Weil immer mehr Menschen aufgrund einer Demenz auf Pflege und Betreuung angewiesen sind, betreibt der Verein „wohlBEDACHT“ unter anderem in der Eversbuschstraße eine Demenz-Wohngemeinschaft (WG) – als Alternative zur Pflege zuhause, die gerade bei Demenz schnell an ihre Grenzen stößt. „Die Allacher WG besteht seit 2011, die Riemer WGs seit 2008“, sagt Annette Arand, die 1. Vorsitzende von „wohlBEDACHT“. In den WGs ist das Leben der Demenzerkrankten frei und selbstbestimmt, egal ob im Alltag oder der Freizeit. In Allach hat „wohlBEDACHT“ mit Unterstützung zahlreicher Förderer ein altes Bauernhaus für die Bedürfnisse einer Demenz-Wohngemeinschaft umgebaut. Das Haus ist zirka 330 Quadratmeter groß und bietet auf drei Ebenen Platz für die Bewohner.
Einziehen können dementiell Erkrankte, wenn die Demenz gerade erst begonnen hat, im mittleren oder auch im fortgeschrittenen Stadium. „Aufgenommen werden Menschen mit Demenz, egal welches Krankheitsstadium und welche Art von Demenzerkrankung“, betont Annette Arand. Alle profitieren von dem hohen Personalschlüssel und der qualifizierten Pflege und Betreuung in der WG. Bewohner der Wohngemeinschaft werden in der Regel bis zu ihrem Tod dort betreut und gepflegt. Aktuell leben zehn Bewohner in der Allacher WG. „Man kann sich immer anmelden“, erklärt Annette Arand. „Wenn ein Platz frei wird, rufen wir durch. Leerstehende Plätze gibt es bei uns nicht.“
Angehörigen kommt in den Demenz-WGs von „wohlBEDACHT“ eine besondere Bedeutung zu, denn sie sprechen und gestalten im Sinne der Bewohner mit. Doch sie müssen die Verantwortung nicht mehr alleine tragen, sondern engagieren sich in der Gemeinschaft. Das bedeutet für viele Angehörige vor allem eine Entlastung vom pflegerischen Alltag und wieder mehr Zeit für persönliche Zuwendung, sprich Entspannung für alle Beteiligten.
Die Kosten für Wohnen, Pflege und Betreuung orientieren sich an den in der Sozialhilfe üblichen Sätzen. Dabei sind Miete, Haushalts- und Taschengeld für alle gleich, die Pflege- und Betreuungskosten abhängig vom jeweiligen Bedarf. Die Angehörigen der wohlBEDACHT-WGs sind sich einig in ihrem Wunsch nach individueller Pflege und Betreuung der WG-Bewohner. Das bedingt einen wesentlich höheren Personalschlüssel bei etwas höheren Kosten, verglichen mit ins Haus kommenden Pflegediensten oder stationärer Pflege.
„wohlBEDACHT e.V.“ wurde von Annette Arand zusammen mit Sonja Brandner und Ute Daumiller im August 2000 ins Leben gerufen – unter anderem mit dem Ziel neue Hilfsangebote am Bedarf orientiert zu entwickeln, Versorgungslücken für Menschen mit seltenen Demenzerkrankungen zu schließen, Fortbildungs-Angebote auszubauen und das Verständnis für Menschen mit Demenz in der Öffentlichkeit zu verbessern. Die Gesellschaft der Altersfreunde e.V. ehrte „wohlBEDACHT-Wohnen für dementiell Erkrankte e.V.“ 2015 mit dem Dr.-Helmut-Braun-Preis für neue Initiativen zur bedarfsgerechten Betreuung und Pflege.