Freundlich, hell, bunt – der Fußgängertunnel unter der Landshuter Allee auf Höhe der Dom-Pedro-Straße erstrahlt immer mehr in neuem Licht. Der Künstler Martin Blumöhr arbeitet aktuell in der Unterführung und bringt seine Kunst in unterschiedlichen Bildern an die Wand. „Niwenhaus“ nennt er sein Projekt. Dem 35-Jährigen geht es vor allem darum, mit den Passanten in Kontakt zu kommen. Ähnlich wie bei anderen Wandgestaltungen von Martin Blumöhr aus seiner Serie „Public Viewing“ möchte er auch im Tunnel an der Dom-Pedro-Straße die Bewohner des Viertels mit einbinden. Sie sollen ihm Geschichten erzählen und etwas Besonders über ihren Stadtteil berichten, was er dann wiederum in seinen Bildern umsetzt. „Das können Erlebnisse und persönliche Erfahrungen sein, die die Leute mit dem Viertel verbinden“, betont Martin Blumöhr. „Diese Begegnungen sind wunderschön. Der Austausch funktioniert wirklich gut.“
Und in der Tat sind schon etliche Wandbilder in der Unterführung zu sehen. „Ich komme gut voran“, sagt der Künstler. „Obwohl es jetzt langsam schon etwas zu kalt wird. Das ist nicht gut für die Farben.“ Deshalb ist die Fertigstellung des Projekts für das kommende Frühjahr vorgesehen. Insgesamt sind in der Unterführung über 250 Quadratmeter Wand zu bearbeiten. Das Tollwood, zum Beispiel, hat Martin Blumöhr als „verrückten Wald“ dargestellt. „Ein wichtiger Aspekt vom Tollwood ist ja die Verbundenheit mit der Natur und das bewusste Essen“, betont der Künstler. Weitere Bilder, die er schon umgesetzt hat, sind unter anderem Szenen aus dem Olympiapark wie der Flohmarkt und Väterchen Timofei mit seiner Frau beim Bau der Kirche mit Demonstranten. Ebenfalls zu sehen ist der Flughafen Oberwiesenfeld mit „Tante Ju“, der Brunnen am Rotkreuzplatz oder der Botanische Garten. Und es soll noch einiges folgen. „An Material mangelt es mir nicht“, sagt der gebürtige Münchner.
Ziel seiner, wie er es nennt, „muralen Wandarbeit“ ist es, Erlebnisse, Gedanken, Erinnerungen und Wünsche zum Stadtteil ineinander zu verweben. „Die Zukunft, die Gegenwart und die Vergangenheit sollen sich hier im Tunnel begegnen“, erklärt Martin Blumöhr. „Ereignisse von großer Bedeutung möchte ich mit der Perspektive einzelner Bürger verknüpfen.“ In Bild-in Bild-Situationen lässt der Künstler diese Eindrücke miteinander verschmelzen – assoziativ, frei und ohne Vorzeichnung. „Die Bilder, die entstehen, male ich frei. Sie entstehen während der Arbeit in meinem Kopf“, erklärt Martin Blumöhr, der Kunst studiert hat. „Sie spinnen sich Stück für Stück zusammen. Ich möchte in den Bilder Geschichten darstellen, die Menschen erlebt haben und persönliche Bezüge schaffen.“ Damit entstehe schließlich eine Art Mikro- und Makro-Kosmos Neuhausen-Nymphenburg, der in der technischen Umsetzung auf zuvor glatt gespachtelten Grund im künstlerischen Prozess mit einer Mischung aus verschiedenen Acryltechniken, teils malerisch, teils zeichnerisch ausgearbeitet werde.
Martin Blumöhr freut sich im Übrigen auch auf Besuch in der Unterführung. „Jeder kann vorbeikommen“, sagt er. „Ich möchte ja mit den Menschen in Dialog treten.“ Am besten ist es, vorher mit ihm über seine Homepage www.niwenhaus.de Kontakt aufzunehmen. „Dann kann man einen Termin ausmachen und sich vor Ort treffen“, sagt er. „Ich freue mich auch über Kommentare und Geschichten, die vielleicht umzusetzen sind. Auf der Website gibt es ein Gästebuch, in das die Leute schreiben können.“ Zudem ist eine Zusammenarbeit mit Kindern aus dem Waisenhaus sowie mit Schülerinnen der Maria-Ward-Grundschule und Jugendlichen vom Clean Projekt Neuhausen (CPN) geplant. „Gerne können auch noch weitere Einrichtungen, Schulen, Vereine oder das Alten-Service-Zentrum vorbeikommen“, sagt Martin Blumöhr.
Initiiert hat das Ganze im Übrigen der Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg (BA 9). „Mir gefällt die Kunst von Martin Blumöhr sehr gut“, sagt Leonhard Agerer, Vorsitzender des Unterausschusses Kultur im BA 9. „Wenn man durch die Unterführung geht, zaubert es einem ein Lächeln auf das Gesicht und man entdeckt immer wieder etwas Neues in den Bildern.“ Die Unterführung in der Dom-Pedro-Straße ist schon der vierte Tunnel unter der Landshuter Allee, der aufgrund der Idee des Lokalparlaments künstlerisch gestaltet wurde. Finanziell unterstützt wird das Projekt vom Kultur- sowie vom Baureferat, der Sparkassen-Stiftung und dem BA 9.