Veröffentlicht am 29.11.2016 11:57

Wie eine Familie

Vor der „Ehemaligen-Tafel“ im Treppenhaus der Wohngruppe: Franziska Wallner leitet die Wohngruppe Obermenzing seit drei Jahren. (Foto: us)
Vor der „Ehemaligen-Tafel“ im Treppenhaus der Wohngruppe: Franziska Wallner leitet die Wohngruppe Obermenzing seit drei Jahren. (Foto: us)
Vor der „Ehemaligen-Tafel“ im Treppenhaus der Wohngruppe: Franziska Wallner leitet die Wohngruppe Obermenzing seit drei Jahren. (Foto: us)
Vor der „Ehemaligen-Tafel“ im Treppenhaus der Wohngruppe: Franziska Wallner leitet die Wohngruppe Obermenzing seit drei Jahren. (Foto: us)
Vor der „Ehemaligen-Tafel“ im Treppenhaus der Wohngruppe: Franziska Wallner leitet die Wohngruppe Obermenzing seit drei Jahren. (Foto: us)

Seit zehn Jahren besteht die kleine heilpädagogische Wohngruppe Obermenzing der Inneren Mission München. Sie nimmt Kinder ab sechs Jahren auf, die aus ganz vielfältigen Gründen für eine kurze oder auch längere Zeit nicht bei ihren Eltern leben können. Ganz eng verbunden ist die Gruppe mit den beiden anderen Außenstellen der Inneren Mission in Pasing, die Mädchen ab zwölf Jahren aufnehmen, und mit der „Verselbstständigungsgruppe“ in Moosach, die junge Frauen ab 16 Jahren auf ihren Weg in ein selbstständiges Leben begleitet. Allen Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen wollen die Wohngruppen Schutz und Freiraum bieten. Die Zuteilung in die Gruppen geschieht in ganz enger Zusammenarbeit mit dem Jugendamt.

„Wir sind wie eine Familie“, betont Franziska Wallner, die seit drei Jahren Leiterin der Obermenzinger Wohngruppe ist. Zurzeit leben in der Gruppe vor allem unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. „Wir haben neun Jugendliche aus sieben Nationen. Das gibt ein wirklich buntes Alltagsbild. Unsere Aufgabe als Wohngruppe ist aber klar: wir schaffen eine Struktur und geben die Geborgenheit, um Schule und Freizeit zu gestalten. Das geschieht ganz klassisch, eben wie in einer Familie auch.“ Und ganz klar haben hier auch alle Emotionen, alle Wünsche und Auseinandersetzungen Platz.

Betreuung rund um die Uhr

Das Nesthäkchen ist momentan ein zehnjähriger Junge, die ältesten sind schon 18. „Sie können bei uns bleiben, bis sie selbstständig sind. Derzeit sind ja alle noch in der Schule oder machen eine Ausbildung.“ Fünf feste pädagogische Mitarbeiter, eine Haushälterin und Köchin sowie zusätzliches Fachpersonal für die pädagogisch-psychologische Betreuung haben rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr ein Auge auf die jungen Bewohner.

„Für die Zeit, in der die Jugendlichen bei uns wohnen, sind wir einfach ihre Heimat“, so Wallner. „Das setzt Vertrauen voraus. Wir sind für sie da, haben immer ein offenes Ohr für ihre Probleme und unterstützen jeden einzelnen nach ganzen Kräften.“ Schwierig sei es schon auch manchmal, aber das Team sei hervorragend eingespielt. Das zeige sich auch an den vielen Unternehmungen in der Wohngruppe, angefangen vom Basteln bis zur gemeinsamen Urlaubswoche im Sommer.

„Spenden helfen uns enorm“

„Im Sommer haben wir mit den Jugendlichen gemeinsam Erdbeermarmelade gekocht und sie auch verkauft, um aus den Erlösen ein Teil unseres Gartengrills zu finanzieren. Gerade wenn jeder mit anpackt und gefordert ist, wächst das Gemeinschaftsgefühl und die Verantwortung für sich und die Gruppe kommt von ganz allein“, so Wallner. Auch der Gartengrill entstand aus eigener Kraft. Unter Anleitung eines Maurers fertigten die Jugendlichen den Grillofen allein. Die Wohngruppe sei dankbar für jede Unterstützung. „Spenden helfen uns enorm“, dankte Wallner.

Der Grill war dann sogar pünktlich zum zehnjährigen Jubiläumsfest fertig, das die Wohngruppe mit Verantwortlichen, Bewohnern und vielen Ehemaligen feierte. „Es spricht für uns, dass viele unserer ehemaligen Bewohner ganz engen Kontakt halten und mit uns gerne ihre Erinnerungen teilen. Das ist uns gleichzeitig auch Ansporn für unsere Arbeit. Aus dieser Freude schöpfen wir wieder neue Ideen.“ Fürs nächstes Jahr gebe es wieder ein Großprojekt, „wir wollen ein Tomatenhaus bauen und unsere Tomaten selber züchten.“ Auch Ausflüge seien geplant. „Und vielleicht schaffen wir es im Winter zum Skifahren und Rodeln in die Berge und im Sommer am liebsten in den Schwarzwald.“

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