Nach der zweiteiligen Dokumentation „Alles wird anders – Pasing im 3. Reich“ hat der Verein „Institut für zukunftsweisende Geschichte e.V.“ nun ein weiteres Buch über die Pasinger Geschichte herausgebracht. Der Verein ist aus einem Volkshochschulkurs über die Stadterhebung Pasings und einer darauf aufbauenden ehrenamtlichen Geschichtswerkstatt entstanden, deren beeindruckende ehrenamtliche Forschertätigkeit das Buch „Ins Licht gerückt“ und die dazu gehörige Ausstellung „Jüdische Lebenswege im Münchner Westen“ im Jahr 2008 waren.
„Mit dem neuen Buch über Alois Wunder, den langjährigen Oberbürgermeister Pasings schließen wir unsere Forschungen über diese Zeit erst einmal ab“, meinte Bernd-Michael Schülke vom Verein. Er stellte das Buch „... nur ein Mitläufer?“, das das Leben und Wirken Wunders besonders von 1933 bis 1938 in den Mittelpunkt stellt, vor dem Bezirksausschuss 21 (BA) vor. „Die Ausgangspunkte für unsere Forschungen waren Wunders viel beachtete Tätigkeit während der Eingemeindung, seine brillanten Reden und natürlich auch die Straßenbenennung als wirklich allerhöchste Ehrung für einen Bürger.“
Gleich nach der Eingemeindung 1938 sei die Planegger Straße „Alois-Wunder-Straße“ genannt worden, „das hat man 1946 rückgängig gemacht, dafür hat nach seinem Tod 1978 die kleine Straße nahe Maria Schutz den Namen Wunders erhalten“, erklärte Schülke. „Man sieht daran viel Verwirrung, der wollten wir auf den Grund gehen.“ Denn auch aktuell befasse sich der Ältestenrat der Landeshauptstadt München damit, Straßennamen, die auf aktive Personen im Dritten Reich hinweisen, wieder umzubenennen. Dazu gehöre auch die Alois-Wunder-Straße in Pasing. „Wir haben unser Buch deswegen auch dem Oberbürgermeister Dieter Reiter und dem Stadtrat zur Verfügung gestellt“, so Schülke, „um damit unseren Beitrag für Aufklärung und Klarstellung zu leisten, was sich hinter den Namen Alois Wunder verbirgt.“
Das Autorenteam mit Schülke, Bernhard Koch und Bernhard Schoßig hat für das Buch 20 Reden Wunders und über 60 Zeitdokumente zusammengetragen. „Wir wollen Alois Wunder nicht madig machen und wir wollen keine Umbenennung per se. Es gibt sehr viele Brüche in der deutschen Geschichte. Mit denen wollen wir konstruktiv umgehen.“ Die Dokumentation „… nur ein Mitläufer? Der Pasinger Bürgermeister Dr. Alois Wunder während der Zeit des Nationalsozialismus“ ist im Verlag Pro Business GmbH Berlin München/Berlin 2017 erschienen und zu einem Preis von zehn Euro erhältlich. Am 31. Mai um 19.30 Uhr stellen die Autoren ihr Buch im Ebenböck-Haus vor. Diese Lesung wird veranstaltet vom Kulturforum München-West.