländern, um sich zu informieren. Hui Gao macht die Altenpflegeausbildung im ersten Jahr. Die junge Chinesin möchte ihre Erfahrungen später in ihrer Heimat anwenden. Dort sollen Altenpflegeschulen entstehen, um Fachkräfte auszubilden. Denn die traditionelle Betreuung der Großeltern in den Familien, sei auch in China immer seltener möglich.
Eine andere Absolventin der Schule ist Jewel Chelengat. Die junge Mutter ist aus Uganda geflohen. Über Einstiegsqualifizierungen fand sie ihren Weg in die Hans-Weinberger-Akademie. Nach einem Grundkurs in Altenpflege meldete sie sich zur Ausbildung zur Pflegefachhelferin. Schulleiterin Susanne Gerber: „Wir haben viele Menschen mit Migrationshintergrund, die bei uns eine Ausbildung machen und sehr engagiert sind. Jewel stach von Anfang an durch ihren Fleiß und Lernwillen heraus“. Nach dem einen Jahr wechselte sie in die dreijährige Ausbildung, die sie zum Ende des Schuljahres abschließen wird. Den Arbeitsplatz hat sie – so wie fast alle Absolventen – schon sicher in der Tasche.